Basel plant ein neues Quarter, muss aber zuerst die Böden sanieren. Bild BASF
Basel plant ein neues Quarter, muss aber zuerst die Böden sanieren. Bild BASF
  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Geplantes neues Stadtquartier Klybeck: Gift bei jedem Spatenstich.

Ein dynamisches Zentrum ist schon geplant, Verbindungen zwischen Wiese und Rhein werden geschaffen. Auf 300'000 Quadratmeter soll Basel auf dem Industrieareal Klybeck ein neues, grosses Quartier geschaffen werden. Dumm nur, dass der Boden kontaminiert ist. Wer da ans Umziehen denkt, tut gut daran mit dem Packen noch lange Zeit zuzuwarten.

Grosse Pläne im Kleinbasel. Das Industrieareal beim Klybeck soll zu einem neuen Stadtteil umgebaut werden. So schreibt die Stadt in einer Medienmitteilung:«Ziel der Arealentwicklung ist eine <Stadt für alle>: Es sollen Chancen für unterschiedliche Wirtschafts- und Wohnformen sowie für alle Nutzungsanliegen entstehen», so sieht der Kanton Basel-Stadt die Zukunft des Klybeck-Areals.

Natürlich will man Hochhäuser bauen: Auf den 300'000 Quadratmetern sollen Arbeitsplätze für 30'000 Menschen und Wohnraum für 20'000 entstehen. Sorgen macht das den Ärzten für Umweltschutz (Aefu): Sie verweisen auf Dokumente, die zeigen etwa, dass wegen undichter Abwasserleitungen bei der Ciba Geigy zwischen 1925 und 1980 25'000 bis 35'000 Tonnen Schadstoffe in den Boden gelangt sein könnten. «Höchstwahrscheinlich» befinde sich auch das Blutgift Nitrobenzol darunter. Aber selbst Substanzen wie etwa Arsen seien zum Vorschein gekommen, wie interne Berichte der Ciba zeigen sollen, Anilin und Mesilin. Kein Wunder ist das Gebiet auf dem Geokataster von Basel-Stadt orange gefärbt. Die Belastungen für den Wohnraum von 20'000 Familien- und Singelhaushalten sind bekannt. Wie ist so etwas zu verantworten?

«Areal intensiv untersucht»

Für Matthias Nabholz, Chef des Amtes von Amtes für Energie und Umwelt (AUE), ist klar, dass der Boden saniert werden muss. Er sagt auf Anfrage von barfi.ch : «Das Areal ist intensiv altlastenrechtlich und abfallrechtlich untersucht, die vorhandenen Belastungen sind bekannt.» Für Novartis und BASF ist klar, dass «eine Sanierung aktuell nicht erforderlich» sei, aber es unumgänglich ist, dass so bald gebaut wird, auch saniert werden muss. So erklärt Matthias Nabholz: «Es braucht eine umfassende historische und technische Untersuchung  – mit Analysen des Grundwassers. Daraus resultieren die erforderlichen Sanierungsarbeiten und erst nach der Sanierung darf gebaut werden.»

Er sagt, dass sich die Stadt bewusst sei, dass eine Sanierung wohl notwendig sei, das Aue würde zudem das Areal überwachen. Nabholz hagt nach: «Intensive Untersuchungen des Untergrundes und des Grundwassers zur Abschätzung der Risiken wurden bereits durchgeführt. Neue, bisher nicht bekannte Grundwasserbelastungen wurden nicht angetroffen.» Das Areal weckt allerlei Begehrlichkeiten. So will der Verein Zukunft Klybeck einen See, andere Kreise wünschen sich einen Yachthafen. Kein Problem, es muss so oder so gebuddelt werden.

Sanierung: Aufwändig und teuer

Die Sanierung auf dem Gelände der Novartis in Hüningen zeigt, dass solche Sanierungen nicht ganz günstig sind: 200 Millionen Franken wird die Sanierung des Geländes neben dem Campus kosten. Das Gebiet ist allerdings mit 55'000 Quadratmetern kleiner. Vierzehn Meter von mit Lindan verseuchtem Boden werden neben dem Novartis abgebaut und entsorgt. So könnte der Spass im Klybeck teuer werden. Denn hier haben die chemischen Firmen 125 Jahre lang gearbeitet. Und wie gesagt, die Abwasserleitungen waren nicht immer dicht.

In einem nächsten Entwicklungsschritt sollen nun die Testplanungen beginnen und ein Stadtteilrichtplan entstehen. Schulbedarf und Verkehrsentwicklung werden geschätzt und auf die Bedürfnisse eines neuen Quartiers abgestimmt. Es scheint, als hätte man an alles gedacht, nur an das Gift nicht.

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