• Silvan Meyer
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"Glaibasler Charivari" 2017 - lohnt es sich?

Das «Glaibasler Charivari» ist in den letzten Jahren zu einem wahrhaftigen Highlight der Vorfasnacht avanciert. Mit viel Witz und einem guten Händchen in der Cliquen- und Schnitzelbangg-Wahl, rissen die Macher das Publikum im Volkshaus-Saal Jahr für Jahr mit. Doch findet nicht jeder Höhenflug einmal sein Ende?

Die Erwartungen waren hoch. Insbesondere seit Programmchef Erik Julliard 2014 Colette Studer als Regisseurin mit ins Charivari-Boot holte, fand das Kleinbasler Vorfasnachts-Bijou zu altem Glanz zurück. Ein der heutigen Zeit gerecht werdendes Bühnenbild mit Multimedia-Elementen, musikalisch hochstehende wie kreative Darbietungen und treffende «Rahmestiggli», welche mit humorvoll verpackten Spitzen das Weltgeschehen der letzten 12 Monate rund um Basel zusammenfassten und das Programm zu einem in sich schlüssigen Erlebnis abrundeten. Und das alles, ohne den Geist der Fasnacht und deren Traditionen aus den Augen zu verlieren. Das Team rund um Juillard und Studer hat die Messlatte in den letzten Jahren somit immer weiter in die Höhe getrieben – zu hoch, um sich nochmals zu übertreffen? Eine Kritik:

Von Morin und anderen "Trump"-eltierchen

Vielleicht das Wichtigste für Sie zuerst: Sie können Ihr Ticket ruhig behalten und müssen es nicht der Schwiegermutter weiterverschenken! Auch 2017 enttäuscht das Charivari nicht, obwohl sich in diesem Jahr vielleicht zum ersten Mal seit Langem wieder gewisse Schwächen offenbarten, welche nicht gänzlich von den zahlreichen Höhepunkten überspielt werden konnten. So schien es, als fehlte dem Rahmenprogramm oft ein Quäntchen Witz, ein Quäntchen Sarkasmus, ein Quäntchen Ironie, um jene entscheidende Pointe zu laden, welche das Publikum im ausverkauften Volkshaus-Saal mitzureissen vermocht hätte. Vielleicht die Folge eines Jahres, welches in Basel und der Welt derart viel Stoff lieferte, dass es ein Leichtes war, einen Fuss in zu viele Themengebiete reinzusetzen, anstatt einige «Rosinen» vollends auszuschlachten.

An Tiefe fehlte es dem «Glaibasler Charivari» jedoch keineswegs. Insbesondere der Programmteil «Guete Morge Amerika» stellte eine unbeschönigte Kritik an allem dar, was in den letzten Wochen und Monaten jenseits des grossen Teichs von statten ging. Nebst dem neu gewählten US-Präsidenten wurde nur dem abgetretenen Regierungspräsidenten Guy Morin ähnlich grosse Aufmerksamkeit zuteil – dafür erschien dieser gleich höchstpersönlich auf der Bühne und liess sich vom Schauspielensemble besingen – zweifelsohne ein spätes Highlight des Abends.

Das hat gefallen…

Wie unterdessen gewohnt, schaffte das Charivari die goldene Mitte zwischen imposanten Cliquen-Auftritten à la «Drummeli» und feinem Basler Humor in liebevollen, «Pfyfferli’esquen Rahmestiggli» zu treffen. Den Mut zur Kreativität mit Liebe zum Detail zeigte sich beispielsweise im interaktiven Programmteil «Dr Märliwald», in welchem gar das Publikum in die Entscheidung über den Verlauf der Geschichte miteinbezogen wurde. Einen absoluten Höhepunkt aus musikalischer Sicht holten die Verantwortlichen von ausserhalb der Stadtgrenzen zu sich ins Volkshaus. Die Pratteler «Nachtfalter Schränzer», eine ursprünglich aus dem Musikverein hervorgegangene Guggemuusig, wusste zu begeistern! «Die beste Gugge, die hier jemals einen Auftritt hatte» war nur eine Stimme aus dem Publikum.

…und das weniger

Die erste Programmhälfte war klar durchzogener als die zweite. Zu unaufgeregt die Auftritte der Cliquen, zu wenige gute Pointen im Rahmenprogramm. Zu behaupten, es wären nur die richtigen Ansätze vorhanden gewesen, würde den Charivari-Machern jedoch keinesfalls gerecht werden. Das «Glaibasler Charivari 2017» überzeugt nach wie vor, doch vermag es in diesem Jahr keine Euphorie unter Kritikern auszulösen. Vielleicht ist das auch gut so im Hinblick auf 2018, denn je höher die Erwartungen angesiedelt werden, desto tiefer fühlt ein kleiner Fall sich an.

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