Im Vordergrund: eines der typischen Langschiffe
Im Vordergrund: eines der typischen Langschiffe
  • Nathan Leuenberger
  • Aktualisiert am

Glanzidee Langschiff statt Drämmli: sympathische, aber unmögliche Alternative zur Mittleren Brücke

Wenn bald selbst die Drämmli nicht mehr über die wichtigste Brücke von Basel fahren können, müssen alternative Verkehrsmittel angeboten werden: Die Wasserfahrer organisieren jetzt Langschiffe als Tramersatz. Doch wer es am meisten braucht, wird kaum davon Gebrauch machen können.

Die Mittlere Brücke und die Greifengasse sind eine Grossbaustelle. In den nächsten Wochen steigt die Baubelastung ins Unermessliche: Dann wird die Mittlere Brücke für den gesamten Verkehr gesperrt. Nur noch Fussgänger verkehren vom 19. Juni bis 13. August über den wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Dann werden die Schienen auf der Brücke und in der Einkaufsstrasse ersetzt.

Während der ÖV in dieser Zeit massiv eingeschränkt ist, wird den Passanten zeitweise eine neue Wasserweg-Variante zur Verfügung stehen: traditionelle Basler Langschiffe. Diese Boote werden nebst den Fähren, die natürlich weiterhin täglich in Betrieb sind, zumindest jeden Samstag zwischen Gross- und Kleinbasel verkehren. Und das gratis. Dieser Service soll mit seinem «Abenteuer-Faktor» Kunden ins Kleinbasel locken, wenn diese von sich aus nicht davon angetan sind, über die grosse Baustelle zu gehen.

Damit wird geschifft: eines der Langschiffe

Damit wird geschifft: eines der Langschiffe

Hürdenreicher Einstieg, abenteuerliche Überfahrt

Der (noch nicht ganz fertige) Steg an der Schifflände

Der (noch nicht ganz fertige) Steg an der Schifflände

Was gut tönt, bringt auch Probleme: Zunächst muss der Steg bei der Schifflände tiefer gelegt werden, um das Einsteigen in die Schiffe überhaupt zu ermöglichen. Und dann ist der Service alles andere als behindertengerecht: Der improvisierte Steg schaukelt und von wirklich ebenerdig kann nicht die Rede sein. Gerade Personen, die den Fussweg über die Mittlere Brücke wegen Gehbehinderungen oder aus Altersgründen nicht schaffen, werden die schmalen Boote unmöglich nutzen können.

Nicht behindertengerecht: der Abstieg auf den Steg

Nicht behindertengerecht: der Abstieg auf den Steg.

Organisiert wird der Service vom Verband der Basler Wasserfahrvereine. Mit einem motorisierten Langschiff chauffieren die Wassersportler ihre Passagiere von der Schifflände ins Kleinbasel; der Ausstieg befindet sich dort gleich unter der sitzenden Helvetia. Auch wenn man den Wasserfahrern viel Muskelkraft zuschreiben darf, sei der extra montierte Motor nötig, meint Verbandspräsident Gilles Kolb: «Ansonsten wären wir jeden Abend nudelfertig.»

Eigenhändig einen Steg bauen

Ihre Schifflände passten die Wasserfahrer höchstselber an. Denn sie sonst nur für grosse Personentransporter gebraucht wird, ist der Steg normalerweise viel zu hoch. «Wir sind zurzeit daran einen vernünftigen Steg zu bauen, mit welchem der Einstig, wie bei der Fähre vergleichbar wird» so Kolb. Mit einem Fähri-Steg, der übers ganze Jahr befestigt ist, kann die improvisierte Variante allerdings nicht ganz mithalten. Der Wellengang lässt das Floss gemütlich mitschwingen. Ein sicherer Stand ist daher von Vorteil und der Zutritt erfolgt nur via Treppe.

Wer es allerdings bis auf eines der Schiffe schafft, kann sich in sicheren Händen fühlen, ist Kolb überzeugt: «Das Wasserfahren ist eine über 100-jährige Tradition. Wir wissen da schon, wie das funktioniert.» Und auch das Arbeitsmaterial kennen die beteiligten Mitglieder gut, sie sind mit den eigenen Vereinsbooten unterwegs. Diese kennen sie so gut wie ihre Schwimmwestentasche.