Was für eine Skyline! Willkommen in Pjöngjang. ©Keystone
Was für eine Skyline! Willkommen in Pjöngjang. ©Keystone
  • Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Grusiger Mai, heftiges Fernweh? Vorsicht bei diesen Feriendestinationen!

Trübe Schweiz, heisses Fernweh. Aber der selbstgebuchte Traum kann schnell zum Alptraum werden: In Pattani in Thailand wurde am Dienstag ein Anschlag auf einen Supermarkt verübt, dutzende Menschen wurden verletzt. Vorsicht also bei der schnellen Buchung – wir zeigen, welche Destinationen Sie besser nicht arglos übers Internet ansteuern. 

Sie kennen das. Die trüben Wolken drücken aufs Hirn, der Mai spielt November und überhaupt ist alles ein bisschen trübe. Zum Glück ist ja 2017 ein wahres Brückenjahr, da kann der gemeine Arbeitnehmer auch schnell mal abdüsen. Also nichts wie weg mit Easyjet und Co. Aber lockeres Ferienvergnügen kann da schnell mal zum Horror werden.

Nicht wegen Wanzen im Bett der Absteige auf Malle oder weil sich dauerbetrunkene All-Inclusive-Gäste im kalten Buffet wälzen. Sondern weil es um Leib und Leben geht. Dumm gelaufen, wenn man etwa einen Quickie nach Kuba im Internet bucht und dann merkt, dass die Infrastruktur gar nicht auf den aktuellen Kuba-Boom ausgelegt ist: Kein Hotelzimmer mehr da, rumirren auf den Strassen. Dümmer – oder eben: schrecklicher – wenn Entführungen und andere Gewalttaten im Spiel sind. Da ist die Versicherung noch das kleinste Problem.

Der internetbewanderte Individualreisende kann da ziemlich schnell auf die Nase fliegen. Barfi.ch hat die Profis kontaktiert, von denen man manchmal gar nicht weiss, dass es sie noch gibt: Reisebüros. Hier die heissen Gos und No-Gos, basierend auf den Reisewarnungen des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA).

1. Ägypten: Dauerwarnung, aber herrliche Strände

Hallo und Prosit in Hurghada. ©Keystone

Ja, der Klassiker. Dabei ist Ägypten immer noch ein Risikoland, wie viele nordafrikanische Staaten. Es schreibt das EDA: «Trotz erhöhter Sicherheitsmassnahmen besteht das Risiko von Terroranschlägen jederzeit im ganzen Land, dies schliesst auch die Badeorte mit ein.» Ja, klingt übel. Überhaupt schwierig für den Zivilisations-Paranoiker, nach der Lektüre noch irgendwo hinzureisen. Die Profis aber sagen: Nicht unbedingt ein Problem, man muss sich bewusst sein, wo man hingeht. So sagt André Frossard vom gleichnamigen Basler Reisebüro, dass die Beratung jederzeit Einschätzungen abgeben kann und punktuell schlicht abrät. Was Ägypten angeht, so seien die Badeorte nicht nur dauerbeliebt, sondern auch verhältnismässig sicher.

2. Nordkorea: Mutige Basler grüssen den Kim Jong-Un

Nordkorea beeindruckt durch Landschaften. ©Keystone

Wer, in Gottes Namen, reist denn freiwillig in den totalitären Staat Nordkorea? Einige, sagt Thomas Baumgartner vom Reisebüro Globetrotter. Seine Agentur ist unter anderem auf solche Reisen spezialisiert, die umfassende Risiko-Einschätzung und Beratung gehöre da natürlich dazu. Die Destination ist natürlich nicht gerade der ultimative Knaller, aber für Kulturreisende äusserst spannend; ein Trip in eine wirklich andere Welt. «Wir halten uns bei den Buchungen stets an die Angaben des EDA», sagt Baumgartner. Eine Internetbuchung bietet sich in diesem Fall definitiv nicht an, hier ist eingehende Beratung und Buchung bis ins letzte Detail gefragt.

3. Süd-Sudan: Abtauchen im heissen Kontinent

Richtige Tiefseetaucher scheuen vor wenig zurück. ©Keystone

Viele afrikanische Länder rühmen sich eingehender Warnungen von Aussendepartementen westlicher Länder. Verständlich, denn politische Unruhen und grosse Instabilität locker Verhältnisse machen Länder wie den Sudan oder auch Süd-Sudan zu einer kritischen Destination. Dennoch gibt es Verwegene, die unbedingt dorthin wollen. Davon berichtet auch André Frossard: «Es gibt Leute, die wollen eben unbedingt dort tauchen gehen.» Das kann ganz schön gefährlich sein und zwar eher noch an Land als unter Wasser. Das EDA schreibt daher auch klipp und klar: «Von Reisen in den Südsudan und Aufenthalten jeder Art wird abgeraten.» Wird die Situation unhaltbar, schiebt Frossard den Sicherheitsriegel vor: «Einige Destinationen bieten wir je nach Umständen dann gar nicht an.»

4. Kuba: Voll im Trend, aber heillos überlastet

Was für ein Touristen-Leben auf Kuba! ©Keystone

Es könnte der Trip des Lebens werden, aber auch die Hölle auf Erden: Das neue Ferienparadies Kuba. Seit Kurzem ist Fidel Castros Heimatland eine Boom-Destination, sagt Thomas Baumgartner von Globetrotter. Wer aber vom eigenen Schreibtisch aus bucht, kann schnell in die Wand rennen: Zum einen braucht es ein Visum, an das viele Schnellbucher gar nicht erst denken, zum andern stosse die Infrastruktur an ihre Grenzen. «Buchen kann man im Internet alles», sagt Baumgartner und lacht: «Ob es dann auch existiert, ist das andere.» So seien die Hotels noch gar nicht auf den Ansturm ausgelegt, verschiedentlich musste schon aus Basel bei einer Alternative für die überbuchte Unterkunft gesucht werden. Immerhin sagt das EDA dazu: «Die politische Lage kann als stabil bezeichnet werden. Beachten Sie, dass Kuba komplizierte Währungsvorschriften hat.»

5. Syrien: Zerstört, was einmal gross und kulturell war

Wunderschön, aber höchstkritisch: Ein Aufenthalt am Hindukusch. ©Keystone

Der Krieg, der in Syrien wütet, hat die Destination zu einem No-Go gemacht. Das EDA warnt eindringlich: «Von Reisen nach Syrien und von Aufenthalten jeder Art wird abgeraten. Schweizer Bürger, die beschliessen, im Land zu bleiben oder entgegen der Empfehlung des EDA nach Syrien zu reisen, müssen sich bewusst sein, dass die Schweiz praktisch keine Möglichkeiten zur Erbringung von Dienstleistungen oder Hilfeleistungen in Notfällen hat.» Überhaupt ist der Nahe Osten ein Krisenherd, vor dem auch die wagemutigsten Reiseorganisatoren oft nur noch abraten. Dasselbe gilt für Afghanistan. Die Hochburgen antiker Kultur und früher Zivilisationen sind dermassen krisengeschüttelt, dass definitiv von äusserster Vorsicht gesprochen werden muss. Aber mal ehrlich, um das nicht zu wissen oder zu ignorieren, muss man schon ziemlich hinter dem Mond zu Hause sein oder einfach nur ultimativ leichtsinnig.

6. Sicher ist sicher? Asien trotz Anschlägen beliebt

Einfach wow: Palast in Thailand. ©Keystone

Schon wieder eine Explosion in einem thailändischen Touristenort, heute Dienstag. Dennoch gelten die Länder Asiens als verhältnismässig sicher für Touristen. So sagt Thomas Baumgartner, dass die Länder gerne besucht werden und auch als geeignete Feriendestinationen gelten. Besonders abgeraten wird selten, je nach Region ist aber eine Beratung von grossem Vorteil. Auch das EDA rät nicht direkt von Reisen in Länder wie Thailand ab, mahnt aber zur gebührenden Vorsicht: «Wiederholt haben die thailändischen Sicherheitskräfte auf das Risiko von Anschlägen und Sabotageakten hingewiesen. Das Risiko besteht im ganzen Land.»

Derweil die USA vor Europa warnen...

Die Perspektive der Warnungen ist allerdings auch entscheidend. So warnen die USA ihre Bürger derzeit vor Reisen nach Europa: Terroristische Anschläge könnten überall passieren, schreibt das zuständige Departement auf seiner Website. Mit der gebührenden Achtsamkeit und einem minimalen Augenmerk auf die Nachrichten aus dem Weltgeschehen, schafft es aber auch der Internetbürger, seine Risikoeinschätzung selbst vorzunehmen.

Geht es weiter weg, ist allerdings tatsächlich ein bisschen mehr Aufwand als der Klick aufs billigste Pauschalangebot angesagt. Schliesslich will man ja nicht unbedingt mit einer Maschine des Bundes aus einem Urlaub evakuiert werden, der eigentlich ein Traum hätte werden sollen.

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