©keystone
©keystone
  • Binci Heeb

Hochsaison für Zecken: Klein, fies und sehr gefährlich

Die Zecke ist auch in diesem Jahr in den Wäldern beider Halbkantone auf dem Vormarsch. In diesen Tagen herrscht Hochsaison. Und: ihr Stich kann schwere Krankheiten auslösen.

Dass Zecken oft übersehen werden, liegt daran, dass die stecknadelkopfgrossen Holzböcke fast unbemerkt in die Haut eindringen. Meist an versteckten Stellen, wie Kniekehlen, Bauchnabel, Schamgegend, Achselhöhlen, Rücken und Nacken oder hinter den Ohren. Anders als angenommen, sticht die Zecke, aber beisst nicht. Wichtiger Schutz vor Zeckenstichen bieten gut abschliessende Kleidung und das Meiden von Unterholz. Auch chemische Schutzmittel für die Haut helfen. 

Risikogebiete

Die Zecken bevorzugen Laubwälder und üppiges Unterholz. Man findet sie aber auch in Parks, am Rheinbord, aber vor allem an Waldrändern und Waldwegen, wo sie auf niedrig wachsenden Pflanzen sitzen. Oft liest man sie beim Vorübergehen auf, indem man sie unabsichtlich von einer Pflanze streift. Auch Hunde, Katzen oder Pferde können Überträger der gefährlichen Zecke sein. Es empfiehlt sich deshalb, Ihr Haustier gut abzutasten. Nach jedem Waldbesuch sollten zudem Körper und Kleidung nach den fiesen Insekten abgesucht werden. 

Hochrisikogebiete in der Nähe von Basel. ©Bundesamt für Gesundheit BAG

Borreliose oder Lyme-Krankheit

Bei der Lyme-Borreliose handelt es sich um die häufigste durch Zecken übertragene Infektion Europas. In der Schweiz sind zwischen 5 und 30 Prozent, stellenweise gar bis 50 Prozent, der Zecken infiziert. Das Bundesamt für Gesundheit BAG rechnet mit jährlich 10'000 Personen, die an einer Borreliose erkranken. Im Gegensatz zur Frühsommer-Meningoenzephalitis existiert gegen Borreliose noch immer kein Impfschutz.

Zeckenstiche enden nicht nur in einer Hautirritation, sondern können das Bakterium Borrelia burgdorferi, Erreger der Borreliose oder Lyme-Krankheit, freisetzten. Je nach Art werden im Verlauf der Erkrankung verschiedene Organe davon betroffen. Erste Symptome sind örtliche Rötungen an der Stichstelle, die sich ausdehnen, ringförmig werden und innerhalb von Tagen bis Wochen wieder verschwinden. Bei einigen Erkrankten kann es nach Wochen, Monaten oder gar Jahren zu einem zweiten Stadium kommen, wobei Gelenke, Nervensystem und in seltenen Fällen auch das Herz befallen sein können. Weil bei ungenügender Behandlung bleibende Behinderungen vorkommen können, sollten Borrelieninfektionen unbedingt mit Antibiotika behandelt werden.

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Zeckenenzephalitis 

Doch Zecken können nicht nur Borreliose übertragen, sondern auch die durch einen Virus ausgelöste Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). In der Schweiz zählt man jährlich zwischen 200 und 250 Fälle. Tendenz steigend. Erste grippeartige Symptome zeigen sich nach sieben bis vierzehn Tagen. Bei 5 bis 15 Prozent der Erkrankten können nach einem beschwerdefreien Zeitraum das zentrale Nervensystem mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Lichtscheu, Schwindel, Konzentrations- und Gehstörungen auftreten. Die Symptome, welche zum Teil Wochen bis Monate anhalten, führen bei einem Teil der Patienten zu Lähmungen der Extremitäten oder Gesichtsnerven. Im schlimmsten Fall ist mit bleibenden Behinderungen zu rechnen.

Anders als bei der Borreliose kann man sich gegen FSME jedoch impfen lassen. Die Impfung wird allen Menschen ab dem sechsten Lebensjahr empfohlen, welche in betroffenen Gebieten wohnen oder sich oft in und um Wälder aufhalten. 

Wie funktioniert die Impfung? 

Ideale Zeitpunkt für die Impfung ist der Winter, wobei man sich auch das ganze Jahr hindurch schützen lassen kann. Zur vollständigen Grundimmunisierung werden drei Injektionen benötigt. Die ersten beiden Impfungen werden im Abstand von einem Monat verabreicht. Die dritte erfolgt je nach Impfstoff 5 bis 12 Monate nach der zweiten Dosis. Gut zu wissen, dass der Langzeitschutz mindestens zehn Jahre währt und die Impfung im Rahmen der Grundversicherung übernommen wird.

Nach Zeckenstichen gilt immer: bei Fieber oder anderen Symptomen sofort Arzt oder Ärztin aufzusuchen.