Jubel an den letzten Wahlen, Jubel auch am Sonntag? Conradin Cramer und Grossrätin Patricia von Falkenstein von der LDP am Wahlsonntag 2012.
Jubel an den letzten Wahlen, Jubel auch am Sonntag? Conradin Cramer und Grossrätin Patricia von Falkenstein von der LDP am Wahlsonntag 2012.
  • Michel Schultheiss, Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Ist er jetzt noch Single? Google weiss, was die Basler Wähler wirklich interessiert

Die letzten Umfrage-Ergebnisse sind publiziert, alle scharfen Kommentare geschrieben und am Sonntag in einer Woche ist alles vorbei. Zeit, herauszufinden, was die Wähler wirklich über die Regierungsratskandidaten wissen wollen – natürlich von Google.

Wir wissen jetzt: Der Grosse Rat rutscht wahrscheinlich nach rechts und die Grüne Elisabeth Ackermann könnte den Sprung in den Regierungsrat schaffen – auf Kosten von SVP-Mann Lorenz Nägelin. So das Ergebnis einer zweiten Wahlumfrage der «TagesWoche» und «bz Basel» mit dem Institut Sotomo gut eine Woche vor dem Wahlsonntag. Baschi Dürr (FDP) könnte es laut dieser Umfrage noch knapp zur Wahl als Regierungspräsident reichen.

Ist es aber das, was wir auch wissen wollen? Weit gefehlt – zumindest, wenn es nach Google geht. Gibt man die Namen der Basler Regierungsratskandidaten im Suchfeld ein, bringen die Vorschläge der potentesten aller Suchmaschinen ganz andere Ergebnisse zum Vorschein.

Conradin Cramer: Der Attraktive

Conradin Cramer (LDP) sticht dabei besonders hervor: Entweder ist der 37-jährige Jurist auch ausserhalb von Beruf und Politik ein gefragter Mann – oder es gibt zu viele Klatschtanten und –onkel in Basel. Google spuckt als erstes den Zusatz «Freundin» aus – noch vor der Recherche zu seinem Arbeitgeber «Vischer». Die Frage, ob Conradin Cramer noch zu haben ist, muss wohl so manche schlaflose Nächte bereitet haben. Damit steht der Liberale in einer Reihe mit dem Fussballer Breel Embolo, SP-Nationalrat Cédric Wermuth und Prinz Harry. Auch bei diesen Herren ist die Suche nach einer möglichen Freundin eine beliebte Option. Um die Wahl muss sich der adrette Liberaldemokrat wohl kaum Sorgen machen: In den heute publizierten Umfrageergebnissen landet er auf Platz zwei, direkt hinter Finanzdirektorin Eva Herzog. Ah, und wir lösen übrigens auf: Conradin Cramer ist vergeben.

Screenshot Google

Eva Herzog: Die Pragmatische

Apropos Eva Herzog: Hier fragt man bei Google tatsächlich nach Sachgeschäften. Was der SP-Frau gefallen dürfte, denn Sachpolitik bei den Finanzen pflegt sie wie kaum eine andere. Hier interessiert die Abfrage «Unternehmenssteuerreform», eines ihrer aktuell wichtigsten Dossiers in der Basler Finanzpolitik. Ganz ohne private Neugier gehts aber auch hier nicht: Ihr Partner Thomas Müller wird oft gesucht – interessanterweise in Kombination mit dem Namen von Herzog. Bei einem derart landläufigen Namen dürfte es sich allerdings eher um eine Konkretisierung der Google-Ergebnisse handeln als um die Annahme, dass es den einen nicht ohne die andere gäbe.

Screenshot Google

Christoph Brutschin: Der Gesuchte

Ruhiger gehts bei Partei- und Regierungskollege Brutschin zu. Wer Google befragt, will wenig über sein Privatleben oder Beziehungsstatus erfahren, aber offenbar auch wenig über konkrete Politgeschäfte. Die Anfragen lauten schlicht auf «Regierungsrat» und «Kontakt». Als ob man sich noch versichern müsste, ob Christoph Brutschin noch Basler Regierungsrat sei. Also bitte. Wobei, falls man mit ihm in Korrespondenz treten möchte, sind solche Anfragen natürlich auch noch praktisch.

Screenshot Google

Hans-Peter Wessels: Das Facebook

Dass Hans-Peter Wessels’ zweiter Wohnsitz im Facebook sei, ist ein hartnäckiges Gerücht. Eines, das allerdings Google stützt: Die meisten Anfragen beziehen sich auf seinen Auftritt bei der Social-Media-Plattform. Dort ist SP-Politiker Wessels sehr aktiv, kommentiert und teilt Beiträge verschiedener Medien in Bezug auf seine Regierungstätigkeit und Interessen. Der Zusatz «Wolbeck» erklärt sich übrigens dadurch, dass es in Münster-Wolbeck einen gleichnamigen Herrn Wessels gibt. Der arbeitet beim Bildungszentrum Gartenbau und Landwirtschaft Münster-Wolbeck und ist dort Beratungsleiter in der Baumschule.

Screenshot Google

Heidi Mück: Die Kontroverse

Politischer wirds bei Heidi Mück, die für die linke BastA! in den Regierungsrat will. Die meisten suchen nach Mücks politischer Heimat oder mit dem Zusatz «TagesWoche». Wegen des Porträts der Zeitung über sie? Oder vielleicht, weil man ihre politischen Stellungnahmen am ehesten dort erwartet? Die Nachwirkungen eines Artikels der «Basler Zeitung» sind nämlich immer noch gespeichert: Der Begriff «BDS» erscheint ebenfalls. In der BaZ wurde der Kandidatin die Nähe zur umstrittenen anti-israelischen Kampagne «Boycott, Divestment and Sanctions» vorgeworfen. Nun, Google vergisst nicht.

Screenshot Google

Elisabeth Ackermann und Furtwänglers Stieftochter

Bei der Suche nach Elisabeth Ackermann (Grüne) will man wohl erstmal wissen, wofür die Frau steht. So wird auch gut eine Woche vor dem Wahlsonntag immer noch das politische Profil gesucht. Man stösst aber schnell auch auf eine Namensvetterin: Die zweite Ehefrau des berühmten deutschen Dirigenten Wilhelm Furtwängler teilte sich nämlich den Namen mit der Anwärterin aufs Basler Regierungspräsidium. Daher wird Elisabeth Ackermann oft vom Zusatz «Schauspielerin» begleitet: Die Tochter Kathrin der anderen Elisabeth Ackermann ist damit gemeint.

Screenshot Google

Baschi Dürr: Der Getrennte

Interessant hingegen die Abfragen in Bezug auf ihren bürgerlichen Konkurrenten im Rennen ums Regierungspräsidium, Baschi Dürr (FDP). Das Ergebnis erstaunt: Keine Suchen nach «Dienstwagen» oder «Affären» im Sicherheitsdepartement. Die Suchenden wollen eher etwas von seinem Facebook-Auftritt wissen oder ob er etwas mit Kultur am Hut habe – als Regierungspräsident müsste er, denn die kulturellen Belange des Kantons wären dann in seinem neuen Departement. Und siehe: Auch bei Baschi Dürr wird im Privaten gegrübelt. Das suchende Stimmvolk scheint sich gerne über Trennungen im Haushalt Dürrs informieren zu wollen. Wir geben dazu natürlich keine Auskunft.

Screenshot Google

Lorenz Nägelin: Der Blasse

Umso blasser erscheinen da die Anfragen zu Lorenz Nägelin der SVP. Die Vorschläge basierend auf Abfragen bestanden aus informativen Abfragen seiner Tätigkeit. Beziehungsweise: Erst einmal herausfinden, wer das überhaupt ist. Hätte man die Medien besser verfolgt, dann wüsste man: Das ist der Mann mit der hübschen Badehose, der mit drei anderen Herren im besten Alter mitten im Sommer in den Rhein gestiegen war. Mit «Lorenz Nägelin Badhose» wäre man also zumindest optisch erfrischender bedient worden.

Screenshot Google

Martina Bernasconi: Kein Kuss

Bleibt noch die schmusende Regierungskandidatin der Grünliberalen: Martina Bernasconi. Mit etwas Enttäuschung nehmen wir dabei alle zur Kenntnis, dass NICHT das Video mit dem Frauenkuss vorgeschlagen wird, sondern erneut eine Abfrage auf die bei Google bestens indexierte «TagesWoche», auf ihre Grossratstätigkeit und auf ihr Fachgebiet, die Philosophie.

Screenshot Google

Lukas Engelberger: Der Graue

Spitzenreiter in Sachen Korrektheit und damit das Schlusslicht in unserer schillernden «Was will ich von Google wissen»-Liste ist CVP-Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger. Die meistvorgeschlagenen Abfragen beschäftigen sich mit seiner aktuellen beruflichen Tätigkeit, die zweitmeistvorgeschlagenen mit seiner vorherigen beruflichen Tätigkeit. Erst dann kommt noch ein Vorschlag zur «TagesWoche», wo es dann zu einem Porträt geht über Lukas Engelberger, seine aktuelle berufliche Tätigkeit und seine vorherige berufliche Tätigkeit.

Screenshot Google

(Stand der Abfragen: Freitag, 14. Oktober 2016, 15.45 Uhr)

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