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  • Christine Staehelin
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«Ja, ich will» - nicht mehr! Deshalb verlässt die evangelisch-reformierte Kirche die Pauluskirche

Die besonders für Hochzeiten beliebte Pauluskirche wird ab 2021 nicht mehr zur evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt gehören. Die Kirche erwartet nun einen Run auf die verbleibenden Trauungstermine.

Prächtig, wunderschön und ein Klassiker: Die Pauluskirche ist vor allem im Frühjahr ein beliebtes Fotomodell, wenn die Blumen spriessen und die Magnolien blühen. In der Kirche selbst werden jetzt noch Gottesdienste gehalten, es wird geheiratet und getauft. Aber nicht mehr lange. Ab 2021 wird die Kirche beim Schützenmattpark nicht mehr als Kirche geführt. «Es ist kein punktueller Entscheid, sondern ein langfristiger Prozess», sagt Matthias Zehnder, Informationsbeauftragter der evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt. Die Kirche schrumpft und schrumpft. Dies hat zur Folge, dass sie nicht mehr alle Häuser bespielen kann. «Die Kirche verschwindet nicht», stellt Matthias Zehnder klar. Es ginge darum, neue Formate für die Gotteshäuser zu finden. 

Entweder Paulus- oder Peterskirche?  

Dass gerade die beliebteste Hochzeitskirche Basels diesem Trend zum Opfer fällt, wird in der Stadt bedauert. «Der Entscheid war nicht einfach zu fällen», sagt Leonhard Müller, Präsident der Kirchgemeinde Basel-West. Die Synode gab vor, dass sich die Gemeinde von einem Standort verabschieden müsse. Also entweder die Peters- oder Pauluskirche, die Johanneskirche oder das Gemeindehaus Stephanus. Für die Gemeinde stand nach langer und sorgfältiger Evaluation fest, dass man sich entweder von der Paulus- oder von der Peterskirche trennen müsse. «Für die Aufgaben einer lebendigen Kirche in Zukunft brauchen wir nicht mehr zwei Standorte mit vorwiegend sakraler Prägung und ungenügenden Nebenräumen in der Innenstadt»», erklärt Leonhard Müller. 

Wikimedia / Angela M. Arnold, Berlin

Nach einem langwierigen Prozess - seit 2015 war man an der Evaluation - entschied sich die Kirchgemeinde für die Weiterführung der Standorte St. Peter, Johannes und Stephanus und für die Rückgabe der Pauluskirche an die Kantonalkirche. «Die Kirchengemeindeversammlung traf den Entscheid mit einem überwältigendem Mehr und ohne Gegenstimmen», so Leonhard Müller. Der Entscheid war getroffen. «Es fiel uns jedoch gar nicht leicht. Es tat allen weh und löste Wehmut aus».

Die Kirche orientiert sich neu 

Wie die zukünftige Nutzung der Pauluskirche aussehen wird, steht noch nicht fest. «Seit diesem März befindet sich die Kantonalkirche in einem Strategieprozess», erklärt Leonhard Müller. «Wir möchten Antworten auf viele Fragen finden, die die Zukunft der Kirche betreffen». Zum Beispiel, welche Strategie verfolgt man, welche Ressourcen stehen zur Verfügung? In rund einem Jahr soll ein Papier vorliegen. Dies wird dann auch Grundlage für die Neuorientierung der Pauluskirche. 

Damit kein Gemeindemitglied vor den Kopf gestossen wird, arbeiten die Peters- und Pauluskirche zusammen an einem für beide Parteien passenden Übergang. Gottesdienste werden weiterhin stattfinden, wenn auch in reduzierter Form. Vergangenes Jahr ging der langjährige Pfarrer Bernhard Joss in Pension, die Gottesdienste werden nun von seiner Nachfolgerin Dorothee Dietrich geführt, die Mitte 2019 ebenfalls pensioniert wird.

Der schönste Tag im Leben 

Wer in der Pauluskirche heiraten möchte, hat nun noch drei Jahre Zeit. «Ja, es wird wohl einen Run auf die verbleibenden Termine geben», schmunzelt Leonhard Müller. «Trauungen wird es voraussichtlich bis 2021 in der Pauluskirche geben, das ist ein Highlight», sagt Leonhard Müller. Doch es will früh geplant sein: Schon jetzt werden die Hochzeitstermine für das kommende Jahr verteilt.

Auch wenn sich die Kirchgemeinde von der Pauluskirche trennt, stehen keine weiteren Entscheide von ähnlicher Tragweite an. Wie die Basler Kirche der Zukunft aussehen wird, weiss man in einem Jahr. Ganz klar ist jedoch, dass das Basler Münster keine grundlegende Veränderung widerfahren wird. «Das Münster ist die Stadtkirche und wird Kern der evangelischen Kirche bleiben», so Matthias Zehnder.

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