• Christian Platz
  • Aktualisiert am

John Lennon erschossen, heute vor 36 Jahren ging eine Schockwelle um die Welt

Gegen sechs Uhr morgens erreicht die Nachricht Basel: In New York City zeigen die Uhren 22.58 Uhr. Ein Psychotiker schiesst vor dem Dakota Building auf John Lennon. Um 23.07 Uhr stirbt der Ex-Beatle. Wie eine Schockwelle verbreitet sich die Meldung. Weltweit. 

Ein frischer Wind wehte durch sein Leben

Vier Jahre lang hat er zurückgezogen gelebt. Nur selten tauchte eine Meldung über John in den Medien auf. Er gehörte zwar zu den berühmtesten Personen der Welt, seine Musik wurde nach wie vor überall gespielt. Doch seit seiner letzte Studioplatte «Rock’n’Roll» waren fünf Jahre vergangen. Dann, am 17. November 1980, kam plötzlich das Album «Double Fantasy» auf den Markt, ohne Vorankündigung. Neue Musik von John und Yoko. Es erntete sehr gute Kritiken und der vierzigjährige John hatte grosse Pläne, er wollte auf Tournee gehen, wollte England wieder einmal besuchen, er war seit Jahren nicht mehr dort gewesen.

Eine Beatles-Wiedervereinigung war greifbarer denn je. In einem Fernsehinterview sagte der Superstar: «Ich bin froh, dass die mühsamen Seventies vorbei sind...» Es ging ihm gut. Ein frischer Wind wehte durch sein Leben.

Wahn und Attentat

Und all dem machte ein Psychotiker aus Hawaii ein Ende, mit einem Revolver. Seit Monaten war er in einem seltsamen Beatles-Wahn gefangen gewesen. Dann beschloss er, nach New York zu reisen. Am 8. Dezember gipfelte sein Wahn im Attentat auf John Lennon. In seinem Zimmer fand die Polizei eine Liste. Er hatte noch andere Rockstars erschiessen wollen.

Weltgeschichtliche Dimensionen

Selten hat der Tod einer Berühmtheit die Welt so schockiert, wie der Mord an diesem Mann, der vom jungen Rock-Rebellen zu einem der wichtigsten Musik-Pioniere seiner Zeit, ja zum Propheten, zum Agenten einer neuen Lebensweise geworden war. Vier Lebensjahrzehnte waren ihm gegeben. Es ist unglaublich, was er in diesen Jahren alles ausgelöst hat, als Mitglied der Beatles und als öffentliche Figur von weltgeschichtlichen Dimensionen.

Schock in den Morgennachrichten

In Basel erreichte uns die Schockwelle mit den Morgennachrichten. Der Schreiber dieser Zeilen war 15 Jahre alt. Um 7 Uhr schrillte der Wecker in seinem Zimmer. Zeit für die Schule.

«Etwas Schreckliches ist Geschehen»

Seit seiner Kindheit war er Beatles-Fan gewesen, seine Eltern hatten schon bevor er auf der Welt war Beatles-Platten gekauft. John Lennon gehörte zu seinen grössten Idolen. Obwohl er 1980 vor allem Punk-Rock hörte.

Er stand auf, seine Mutter war bereits zur Arbeit gefahren. Sie hatte ihm, was sie sonst nie tat, einen Zettel an die Zimmertür geklebt. In seiner morgendlichen Benommenheit las er diesen Zettel: «Etwas Schreckliches ist geschehen, John Lennon ist erschossen worden...» Er traute seinen Augen nicht, schaltete das Radio an. Beatles auf allen Kanälen, überall wurde die Nachricht diskutiert. Er setzte sich erst mal hin. Die Welt würde nie mehr ganz die gleiche sein. Es war, als wäre jemand aus der Verwandtschaft oder dem engsten Freundeskreis gestorben.

Jugendunruhen

In diesem Jahr braute sich in Basel jenes Phänomen zusammen, das später als die Jugendunruhen der Achtziger Jahre in die Geschichte eingehen sollte. In ganz Europa demonstrierten die Kids heftig, besetzten Häuser, forderten Freiraum, auch in Basel hatten wir im Mai 1980 damit angefangen. Der Soundtrack dazu war Punk Rock. Die Lieder der Beatles waren nicht gerade der letzte Schrei, überhaupt hat die Punk-Szene die meisten Protagonisten der älteren Rockmusik verachtet. Nicht so John Lennon. Er wurde respektiert, weil wir ahnten, dass er immer ein Rebell geblieben war.

Nebel über dem Alltag

Tagelang lag die Schockmeldung wie ein dicker Nebel über dem Alltag. Überall Beatles-Songs, alle kauften «Double Fantasy» und hörten die letzten Songs, die John Winston Lennon komponiert und aufgenommen hatte (die von Yoko hat man meistens übersprungen, mit einer kleinen Manipulation am Arm des Plattenspielers, die damals jeder im Traum beherrschte). Die Welt des Rock’n’Roll würde nie mehr dieselbe sein.

Wie bei Kennedy

Jahre später ist es uns in vielen Gesprächen klargeworden. Mit Johns Ermordung war es wie einst mit jener von Kennedy. Fast alle, die alt genug dafür sind, können sich noch heute an den Moment erinnern, in dem sie die Meldung erfahren haben.

Der 8. Dezember in der Rockgeschichte

In der Rockgeschichte ist der 8. Dezember ein seltsames Datum geblieben. 2004 wurde an diesem Tag Dimebag Darrell auf der Bühne erschossen, der stilprägende Gitarrist der Heavy Metal Band «Pantera». 1976 ist an diesem Tag «Hotel California» von den Eagles erschienen, einer der berühmtesten Pop-Songs überhaupt.

Erinnern auch Sie sich noch an den 8. Dezember 1980? Erzählen Sie uns auf Facebook davon.

Weitere Titelgeschichten unter News Basel.