Gähnende Leere vor dem Gymnasium Leonhard. ©BH
Gähnende Leere vor dem Gymnasium Leonhard. ©BH
  • Binci Heeb
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Kantönligeist pur: Sommerferien je nach Wohnort zwischen 5 und 11 Wochen

Noch ist bei den Basler Schulferien nicht einmal Halbzeit, doch die ersten zwei Wochen sind schon fast vorbei. Ganz anders in der grössten Schweizer Stadt. Der Ferienbeginn für die Eleven kommt dort erst am nächstem Montag. Wieder einmal das berühmte Zürcher Extrazüglein? Mitnichten.

  

Unsere föderalistische Schweiz macht es in Sachen Ferien genauso, wie mit vielen anderen Dingen. Sie regelt die Schulferien kantonal. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Sommerferien in einem Kanton ganze elf Wochen dauern, während andere Stände nur deren fünf verzeichnen. Eine Ungerechtigkeit? barfi.ch wollte es genau wissen. 

Jubel im Süden der Schweiz

Welcher Schüler, welche Schülerin träumt nicht davon den ganzen Kram aus dem Klassenzimmer für ganze elf Wochen in die Ecke zu schmeissen und mal so richtig abzuhängen? Die Antwort ist einfach: alle! Doch leider ist dies die absolute Ausnahme. Lediglich in einem Kanton, dem Tessin (natürlich?), haben die Sommerferien bereits am 16. Juni begonnen und dauern noch bis zum 2. September. Das entspricht e l f Wochen Urlaub. Versuche, das Schulende in den August zu verlegen, scheiterten am Unwillen der Tessiner Bevölkerung. Traditionell beginnt dort der Schulunterricht nämlich erst im September, was wiederum mit der geografischen Nähe Italiens zu tun haben dürfte. Dort sind Ferien im Juli seit Menschengedenken unvorstellbar.  

Nun würde man meinen, dass der Kanton Tessin auch aufs Jahr gerechnet wesentlich mehr als die restliche Schweiz blau macht. Dem ist jedoch nicht so, es sind nur zwei zusätzliche Wochen, denn die Sport-, Frühlings- und Herbstferien fallen mit je sieben Tagen massiv kürzer aus, als in den meisten anderen Kantonen. Zudem wird im Süden auch auf die meisten Brückentage verzichtet, weiss die kantonale Verwaltung in Bellinzona gegenüber barfi.ch zu berichten. 

Des einen Freud, des andern Leid 

Freuen sich die Schüler über elf Wochen im Tessin, sieht es bei den Aargauern nicht eben rosig aus. Nur fünf Wochen sind dort die Regel, damit sogar eine weniger als in den beiden Basler Halbkantonen. Dafür kennt man in den Schulen von Aadorf (AG) sogenannte «Heuferien», die dieses Jahr vom 10. bis 21. Mai dauerten, mit dem effektiven Heuen also gar nichts mehr zu tun haben. Heuferien sind eine Reminiszenz aus älteren Tagen, wo vorwiegend in ländlichen und bergigen Regionen Schweizer Kinder und Jugendliche schulfrei bekamen, um auf dem elterlichen Hof tatsächlich bei der Heuet zu helfen.

Als die Schülerinnen und Schüler noch zum Heuen frei bekamen... ©keystone

Wer nach dieser Übersicht jetzt bereits ans Umziehen denkt, beachte: Auch wenn die Ferien kantonal unterschiedlich lange ausfallen, in allen Kantonen - vom Aargau bis Zug - muss der identische Schulstoff im vollen Umfang gepaukt werden. Und für die Eltern bleibt die Frage, wie sie ihre Kinder während der gesamten Zeit bespassen. Denn die Ferien-Regelung der Wirtschaft gilt in der ganzen Schweiz. Arbeitnehmer haben lediglich gesetzlichen Anspruch auf offiziell vier Wochen Urlaub, ab dem 50. Altersjahr häufig fünf. Die Kurzen müssen von Mami oder Papi dann irgendwie alleine bei Laune gehalten werden. Was aus der Optik der betroffenen Heranwachsenden sicher wesentlich weniger erschreckend tönt als für ihre Erziehungsberechtigten. Sahen wir das früher nicht genauso?

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