Trotz Altlasenverordnung dem zuständigen Amt ist der Chemieschlamm unter dem Spielplatz egal. Bild: Greenpeace.
Trotz Altlasenverordnung dem zuständigen Amt ist der Chemieschlamm unter dem Spielplatz egal. Bild: Greenpeace.
  • Andy Strässle

Keine Messungen, keine Probleme: Amt will Chemiemüll beim Spielplatz nicht untersuchen

Obwohl barfi.ch sogar einen Augenzeugen kennt, will das Basler Amt für Umwelt nichts von Gift beim Spielplatz Ackermätteli im Kleinbasler Quartier Klybeck wissen. Entsprechende Untersuchungen aber kann die Behörde offensichtlich nicht vorlegen. Sie verstrickt sich dafür immer mehr in Widersprüche.

Vor vier Jahren war die Welt noch in Ordnung: Das Stadtteilsekretariat sprach von einem «rundherum gelungenen neuen Spielplatz, der im Klybeck dringend nötig war.» Nach einer Enthüllung der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) wurde das umgestaltete Ackermätteli jedoch auf Chemieschlamm gebaut. Trotz einem Protest von Greenpeace und Sorge aus dem Quartier weigert sich das zuständige Amt für Umweltschutz und Energie (AUE) das betreffende Gebiet zu untersuchen. Auf wiederholte Nachfragen von barfi.ch schrieb die Leiterin Fachstelle Altlasten, Monika Schweizer: «Wir haben keinen Anlass, aktiv Untersuchungen des Untergrundes zu veranlassen.» 

Ein ehemaliger Angestellter des Kantons war dabei als in Kleinhünigen eine neue Kläranlage in Betrieb genommen wurde. Er hat die vom Geologiebüro Dr. Reber als Chemieschlamm bezeichneten Stellen gesehen, er sagt: «Ich habe den Chemiemüll gesehen. Und ich war nicht der Einzige. Alle, die um 1980 beim Bau des Kläranlagen-Zuleitungskanals im Bereich des Ackermättelis beteiligt waren, haben ihn gesehen. Das steht ausser Zweifel, dass es dort Chemiemüll hat.»

Keine Probestellen beim Spielplatz

Davon will das AUE aber nichts wissen, obwohl die drei Chemieschlamm-Lagerstätten auch in einem Plan des Geologiebüros CSD von 1988 eingezeichnet sind. Auf Anfrage von barfi.ch hiess es aber zuerst: «Im Bereich der beiden Chemieschlamm-Standorte befinden sich sechs Probestellen». Dumm nur: Die Probestellen befinden sich nicht beim Spielplatz Ackermätteli. Dass bedeutet, der Kanton kann nicht sagen, wie sehr der Boden beim Spielplatz kontaminiert ist. Die Bohrstellen enden nämlich auf Höhe Schlossgasse, also weiter rheinaufwärts. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Industrie erklärte gegenüber den AefU: «Unsere Untersuchungen haben immer bei der Schlossgasse geendet.» Monika Schweizer spricht allerdings unbeirrt von Bohrungen: «Die Bohrprofile der Bohrungen im Bereich Ackermätteli geben auch keine Anhaltspunkte für Chemieabfälle, die Grundwasseranalysen im weiteren Abstrom ebenfalls nicht.»

Die Sache mit den Bäumen

Ausserdem verwies das AUE zuerst darauf, dass die die Böden entlang dem Altrheinweg und beim Ackermätteli ja versiegelt seien. Das Regenwasser könne deshalb nichts ausschwemmen. Als barfi.ch dann das AUE darauf hinwies, dass der Boden teils offen ist, weil ja Bäume wachsen würden, schrieb Monika Schweizer vom AUE nach längerem Hin und Her: «Abgesehen davon gedeihen auf dem von Dr. Reber mit <Chemieschlamm> bezeichneten Bereich seit Jahrzehnten ungefähr 20 prächtige Platanen, die nicht den Anschein machen, als würden sie unter Stress stehen.» Dazu Martin Forter, Geschäftsleiter der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU): «Das ist eine unqualifizierte Aussage. Schliesslich sind auf der Chemiemülldeponie Bonfol im Jura auch Bäume gewachsen. Trotzdem wurde die Deponie für 380 Millionen Franken ausgehoben.»

Aus den Augen, aus dem Sinn

Schliesslich bezieht sich das Amt für Umwelt und Energie immer wieder auf die Altlastenverordnung. Diese sehe eine Sanierung erst bei Bautätigkeit vor. Allerdings sind im Gesetz bei Spielplätzen eigens spezifische Grenzwerte erwähnt, die eingehalten werden müssten, falls etwaige Altlasten vorhanden sind. Beim Ackermätteli setzt das eigentlich für die Umsetzung der Altlastenverordnung zuständige das Amt für Umwelt und Energie dagegen auf die Strategie: Keine Messungen, keine Probleme. Nicht gerade beruhigend für die spielenden Kinder.

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