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Krampus statt Schmutzli: Teuflischer Begleiter des Santiglaus

Im Ostalpenraum gibt es den Schmutzli nicht. Stattdessen begleitet ein Dämon den Santiglaus. Er heisst Krampus, kommt gar furchteinflössend daher, bestraft unartige Kinderlein – und macht hemmungslos Jagd auf Frauen. 

Vor dem Schmutzli, in Teilen Deutschlands Knecht Ruprecht genannt, hatten wir als Kinder schon ordentlich Manschetten. Der strenge, finster drein- und ausschauende Begleiter des Nigginäggi winkte mit der Rute, stand im Ruf, unanständigen Bälgern tüchtig die Hintern zu versohlen – und sie sogar in den Sack zu packen, in den Schwarzwald mitzuschleifen, wo sie ein Jahr lang Rübchen schälen müssten.

Postkarte / © post4you

Furchteinflössender Begleiter

Wie mag es da erst den Kindern im Ostalpenraum gehen? Denn dort hat der Santiklaus, also der Sankt Nikolaus, einen noch viel furchteinflössenderen Begleiter, den Krampus, einen wahren Satan. Und oft hat der Heilige mit der bischöflichen Mitra auf dem Kopf nicht nur einen dieser dämonischen Kumpane dabei, sondern gleich ein ganzes Rudel.

© Wikimedia / Franz Edelmann/ Oberndorfer Salzachteufel

Vorchristlicher Bergdämon

Mythologisch betrachtet macht die Gestalt des Krampus auf zwei Ebenen Sinn. Einerseits manifestieren sich in dieser Figur vorchristliche Bergdämonen. Bergdämonen sind auf der ganzen Welt sehr wild, auch in der Schweiz gibt es allerlei finstere Sagen über derartige Figuren – und in den Himalaya-Regionen Nepals vermischen sich gehörnte, schwerbewaffnete Figuren, die immerzu die Zunge rausstrecken, was der Krampus eben auch tut, mit der hinduistischen Religion des Landes.

In diesem Zusammenhang sei auch noch die Hindu-Göttin Kali erwähnt, die schwarze Mutter und grosse Zerstörerin, die immerzu die Zunge draussen hat (der Lällekeenig lässt ebenfalls grüssen). 

Märtyrer, Kämpfer gegen das Heidentum

Die zweite Ebene ist mit der Person des Heiligen Nikolaus von Myra selbst verbunden. Dieser Bischof soll im dritten und vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung in der kleinasiatischen Region Lykien, die heute zur Türkei gehört, gelebt und gewirkt haben. Nikolaus soll als Märtyrer gestorben sein, im Rahmen einer Christenverfolgung. Um sein Leben ranken sich viele Mythen und Legenden, er soll Tote zu neuem Leben erweckt und heftige Seestürme beruhigt haben. Sein Hauptaugenmerk lag jedoch auf der Bekämpfung heidnischer Gottheiten des Altertums sowie auf der Zähmung von Dämonen. 

Die Verbindung des Nikolaus von Myra zu Kindern rührt übrigens daher, dass er ein Kind, das von arabischen Sklavenhändlern nach Babylonien entführt worden sei, zu dessen Eltern zurückgebracht habe. Und zwar sei dieses Kind, genau ein Jahr nach seiner Entführung, während der Fronarbeit plötzlich von einem Wirbelwind erfasst und genau vor der Nikolauskirche in Myra abgesetzt worden, in der die Eltern für die Rückkehr des Jungen beteten.

© ebay

Der grosse Gott Pan

Ein Dorn im Auge war dem Heiligen vor allem die orgiastische Verehrung des grossen Gottes Pan, zu der auch allerlei Sexualriten gehören. Pan hat Hörner und einen Zottelpelz. Er könnte also durchaus ein Vorfahre unseres Krampus sein.

Reisszähne wie ein Werwolf

Der Krampus hat ein paar stolze Hörner auf dem Kopf, Reisszähne wie ein Werwolf, Klauen, Krallen, einen Zottelpelz und er streckt der Welt eben die lange Zunge raus. Begegnen kann man ihm in Südbayern, auf der Oberpfalz, in Österreich, Teilen Italiens (vor allem im Tirol) und des Fürstentums Liechtenstein, in Slowenien, Ungarn, der Slowakei und Tschechien.

In einigen Gebieten kommt es um den 5. Und 6. Dezember zu regelrechten Krampus- Aufmärschen, wobei die Kostüme in den letzten Jahrzehnten immer martialischer und aggressiver wurden. In einigen Städten kommt es bei diesen Aufmärschen immer öfter zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, die dem – an sich harmlosen – urchigen Brauchtum schaden.

© houndmusic

Unstillbarer sexueller Appetit

Der Krampus ist, überall dort, wo er sein (Un)wesen treibt, eine ausserordentlich beliebte Gestalt. Er ist auch schon lange ein überaus gefälliges Postkartenmotiv. Seit über hundert Jahren gibt es Postkarten, die den gehörnten Begleiter des Santiglaus feiern. Oft plagt er auf den Motiven unartige Kinder. Zudem ist er auch häufig mit leichtgeschürzten Damen abgebildet, denn der Krampus hat einen fast unstillbaren sexuellen Appetit, er ist ein geiler Bock – was ihn wieder mit dem oben erwähnten antiken Gott Pan verbindet.

Den Krampus-Brauch gibt es seit dem 16. Jahrhundert, er ging von den Klosterschulen aus, die Sankt Nikolaus-Umzüge inszenierten, bei denen der Heilige mit einem grossen Gefolge um die Häuser zog. Der Krampus ist übriggeblieben – und wird wohl noch lange sein Unwesen treiben.

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