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L'Été Bâlois: Das Herbstgold küsst uns – ein Traumwochenende steht an

Es ist so weit. Basel wird mit dem schönsten Wochenende dieses Herbsts gesegnet – mit nochmals über 23 Grad und goldener Sonne. Zeit, das Kurzarm-Wetter noch ein letztes Mal zu feiern und die Sommerkleider auszutragen. Der Été Bâlois ist keine Jahreszeit. Er ist ein Gefühl.

Herbst, sagt man, ist die Jahreszeit, in der sich alles dem Ende zuneigt. Der Sommer: vorbei. Das Laub fällt von den Bäumen, bildet goldene, rote Haufen, durchzogen von sanften Brauntönen. Der Himmel stählern, kühl, aber wenn die Sonne noch einmal über die Stadt streichelt, ist es warm und die Luft ist zart und das Leben von ungeheurer Sanftheit. Der Herbst ist die Jahreszeit, in der Basel noch einmal glänzt.

Dieses Wochenende kommt der Spätherbst über uns. Die Temperaturen versprechen, noch einmal über 23 Grad warm zu werden, in der Sonne wird es noch einmal wärmer. Wenn vor den Cafés die Sitzplätze voll sind, die Marronischwaden in der Nase kitzeln und unbedarften Passanten den Hunger in den Magen reiben, wenn die Schaufenster voller satter Farben sind. Dann ist das Leben ein Basler Traum.

Ahoi, mein Schiff, vorbei an Münstergold und Kasernenrot

Der Rhein, gemächlich, gibt dem Basler seinen Takt.

Vater Rhein schlängelt sich gemächlich durch die Stadt, er ist ruhiger geworden. Die Schwimmer mit ihren Säcken wagen sich schon lange nicht mehr ins kühle Wasser, das von den Alpen über den Bodensee und den Rheinfall zu uns strömt. Aber auf dem Schiff ist es dem Basler immer noch wohl: Noch einmal die Sonnenbrille montieren, eine Jacke über den Schultern, vielleicht schon ein Schal um den Hals – aber die Sonne im Gesicht und den Glanz von Münster, Kaserne, Hafenareal am Ufer: das ist das Bilderbuch, das uns Basel ist.

Keschtene, wie friehner: Ein Esel, Hund, Giraffe

Rosskeschtene wollen zu Tieren werden. ©Keystone

Flanieren im Park, am Fuss des Bruderholz, auf der Chrischona, den Duft des Laubes in der scharfen Kühle herbstlicher Nachmittage atmen. Keschtene sammle. Zu Hause die Zahnstocher im Kuchikäschtli suchen, irgendwo müssen sie doch sein, ah, schau: hier, schon lange nicht mehr gebraucht. Und sie zusammenstecken. Wie früher, als Mutter noch zeigte, wie aus der braunen ungeniessbaren Nuss ein Esel wird. Oder eine Giraffe, wenn man die Grillspiesse nimmt. 

Dr Alpebligg: Eiger, Mönch und eine Jungfrau

Auf der Chrischona. Der Himmel ist klar. Die Sonne, in steilem Winkel, vertreibt die weissen Fetzen und brennt ins Gesicht. Aufpassen sollte man, wie im Frühling, als die Tage wärmer wurden, denn jetzt beissen die Strahlen richtig: Sonnenbrand, schlimmer als damals noch im Juli. Der Blick geht gen Süden, und über alles uuse lugt manche schneebedeckte Gipfelspitze. Wären die Berner Alpen nicht: Freie Sicht aufs Mittelmeer. So aber liegen ganz in der Ferne die Gipfel von Eiger, Mönch, Jungfrau, zumindest für den, der sie zu unterscheiden vermag. Warum nicht in die Berge? Ja: Warum nicht in die Berge. Es ist perfekt. Es ist goldener Herbst, die Kanadier und Amerikaner haben ein Wort dafür: Indian Summer, Été Indien, dieses kurze, erschütternd schöne Zeitfenster, alles im Zuckerguss von Rot und Gold.

L'Été Bâlois: Eine Hymne

Auf dem Petis, dem Petersplatz, da bauen sie schon die ersten Stände auf. Ein Durchatmen, ein letztes noch, bevor wir uns in Licht und Wurstdampfduft der Herbstmesse legen. Aber noch nicht jetzt, nein! Jetzt noch nicht. Jetzt reiben wir uns noch einmal mit den Träumen vom Sommer ein, Reminiszenzen langer Stunden draussen am Rhein, flanieren noch einmal dort vorbei, wo wir auf den Betonstufen sassen und die Hitze uns die Tropfen auf die Haut trieb, Bikinis, kurze Hosen, das wars, das war unser Sommer und jetzt, im Herbst, dieses Gefühl von Ankommen. Angekommen sein in dieser Stadt, die uns alles ist. Wenn der Sommer nicht mehr da ist und die Schönheit leuchtender Dächer am Ufer, in den Bergen – in unseren Bergen, wohlgemerkt: Spalenberg, Nadelberg, Heuberg – fast schon weh tut. L'Été Bâlois: Das ist keine Jahreszeit, es ist ein Gefühl. Unser Gefühl. Ein Gefühl von zu Hause, ein Gefühl von Leben. Denn – und das begreifen nur die Basler wirklich – so schön ist es, Basler zu sein.

Einfach sein. Einfach mal sein. Auch das ist Basel.