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Landesweit spitze: Basel-Stadt ist der kriminellste Kanton

Unser Stadtkanton sichert sich wieder den Spitzenplatz in der nationalen Kriminalstatistik der Polizei. Eine Errungenschaft, auf die man nicht gerade stolz sein kann.

An einem Donnerstagabend im März vor einem Jahr kam es im Café 56 an der Erlenstrasse zu einer Schiesserei. Zurück blieben zwei Tote. Die Basler Staatsanwaltschaft vermutete eine Abrechnung im albanischen Drogenmilieu. Die Täter wurden zur internationalen Fahndung ausgeschrieben. Im April fielen erneut Schüsse in einem Basler Café. Diesmal an der Hochbergerstrasse und an Mittag. Allerdings blieben die brasilianische Wirtin und der einzige Gast unverletzt. Vor allem die Morde an der Erlenstrasse werden in der Basler Kriminalstatistik Spuren hinterlassen. Seit einigen Jahren hatte es in Basel-Stadt keinen Mord mehr zu beklagen gegeben. Diese Zeiten sind nun vorbei. 

«So eine Schlagzeile macht natürlich keine Freude», sagte der Chef der Basler Kriminalpolizei letztes Jahr im Waaghof. Einen Tag vorher hatte die Basler Zeitung die Stadt zum «kriminellsten Kanton der Schweiz» ausgerufen. Lustigerweise mit 110,1 Delikten pro Einwohner. Das erschien denn auch Chefpolizist Beat Voser etwas arg viel. Der Vergleich der Kriminalität von Städten und Regionen ermöglicht das statistische Amt (BFS) in Neuchâtel. Seit zwei Jahren sammelt das Amt landesweit alle Daten und integriert sie nach Themenbereich in verschiedene Landkarten. Da kann schon einmal ein ziemlicher Zahlensalat herauskommen. Tatsächlich liegt Basel-Stadt bei den «Gewaltstraftaten» mit 13,1 pro 1'000 Einwohnern auch 2017 an der Spitze. Zürich etwa verzeichnet einen Durchschnitt von 6,1 Straftaten und in der Rhonestadt Genf, vergleichbar wegen der Grenzlage sind es 7,1. 

Aufwärtstrend hält weiter an

In Basel-Stadt nahmen die Straftaten gesamthaft um 4 Prozent zu, im Baselbiet dagegen nahm dieser Wert um 7 Prozent ab. Generell zeigt der Städtevergleich, dass die Werte von polizeilich festgehaltenen Gewaltakten, in Basel vergleichsweise hoch bleiben. Morgen werden die Basler Polizei und die Staatsanwaltschaft die Kriminalstatistik präsentieren. Die Gründe für die hohen Werte werden wohl die Ähnlichen sein. Beat Voser erklärte, dass es etwa wegen des Ausschaffungsgefängnisses Bässlergut es zu immer mehr Meldungen gekommen sei, so dass die Polizei 2016 mehr hatte ausrücken müssen. Schnell als Schuldige für die Zunahme der Kriminalität waren letztes Jahr auch das Nachtleben ausgemacht.

Am Ende verblüfft der Blick auf die «Geokarte» doch: Basel-Stadt verzeichnet pro 1'000 Einwohner 113,5 Delikte. In Zürich dagegen sind es 59,7, in der Grenzstadt Genf 102,8. In Baselland sind es 38,8 Delikte. Ausschaffungsgefängnis, Fussballspiele, wildes Nachtleben und steigende Bevölkerung. Die Gründe für eine steigende Kriminalität können vielfältig sein. Allerdings werden Morgen Staatsanwalt Alberto Fabbri und der Chef der Kriminalpolizei Beat Voser einiges zu erklären haben.

Ausländergesetz und Betäubungsmittel

Auch bei den beiden anderen Kategorien der Kriminalstatistik macht Basel keine gute Figur: Bei den Verstossen gegen das Ausländergesetz liegt es zwar mit 12,7 Vorfällen pro tausend Einwohner auf dem zweiten Platz – hinter Genf – kann aber trotzdem fast den dreifachen Wert des Schweizer Durchschnitts aufweisen (4,5 Straftaten pro tausend Einwohner). Auf Platz drei liegt übrigens Zürich – allerdings mit nur halb so vielen Vorfällen wie Basel. 

Zu guter Letzt bleiben noch die Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz. Auch hier keine Überraschung: Basel-Stadt bleibt an der Spitze. Mit seinen 20,6 Vorfällen pro tausend Einwohner verdoppelt der Kanton den schweizweiten Durchschnitt und sichert sich Platz eins vor Genf (15,7 Vorfälle pro tausend Einwohner).

Landesweit gehe die Kriminalität zurück, schreibt das BFS in seiner Medienmitteilung. Basel-Stadt widersetzt sich dem Trend und die Anzahl Vorfälle steigt weiterhin. Statistiken sind allerdings immer vorsichtig zu interpretieren. So erfasst die Kriminalstatistik nicht, wer rechtskräftig verurteilt, sondern nur wer im Jahr 2017 beschuldigt war. Gleichzeitig können etwa hohe Deliktzahlen im Bereich Drogen auch mit einer erhöhten Kontrolltätigkeiten der Behörden zu tun haben.

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