• Nathan Leuenberger / barfi

Leeres Versprechen von Regierung & Co.: City Parking, etwas Neues für Basel aber nicht für uns Basler

Ein bisschen günstiger parkieren und tramfahren. Die Stadt, das Gewerbe und die Verkehrsbetriebe stellen ein Park & Ride-Konzept für die Innenstadt vor. Den Städtern bringt das neue Konzept allerdings nichts.

Grauer geht's nicht mehr. Unter dem Heuwaageviadukt bei der Einfahrt des Elisabethenparkhauses trotzdem Kameras und wohlgekleidete wichtige Menschen. Auch so viel Grau vermiest heute früh Regierungsrat Hans-Peter Wessels die Laune nicht. Trotzdem stellt er fest, der Ort sei für eine Medienkonferenz nicht «gerade ideal». Regierungsrätin Eva Herzog kommentiert die Betonwüste nicht, ist aber trotzdem konzentriert wie immer. 

Es seien, laut Finanzdirektorin Eva Herzog, die üblichen Verdächtigen gewesen, die das Finanzdepartement, die Gewerbevereinigung Pro Innerstadt, den Tarifverbund Nordwestschweiz (TNW) und die Basler Verkehrsbetriebe dazu bewegt haben, ein neues Produkt zu lancieren. Die Gründe dafür sind ebenfalls immer die Gleichen. In Kürze: starker Franken, Online-Handel und Grenzlage. All diesen Faktoren müsse man jetzt mit einem guten Projekt begegnen, um auswärtige Autofahrer wieder vermehrt zum Einkaufen in die Rheinstadt zu locken.

Die Initianten unter der Brücke

Die Initianten unter der Brücke

Mit «City Park & Ride» soll das gelingen. Wie der Name schon vermuten lässt, soll dieses neue Angebot Parkieren und das Tram- und Busfahren miteinander kombinieren. Automobilisten parkieren ihr persönliches Fortbewegungsmittel in einem der staatlichen Parkhäuser und können dann gleich an der Parkkasse ein Kombiticket lösen. Dieses soll viele Vorteile bringen; die erste Parkstunde ist mit dieser Option gratis und auch die Trampreise sind um einiges günstiger, als wenn man sich noch an einen Billettautomaten schleppen muss. Bezahlt wird pro Stunde beim Verlassen des Parkhauses. 

«Genaue Komplettpreise kann man für das Angebot nicht nennen, da die Parkhäuser unterschiedlich teuer sind», sagt die stellvertretende Geschäftsführerin des TNW, Regula Utzinger. «Was man aber sagen kann ist, dass der ÖV-Anteil für zwei Personen mit einer Grundgebühr von 6.50 Franken beginnt und jede weitere Stunde 1.50 Franken dazukommen.» Das Angebot gibt es für zwei, vier oder sechs Personen. «Die Idee dahinter ist, dass man viel Verschiedenes miteinander unternehmen kann und dann nicht immer aufs Neue ein Trambillett lösen muss.

Bequemlichkeit, oder «Convenience», steht bei diesem Angebot im Vordergrund», sagt Pro Innerstadt Geschäftsführer Matthias Böhm. Kleiner Haken: Da das Billett für die ganze Gruppe gelöst wird, muss diese auch immer zusammenbleiben. Der Automat spuckt nur ein Kollektivticket aus. Eine Verminderung der Angebotsattraktivität sieht Böhm dabei nicht: «Andere Städte machen es auch so, dass das Angebot für die Gruppe gilt.» 

Nichts für Städter

Bis sechs Stunden sei «City Park & Ride» für ein Kollektiv massiv günstiger und auch danach sei es weiterhin lukrativer, als wenn man für die ganze Gruppe eine Tageskarte löst. Das Halbtax sei auf das Angebot allerdings nicht anwendbar, informieren die Initianten. Wenn man die Preise für eine tägliche «City Park & Ride»-Nutzung zusammenzählt, ausgehend von einem normalen Arbeitstag, kommt man schnell darauf, dass Einheimische mit einem U-Abo besser bedient sind.

Basler seien auch nicht die Zielgruppe: «Man kann sich zum Beispiel vorstellen, dass eine Familie nach Basel kommt, zuerst in die Fondation Beyeler will, in der Innenstadt etwas essen, shoppen und vielleicht abends noch ins Kino. Mit unserem neuen Produkt kommt sie dieser Aufenthalt um einiges günstiger, als bisher. Zudem nehmen sie einen tollen Tag mit nach Hause, den sie als Familie zusammenschweisst», erklärt Matthias Böhm.

Ab November soll das Angebot nutzbar sein. Ab dann sei es das Ziel, dieses auch stetig weiterzuentwickeln. In einem nächsten Schritt wolle man zum Beispiel nebst den staatlichen, auch die privaten Parkhäuser miteinbinden. Böhm: «Und wenn es in Zukunft auch übers Smartphone funktionieren könnte, wäre das super! Wir haben da noch viel Ausbaupotential.»

Keine Mindereinnahmen

Die Gratisstunde parkieren und das günstigere ÖV-Angebot lassen Mindereinnahmen für das Finanzdepartement und den TNW vermuten. Das sei schon so, aber dann auch wieder nicht, erklärt TNW-Geschäftsführer Adrian Brodbeck: «Durch dieses Angebot werden potentiell mehr Personen mit den ÖV fahren, als wenn es nicht existieren würde. Daher kann man eigentlich nicht von Minder- sondern eher Mehreinnahmen sprechen.» Die Basler Finanzdirektorin Eva Herzog bestätigt jedoch, dass die Stadt definitiv mit weniger Geld rechnet als bisher. Regierungskollege Hans-Peter Wessels versucht diesen Verlust zu relativieren: «Wir haben eine ausserordentlich schöne und spannende Innenstadt. Uns liegt viel daran, dass sich diese weiterentwickeln kann und dieses neue Produkt wird sicher dazu beitragen.» Bei der Medienkonferenz in der Betonwüste war von «schön» und «spannend» nicht gerade viel zu spüren.

Der Verdacht, dass «City Park & Ride» am Ende doch auch ein bisschen Wahlkampf für Baudirektor Wessel und Finanzdirektorin Herzog ist, lässt sich am Ende nicht ganz von der Hand weisen. Denn die Idee wirkt zwar gut, aber das Angebot ist kompliziert und bringt uns Bewohner beim genauen Hinschauen so gut wie nichts.

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