Zukunft: Pasta im Restaurant aus der Kartonschachtel? © facebook/Karin Sartorius-Brüschweiler
Zukunft: Pasta im Restaurant aus der Kartonschachtel? © facebook/Karin Sartorius-Brüschweiler
  • Christine Staehelin
  • Aktualisiert am

Mehrweg-Geschirrzwang: Für öffentliche Feste obligatorisch, neue Beizen setzen legal auf Plastik und Karton

Grosse Feste produzieren Abfall. Viel. Vor zwei Jahren führte die Stadt deswegen eine «Mehrweggeschirr-Pflicht» ein. Doch ausgerechnet für Restaurants mit Gedeck und Geschirrspülern gilt diese Pflicht allerdings nicht. Hier halten Wegwerfbehälter und -besteck Einzug. Das stört eine Organisatorin eines Quartierfestes und uns als Restaurantgäste stört das auch.

Der Sommer macht Basel zur Festhütte. Grossanlässe, wie die Bundesfeier am Rhein, das Jugendkulturfestival und «Em Bebbi sy Jazz» locken die Leute zu hunderttausenden in die Stadt. Am Ende der Sommerferien gehen auch unzählige Strassen- und Quartierfeste über die Bühne. Wo viel gefestet, gibt es zwangsläufig viel Abfall. Ökologisch und nachhaltig wie Basel nun einmal tickt, führte die Stadt vor zwei Jahren die Mehrweggeschirrpflicht für Grossanlässe ein. Auch bei Fussballspielen im St. Jakob-Park oder an den verschiedenen Buvetten am Rhein ist das Bier nur im Mehrwegplastikbecher mit Pfand erhältlich.

Der Umwelt zuliebe 

Zwar wurde das Mehrweggeschirr lang und ausgiebig von verschiedenen Veranstaltern und Festorganisatoren als «kleingeistig und aufwändig» kritisiert, doch heute haben sich Gäste und Organisatoren daran gewöhnt. Beim «Bebbi sym Jazz» wird die Mehrwegpflicht dieses Jahr auf die Becher für Süssgetränke, Mineralwasser und Bier begrenzt. Doch dies ist eine Ausnahme, die für Quartierfeste nicht gilt. Für Karin Sartorius-Brüschweiler als Organisatorin eines Quartierfestes ist klar, Mehrweggeschirr ist eine gute Idee: «Es ist ein Grundsatz, den wir unterstützen, auch wenn es für uns als Organisatoren einen zusätzlichen logistischen und finanziellen Aufwand bedeutet. Der Umwelt zuliebe machen wir das gerne.»

Stutzig wurde sie aber, als sie im neu eröffneten Restaurant Anton an der Freie Strasse das Essen auf Einweggeschirr erhielt. Karin Sartorius-Brüschweiler machte ihrer Irritation auf Facebook Luft und fragte: «Wieso dürfen aber Restaurants in Basel Wegwerf-Geschirr, Besteck und Becher verwenden?»

Ein Quartierfest ist kein Restaurant  

Beim «Bebbi Sym Jazz» ist Mehrweggeschirr ebenfalls Pflicht. ©barfi.ch 

Die Mehrweggeschirr-Pflicht gilt für Veranstaltungen auf öffentlichem Grund, mit mehr als 500 Personen. Natürlich versteht Karin Sartorius-Brüschweiler, dass ein Restaurant andere Auflagen erfüllen muss als etwa ein Quartierfest. Dennoch störte sie sich daran, dass die Pasta-Beiz das Essen in einer Pappschale zum Wegwerfen servierte. Mit ihrem Facebook-Post wollte die Mutter von drei Kindern eine Diskussion auslösen. «Der logistische Aufwand beim Mehrweggeschirr ist sehr viel höher», sagt sie. 

Karton oder Porzellan? 

Die Fast Food-Ketten servieren das Essen ebenfalls auf Einweggeschirr ©Wikimedia/TeaLaiumens 

Fast Food-Riesen wie Mc Donald’s und Burger King verzichten auf Porzellangeschirr und servieren ihre Burger, Pommes und Nuggets in Einwegkartons. Dafür gibt es einen simplen Grund: «Ein Restaurant auf privatem Grund darf grundsätzlich das Geschirr verwenden, das es möchte», erklärt Matthias Nabholz, Leiter Amt für Umwelt und Energie. Einzig Hygiene- und Lärmschutzvorschriften müssen die Basler Beizen einhalten. Aber rund um das Geschirr gibt es keine rechtliche Verordnung. «Es zeugt nicht gerade von Qualität, wenn ein Restaurant Einweggeschirr benutzt», sagt Nabholz weiter. Aber solange die Entsorgungskosten getragen werden, sei die Wahl jedem Restaurantbetreiber selber überlassen. Ein Vorbild wären da die Feste, an denen hunderttausende in der Stadt feiern oder wenn sich die Nachbarn nach den Sommerferien zum Quartierfest treffen. Aber im Restaurant? Pasta auf Papptellern. Jeder lebende italienische Wirt würde sich im Grabe umdrehen, wenn er schon gestorben wäre. Basta.