Die Uhren- und Schmuckmesse darf in ihre Stände stehenlassen und macht eine Messehalle zur Lagerhalle. Bild Keystone
Die Uhren- und Schmuckmesse darf in ihre Stände stehenlassen und macht eine Messehalle zur Lagerhalle. Bild Keystone
  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Messe Schweiz: Der 430-Millionen-Prunkbau ist die teuerste Lagerhalle der Welt

Mit viel Pomp hatte die Messe Schweiz vor vier Jahren die Halle 1 der Messe eröffnet. Rund 430 Millionen Franken kostete der Bau der Stararchitekten Herzog & de Meuron. Die Messe Schweiz wird diese Halle aber nur noch drei Tage im Jahr bespielen. Die restliche Zeit dient sie als teuerste Lagerhalle der Welt.

Schon der Eingangsbereich in die Halle 1 ist während der Uhren- und Schmuckmesse Baselworld voller Glamour. In der Messehalle stehen drei Tage lang die modernsten Standbauten: Luxusmarken wie Tag Heuer, Rolex oder Patek Philippe trumpfen hier auf. Doch mit der Menge ist es jetzt vorbei. Für die Baselworld 2018 haben sich gleich 200 Marken abgemeldet, wie die MCH Group bei der Bekanntgabe ihrer Halbjahreszahlen meldete. Jetzt bot sie den Ausstellern an, ihre Stände in der Halle 1 einfach bis zur nächsten Messe stehen zu lassen. Bei den Verantwortlichen muss die Absage von Topmarken wie Louis Erard, Hermes oder Dior für einen tiefen Schock gesorgt haben. Geschätzt betragen die Kosten für den Standaufbau an der Basel World 500 Millionen Franken. Vor allem seit der Eröffnung der Prachtshalle hatte die Messe die Marken darauf gedrängt, aufwändige mehrstöckige Stände zu errichten.

Alternative Konzepte

Doch die Messe Schweiz sieht kein Problem bei diesem Vorgehen. Kathrin Ebner, Kommunkationschefin der Messe, sagt: «Die grossen Aussteller der Halle 1.0 (Nord) der Baselworld werden ab 2018 jeweils in den geraden Jahren die Stände stehen lassen können. Diese Massnahme hilft ihnen, ihre Messebeteiligungskosten substanziell zu senken.» Die Auswirkungen auf andere MCH Messen am Standort Basel seien überschaubar, sie beträfen nur die «Unlimited» der Art Basel und zwei weitere Messen: «Für diese werden momentan alternative Konzepte entwickelt. Alle anderen Messen sind von der Massnahme nicht betroffen.»

Die ausgewählten Aussteller sparen viel Geld für Lagerkosten und Bauarbeiten. Denn der Aufwand für den Auf- und Abbau einer auf drei Tage verkürzten BaselWord ist enorm. Doch der Messe Schweiz entstehe kein finanzieller Aufwand, im Gegenteil man verdiene sogar daran, sagt Kathrin Ebner: «Es wird zwar durch Umplanungen bei der ein- oder anderen Messe zu Mehraufwendungen kommen, aber deswegen keinen Ertragsausfall geben.» Im Gegenteil, sagt sie, diese Massnahme führe eher zu Mehreinnahmen für die MCH Messe Basel, da die Aussteller der Halle  1.0 der Baselworld zusätzlich zu den normalen Messebeteilgungskosten eine «Jahresmietgebühr» entrichten würden.

Teurer «Hallenkoloss»

Soviel Luxus beim Auftritt ist teuer. Während jeweils Auf- und Abbau der Stände manchmal mehrere Monate in Anspruch nehmen, fallen für grössere Stände auch höhere Lagerkosten an. Diese Kosten sollen die Aussteller nun sparen können. Zwar zeigten sich Aussteller erfreut, doch erinnert gerade die Aktion der Messe daran, dass der Widerstand gegen den Bau des «Hallenkolosses» ziemlich gross gewesen war. Das Komitee gegen den Neubau der Messe hatten schon früh davor gewarnt, dass auf dem Messeplatz nicht allein für die BaselWorld gebaut werden solle: Das stelle ein Klumpenrisiko dar. Dazu sei das Projekt schlicht überdimensioniert. Auf diese Kritik entgegnet Kathrin Ebner: «Der Neubau der Halle 1 war notwendig, um die teilweise stark veraltete Messe-Infrastruktur in Basel zu ersetzen und die infrastrukturellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die grossen Messen – nicht nur die Baselworld, sondern auch die Swissbau und andere national führende Messen – weiterhin in Basel durchgeführt werden können.»

Schöne neue Infrastruktur und eine perfekte, millionenschwere Lagerhalle: So hatte sich Basel die Auslastung des markanten und kontroversen Baus sicher nicht vorgestellt. Am Ende bleibt als Trost immerhin der Rekord, dass die wohl teuerste Lagerhalle der Welt mit den Ständen der edelsten Uhrenmarken der Welt in Basel steht. Das ist doch schon mal etwas.Und architektonisch ein grossartiger Wurf sowieso.