• Christian Platz
  • Aktualisiert am

Mit dem Kino Plaza segnet der letzte Basler Filmpalast das Zeitliche

Das Kino Hollywood ist lange schon Geschichte. Nun schliesst auch das Plaza seine Tore für immer. Dieses Ende steht gleichsam für das endgültige Vergehen einer Epoche, der Zeit der grossen Lichtspielhäuser nämlich als Leuchttürme der Unterhaltung für die Massen.

Grosser Bild, grossartiger Ton und ein Sitz, in dem die Zuschauerin, der Zuschauer versinken kann, sodass der eigene Körper keine Rolle mehr spielt, der Geist schwerelos einzutauchen vermag, in die wunderbare Welt der Cinematographie.  

Ein Grosskino

Als das Kino Plaza gebaut wurde, anfangs der 1960iger Jahre, mussten zwei beliebte Basler Szene-Restaurants weichen, der Alte Besenstil und das Konzertlokal Atlantis. Letzteres musste seine erste, legendäre Adresse aufgeben, was viele Leute massiv bedauert haben; jahrzehntelang. Dafür bekam Basel ein neues Kino, ein Grosskino –  für dir damalige Zeit.

© Christoph Merian Verlag . Das -tis musste seine erste, legendäre Adresse aufgeben, was viele Leute massiv bedauert haben.

Einen Film optimal präsentieren

Heute ist ein Grosskino ein Haus, das mindestens sieben Säle anzubieten hat. Damals war es ein riesige Raumhülle, die einen Film – gemessen an der damaligen Zeit – optimal zur Geltung bringen konnte. Und dafür waren das Plaza und das Hollywood Musterbeispiele, bis in die 1990iger Jahre hinein. Nebst den Kinos Küchlin, Palermo, Capitol, Alhambra, Scala, gehörten sie zu den Häusern, die die grössten neuen Filmproduktionen zeigten. An ihren Vorschaukästen drückten sich die Filmfans die Nasen platt, um zu erfahren, was die grossen US-amerikanischen – und damals durchaus auch die europäischen – Filmwerkstätten als nächstes auf die Welt loslassen würden.

Heute alles digital: Die schweren Filmrollen sind Vergangenheit. © Keystone 

«Raucher oder Nichtraucher»

«Raucher oder Nichtraucher», das war die erste Frage, die den Eintretenden an den Kassen gestellt wurde, denn auf den Balkons oder Sperrsitzen durfte gequalmt werden, Aschenbecher (und Zigarettenbrandlöcher) gehörten untrennbar zu jedem Kino-Sitz. Und niemanden hat es gestört, die Heldinnen und Helden auf der Leinwand rauchten sowieso.

Häuser mit Profil

Die verschiedenen Grosskinos hatten auch ihre Profile. So lief im Küchlin immer der neue James-Bond-Film, das Hollywood zeigte alle Disney-Produktionen, das Plaza präsentierte die ganz grossen Spektakel, die frischeste Ware in Sachen Action und Science Fiction, so feierten die ersten der epischen Star Wars-Streifen dort ihre Premieren.

Re-editionen

Bevor die Videogeräte in Privathaushalte Einzug hielten, spielten in den grossen Kinos auch Wiederauflagen alter Streifen eine wichtige Rolle und lockten das Publikum in Scharen in die Säle. Filme wie «Clockwork Orange», «Spiel mir das Lied vom Tod» oder «Der Exorzist» kamen damals nie am Fernsehen. Die einzige Chance, sie zu sehen, bot das Re-editionskino, wie man damals sagte, und sie wurde weidlich genutzt.

Jene goldenen Jahre

Die Kinos jener goldenen Jahre hatten wunderschöne Foyers, boten ihrem Publikum grossartigen Komfort, die Publikumssäle waren Paläste der Filmkunst –  und sie arbeiteten mit gut ausgebildeten, diplomierten Operateuren, die während der gesamten Vorführung anwesend waren und für ein optimales Erlebnis sorgten.

Erwachsenen Themen

Die grossen Action-Filme dieser vergangenen Zeit richteten sich an ein erwachsenes Publikum und befassten sich mit ebenso erwachsenen Themen, unter 16 kam man nicht rein (also gut, man hat es natürlich trotzdem probiert – und manchmal klappte es). Heute muss ja jede grosse Action-Kiste ab 12 konsumierbar sein, damit ist die inhaltliche Qualität der Spektakel auf der Strecke geblieben – und Netflix-Serien sind inzwischen oft interessanter als gross Hollywood-Produktionen. Doch der Erfolg von Netflix scheint gleichzeitig der letzte Nagel im Sarg des Golden Age of Cinema zu sein, das in Basel durch die Schliessung des Plaza in den letzten Sonnenuntergang reitet. Zeit für Nostalgie, Zeit für Kinoträume aus der Vergangenheit.

Weitere Basler Geschichten
Zurück zur Startseite

Was ist Ihre Meinung zum Thema? Erzählen Sie es uns auf Facebook!