• Jonas Egli
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Nach Basel strampeln für Organ-Spenden

Gestern hat die 10. Radtour Pro Organspende auf ihrem Weg von Kempen im Allgäu nach Strassbourg in Basel einen Zwischenhalt eingelegt. Die fröhliche Truppe spult gerade ambitionierte 650km ab, sie kam nicht nur für ein Glas Wasser an die Hebelstrasse. Die Mitglieder haben nämlich eine dringende Botschaft, und das seit 2007: Ohne eine Organspende würde von ihnen heute niemand mehr Radfahren.

Es ist paradox: Fragt man die Menschen, sind eigentlich fast alle für Organspenden zu haben. Warum auch nicht? Wenn ich tot bin, ist mir das doch eh egal! Ein Leben retten? Sicher! Die Realität sieht allerdings wesentlich anders aus: In Deutschland, so die Veranstalter der Radtour, haben von einer Million Einwohner gerade mal 10 einen Spendeausweis. Ein bedenklicher Tiefstand. 

Trotz top Zentrum: Die Nordwestschweiz bleibt unter dem Durchschnitt

Mit dabei waren am gestrigen Tag auch Prof. Jürg Steiger und Prof. Lorenz Gürke vom Transplantationszentrum des Universitätspitals Basel und sie geben für die Region keine Entwarnung. In der Schweiz gibt es zwar mehr Spender allgemein (18 pro Million Köpfe), die Zahlen sind allerdings regional verschieden und die Nordwestschweiz bildet ein trauriges Schlusslicht. Dabei ist das hiesige Nieren-Transplanatationszentrum das zweitgrösste der Schweiz. Wer so einen Eingriff braucht, muss also lange warten, obwohl eine Infrastruktur auf höchstem Niveau bereit steht. Eintausend Menschen warten derzeit auf eine rettende Niere und im Schnitt dauert es rund fünf Jahre (je nach Blutgruppe auch länger). Für jemanden, der zweimal oder öfter die Woche einen halben Tag zur Dialyse muss, bedeutet das ein Leben in Abhängigkeit von einem Spital. 

Dabei kann man eine Niere oder auch Teile der Leber spenden, bevor man das Zeitliche segnet. Ob man eine Niere hat oder zwei hat, ist mit keinen Einschränkungen verbunden, so Gürke. Und die Leber wächst nach, wie bereits die griechische Mythenfigur Prometheus auf unangenehmen Weg erfahren musste. 

Eine Folge des Lebensstils

Gürke wie Steiger weisen mehrmals auf die Dringlichkeit des Problems hin und dass es sich auch nicht von alleine bessern wird. Der Bedarf an Spendernieren gehe nur nach oben, weil wir zu viel ässen, zu viel tränken, zu viel rauchten und uns zu wenig bewegten. Nierenversagen sei eine Kulturkrankheit. Die Wartezeiten bedeuteten auch steigende Kosten für die Allgemeinheit. Lorenz Gürke meint: «Wir können das nicht einfach aussitzen! Das geht nicht von alleine weg.» Sie hätten die Kapazitäten für viel mehr rettende Eingriffe, als es tatsächlich sind.

Ausweis bitte!

Der einfachste Weg, zu helfen, ist, den Ausweis in der Brieftasche zu haben. Zusätzlich sollte man die Angehörigen informieren. Oft reiche es schon, wenn Angehörige bestätigen, dass jemand Spender sei. Oder man hinterlegt eine Patientenverfügung. Was viele vergessen: So etwas muss man tun, wenn der Ernstfall noch nicht eingetroffen ist. Denn dann ist es zu spät und die Zeit zu knapp für Unklarheiten.

Wer ein iPhone besitzt, kann den Status als Organspender in der Gesundheits-App eintragen und Ärzte haben darauf auch ohne Passwort Zugang, falls sie daran denken. Leider gibt es auf anderen Betriebssystemen keinen Standard. Manche haben eine ähnliche Funktion, andere brauchen zusätzliche Apps. Medical ID von Mobile Med lässt über Bluetooth auch unter Android die Informationen auf dem Sperrbildschirm erscheinen, sobald man ein Spital betritt, welches über diese Technologie verfügt, so zum Beispiel auch das Unispital Basel. Durchgesetzt haben sich diese Dinge aber nicht wirklich, ohne klaren Standard geht eben nichts. Vielleicht wird diese Information eines Tages zentral gespeichert, aber bis dahin ist es immer noch am besten, den Ausweis in der Brieftasche zu haben. Kostet ja nichts, man erhält ihn in jeder Apotheke und weh tut’s auch nicht.

Am 17. September 2016 ist übrigens Tag der Organspende.