Einen kleinen Vorgeschmack gab es während der Swiss Indoors 2002: Der Bus-Gau. Bild: Keystone
Einen kleinen Vorgeschmack gab es während der Swiss Indoors 2002: Der Bus-Gau. Bild: Keystone
  • Jonas Egli
  • Aktualisiert am

Neben der Spur: Fernbusse drohen, die Stadt zu verstopfen

Günstige Fernbusse sind unübersehbar auf dem Vormarsch. Alleine in der Schweiz hat sich die Zahl solcher Personentransporte in einem Jahrzehnt vervierfacht. Jedoch: Das schnelle Wachstum des Angebotes könnte die Infrastruktur an ihre Grenzen bringen. Erste Probleme zeigen sich bereits jetzt.

Ich bin ja ein Bus, denkt sich der Fahrer, und nimmt die Einladung der gelben Lettern an. Er biegt in die Busspur ein und zieht an der Kolonne vorbei. Dies soll laut Augenzeugen bereits beobachtet worden sein, zum Beispiel in Zürich, wo ein Fotograf dies sogar festgehalten hat. Dabei hat der Fahrer aber falsch gedacht: Ein Flixbus hat auf der Busspur nichts verloren. Es drohen Bussen wegen unberechtigtem Benutzen der Busspur und unter Umständen auch wegen Behinderung des Linienverkehrs, dies bestätigt auch die Basler Polizei.

Bei den einen beliebt…

Weder Fisch noch Vogel

Wie schon bei Uber sorgen die privaten Buslinien mit ihren Dumpingangeboten für einige Verwirrung, während sie agressiv auf die Strasse drängen. Die Anbieter bewegen sich in einer Grauzone zwischen privatem Transportunternehmen und öffentlichem Linienangebot: Sie heissen zwar «Bus», sie sind aber keine Busse des «öffentlichen Linienverkehrs». Sie bedienen zwar kein Netz in der Schweiz, haben aber trotzdem Haltestellen und fahren quer durchs Land.

Und sie brauchen Platz: Die Fernbus-Anbieter müssen ihre Haltestellen und Terminals den Grundbesitzern abschwatzen, beziehungsweise deren Einwilligung einholen. Flixbus wurde die Erlaubnis, den bestehenden Busbahnhof mitzubenutzen, an anderen Orten von der Post verweigert. In Basel erhielten sie die Erlaubnis, doch es fehlt an den einfachsten Einrichtungen. Niemand scheint so wirklich bereit oder gewillt zu sein, den Fernbussen Platz zu machen.

…bei den anderen verhasst.

Billiganbieter machen Stau

Ein Kritikpunkt: Die Dumping-Busse bedeuten auch mehr Verkehr. Kürzlich hat eine Studie gezeigt, wie diese vermeintlichen Ergänzungsangebote zum öffentlichen Verkehr, darunter auch Uber oder Lyft, die Strassen eher be- statt entlasten, indem sie den öffentlichen Verkehrsmitteln Passagiere entziehen und auf die Strasse zurückversetzen.

SBB-Chef Andreas Meyer hat bereits vor Jahren vor den Auswirkungen der Fernbusse gewarnt, falls diese für den Inlandverkehr zugelassen würden. Für die SBB bedeutet es schlicht Konkurrenz. Doch auch ein günstiger Preis bringt wenig, wenn man nie ankommt: Ein Bus, der im Stau steckt, ist bald nicht mehr attraktiv gegenüber einer Bahnfahrt. Kein Wunder, wächst die Versuchung, auf die freie Busspur zu wechseln oder deren Haltestellen anzusteuern. Für die anderen Verkehrsteilnehmer auf der Strasse vor allem eins: Stress. Der tägliche Stau in und um Basel würde mit einer grossen Anzahl von Fernbussen noch verschärft.

Konzession ins Glück

Alles hängt von einem Papier ab: Der offiziellen Konzession. Bisher hat erst ein Unternehmen eine solche erhalten. Das Fernbusunternehmen «Domo Reisen» darf seit diesem Monat drei Buslinien in der Schweiz betreiben, auch von Basel aus. Dies, da Domo Reisen in den Augen des Bundesamtes für Verkehr «nicht wesentlich» mit dem von der öffentlichen Hand finanzierten Linienverkehr konkurriert. Neben Domo Reisen operieren schon länger Anbieter in der kleinen Lücke der privaten ÖV-Anbieter, wie zum Beispiel der ländische Postbus. Auf den Domo-Linien sind, anders als bei Fernbussen, auch Abonnemente wie GA oder Halbtax gültig. Ein zweites Gesuch von Eurobus ist noch hängig. Flixbus oder MeinFernbus unterstehen weiterhin dem Kabotageverbot und dürfen deswegen keine Haltestellen innerhalb der Schweiz verbinden. Somit ist auch die Busspur, im Gegensatz zum Postauto oder Domo-Bus, für sie tabu.

Der Kampf um die Passagiere wird hart geführt und der Druck der Fernbusse wächst ständig. Im Gegensatz zu den sechs Domo-Bussen täglich ist ein Anbieter wie Flixbus mit einer viertel Million täglichen Fahrten eine völlig andere Kategorie. So verlockend die Duming-Angebote sind, die teilweise agressiven Wachstumsstrategien sind deswegen ein Grund zur Besorgnis und der Billiganbieter auf der Busspur ein Symbol für den harten Kampf um die Strasse.

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