Bild: Wikipedia
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  • Jonas Egli
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Noch 10 Tage bis zum Oktoberfest: O’Schreck is. Und in Basel?

Ob wir es wollen oder nicht, vom 17. September bis zum 3. Oktober findet in München das Oktoberfest statt. Und damit auch in Basel, denn das Konzept ist ein Exportschlager. Inzwischen macht die halbe Welt mit und es gibt in jedem Dorf eine Wiesn. Was ist dran am Bierbank-Geschunkel?

Das Oktoberfest in München, seit 1810 jährlich ein Garant für die fortwährende Existenz der Kopfschmerzmittel-Industrie, hat in der Welt unzählige Nachahmer gefunden. Vielleicht liegt es an der leicht transportablen Form des Festes: ein Zelt, ein paar Bänke, viel Bier und ein Grill, Trachten, eine Schlagermusik-CD-Sammel-Box, fertig. Das kann man überall aufstellen, auch weit jenseits des Weisswurstäquators.

Gabriele Weishäupl, sie war über dreissig Jahre lang Chefin des Originals, spricht von inzwischen rund 2’000 Wiesn-Klonen rund um die Welt, andere zählen gar über 5’000. Die Vorlage scheint sich also überall zu bewähren und dies in immer gleicher Ausführung. Seit 1810 in den Grundzügen unverändert, hat die Wiesn ihre Traditionen eisern verteidigt und weitervererbt. Selbst die Musik ist seit Jahrzehnten und überall dieselbe (ja, auch Robbie Williams’ Wiesn-Hymne «Angels» wird nächstes Jahr zwanzig!).

Dieses Zelt geht um die Welt. Bild: Wikipedia

Dieses Zelt geht um die Welt. Bild: Keystone

Ab in den Süden

Dass es in den USA gleich mehrere Kopien gibt, wird niemanden erstaunen, denn die Wiesn entwickelte sich just in Zeiten der grössten Auswanderungswelle Deutscher nach Amerika zum heutigen Grossanlass, und diese brachten das Bierzelt gleich mit. Auch anderswo haben bayrische Ausreisser Spuren hinterlassen: Die Stadt Blumenau im Süden Brasiliens zum Beispiel ist stolze Besitzerin eines Dorfkerns mit Fachwerkhäusern (und dadurch unschwer als das Resultat deutscher Kolonisation in Südamerika zu erkennen). Mit exportiert wurde auch das Oktoberfest, welches die Stadt selbst als das “zweitwichtigste Fest in Brasilien nach dem Karneval” bezeichnet. In Windhoek, der Hauptstadt Namibias, tauscht man die lokalen Traditionen jährlich einmal gegen Bierstemmen, “Hau-den-Lukas” und Baumstammsägen und selbst in Quingdao, China, lässt man sich die Brezel nicht verbieten. Von Glasgow bis Penang gibt es unzählige Versionen, kaum ein nichtreligiöser Anlass hat je solche internationale Popularität erreicht.

Oktoberfest in Cullman, Alabama, USA. Bild: Keystone

Oktoberfest in Cullman, Alabama, USA. Bild: Keystone

Tatsächlich: Es gibt Bier auf Hawaii

2014 feierte eine Gruppe Forscher das bayrische Fest am südlichsten Punkts der Erde und Weishäupl schickte ihnen postwendend ein Fass Spaten-Bier in die Antarktis. In Taybeh, Palästina, gibt es ebenfalls ein Oktoberfest. Sie müssen sich ihr Bier jedoch nicht vom München nachschicken lassen, sondern brauen es nach deutschem Reinheitsgebot gleich an Ort und Stelle selbst. Allerdings würde ihnen das in München nichts bringen, denn dort ist nur Bier erlaubt, welches auch innerhalb der Stadtgrenzen hergestellt wurde. A propos Bier: Der Eintritt zum Oktoberfest in Bahrain kostet stolze 50’000 Franken. Dass die Leute trotzdem kommen, mag daran liegen, dass, anders als in den meisten arabischen Ländern, der Alkoholkonsum dort erlaubt ist.

Wie lautet der spanische Ausdruck für 'Dirndl' nochmal? Wiesn-spass in Madrid. Bild: Keystone

Wie lautet der spanische Ausdruck für 'Dirndl' nochmal? Wiesnspass in Madrid. Bild: Keystone

Basel: Lebt der Holzmichl noch?

Trotz früheren Erfolgen beisst das Konzept hier immer wieder auf Granit: Das Volkshaus hat’s einmal versucht und es seither gelassen. Das Oktoberfest war sich auch nicht zu schade, im Stücki einzukehren, doch auch dort liess man aber ebenfalls bald wieder die Finger davon. Und: Die Basel Wiesn findet dieses Jahr definitiv nicht mehr statt. Zumindest nicht in der Messe, wie MCH-Sprecherin Thalmann meint. Sie wisse von nichts. Und man scheint deswegen auch keine Träne zu vergiessen. Die Veranstalterfirma Basel Wiesn Event GmbH hat Anfang Juni diesen Jahres Konkurs angemeldet und die Telefonnummern führen seitdem ins Nichts.

Zumindest in Allschwil steht ein Hofbräuhaus

Alles unverlässliche Saupreißn, wie die Bayern alle relativ zu ihnen selbst nördlichen Landsleute, gelegentlich auch einfach sämtliche Nicht-Bayern nennen? Gibt’s denn noch eine Möglichkeit, die lokalen B-Promis im Drindl zu erwischen? Wo kann ich in Basel spektakulär von einer Holzbank fallen? Wer singt mit mir nun Schunkelhits? Zumindest Bierbrauereien gibt es hier genug. Im Grand Casino Basel kann man, wenn man das will, die Sache in einem Tag erledigen. Das wohl grösste Basler Fest im Zic Zac in Allschwil allerdings findet auch dieses Jahr statt. Diese Version wird immerhin dem Namen gerecht, findet, im Gegensatz zum Original, auch tatsächlich im Oktober statt und wird vom 28.9. bis am 15.10 alle Haxn -oder Hendl-Gelüste bedienen, denn das All-You-Can-Eat-Buffet dort sei nicht zu unterschätzen, wie man munkelt.

Bild: timeoutbahrain

Auch in der Wüste gibt's boarische Brezn! Bild: Wikipedia

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