Einmal böser Polizist sein ©keystone
Einmal böser Polizist sein ©keystone
  • Binci Heeb
  • Aktualisiert am

Ohne Ausbildung böser Polizist sein: Eine App macht’s möglich

Mal ehrlich, wer wäre nicht schon einmal gerne Polizist gewesen und hätte jemanden eine mehr als nur verdiente Busse ausgestellt? Doch in solchen Fällen fehlen die Befugnisse der Polizei. 

Ob für Lenker, die auf der Autobahn aus Prinzip mit 80 kmh die linke Spur blockieren oder den wenigen, aber umso aggressiveren Ökostramplern, welche sich an überhaupt keine Verkehrsregeln halten. In dieselbe Kategorie gehören auch notorische Falschparkierer auf dem Behindertenparkplatz oder vor der hauseigenen Garagen-Einfahrt. Für solche Fälle haben findige Entwickler nun eine App entwickelt, die aus jedermann einen richtigen Schugger machen. Vorläufig allerdings nur in England und bei unseren deutschen Nachbarn.

Jeder Smartphone-Besitzer ein kleiner 007

Das Parkunternehmen «Car Park Management» aus Grossbritannien hat mit i-Ticket die ultimative App entwickelt, welche es ermöglicht, fehlbare Verkehrssünder anzuschwärzen. Es funktioniert ganz einfach: Zum Beispiel ein Foto des Autos des Falschparkierers schiessen, Kennzeichen notieren, hochladen. Und dann nur zurücklehnen bis der Geldbote kommt. Jeder selbsternannte Schlapphut bekommt nun dafür sogar noch Geld. 10 Pfund um genau zu sein. Denn sobald der Falschparker den Strafzettel bezahlt hat, klingelt es in der eigenen Kasse. Noch allerdings gibt es dafür nur in England Bares – Gott sei Dank, ist man geneigt zu sagen. 

i-Ticket-App 

Deutschland macht mit, aber zahlt nichts aus: Schweizer geben bereits wieder auf

Fast das Gleiche gibt es bereits seit vier Jahren auch in Deutschland. Mit der App «Wegeheld» können dort Falschparkierer zwar der Polizei gemeldet werden, Geld gibt es für den Verrat jedoch keines. Doch beim Anschwärzen geht es ja nicht um schnöden Mammon, sondern edle Bürgerpflicht.

Doch auch bei uns wurde der Schwachsinn bereits versucht. Mit der Schweizer App «Autoindex» der Firma R!Digital konnten so von Ende 2016 noch bis vor wenigen Wochen Besitzer von in der Schweiz registrierten Fahrzeugen ausfindig gemacht werden. Einmal kurz die Funktion «Falschparkierer anonym büssen» auf dem Handy drücken, Foto des regelwidrig abgestellten Fahrzeugs knipsen und digital weiterleiten. Schon war der Bösewicht erfasst und angehalten an den App-Betreiber (!) Geld zu überweisen. Doch mangels Interesse unserer sonst für ihre Schulmeisterei eigentlich bekannten Helvetier und weil zu viel Aufwand für den Betreiber damit verbunden war, wurde der Test wiedereingestellt, sagt Robert de Heer, CEO von R!Digital gegenüber barfi.ch.

Apper, apper!

Anders als in Grossbritannien oder Deutschland wurden mit der Schweizer App allerdings keine offiziellen Bussen verteilt. Die Appbetreiber leiteten die Meldungen auch nicht an die Polizei weiter, sondern forderten scheinheilig von den fehlbaren Automobilisten stattdessen selber direkt eine sogenannte «Umtriebs-Entschädigung» über 40 Franken. Nicht gerade die feine Art. Zudem musste der Besitzer des betroffenen Parkplatzes vorgängig von einem ordentlichen Gericht zur Montage eines Parkverbotschildes ermächtigt worden sein. Ansonsten, wie auch beim Falschparkierern im öffentlichen Raum, galt die Denunzianten-App nicht. «Es ging ihm auch nicht ums Büssen», so de Heer «das dürfe in der Schweiz nur die Polizei.» Wer’s glaubt.  

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