Das waren noch Zeiten: © Keystone
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  • Christine Staehelin / Andy Strässle
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Open-Air-Konzerte im St. Jakob-Park: Kantersieg für den Fussball

Nur Helene Fischer, alle zwei Jahre mal und das ohne Scherz: In Basel finden nur noch sehr wenig grosse Pop- oder Rock-Konzerte statt. Das liegt aber nicht an den schlechten Rahmenbedingungen, sondern am dichten Terminplan der Fussballer im St. Jakob-Park.

Michael Jackson: Zwei Mal. Die Rolling Stones: Zwei Mal und U2 mindestens auch zwei Mal – das waren noch Zeiten. Damals hiess die Location allerdings noch St. Jakob-Stadion und der Sound war bis nach Birsfelden und Muttenz zu hören. Supertramp waren da, als sie noch eine Supergruppe waren und «Simon & Garfunkel» bei ihrer letzten Wiedervereinigung. Und natürlich auch Prince, 1990. Aber diese Zeiten sind vorbei. 2013 traten zwar noch Metallica vor 40'000 Fans im unterdessen neuen St. Jakob-Park auf, aber das war eher ein Unfall – denn das zweitletzte grosse Rockkonzert boten AC/DC im Jahre 2001. Damit hat es sich denn auch schon. Unterdessen beschallte zwar noch die Deutsche Schlagergöttin Helene Fischer den St. Jakob-Park, aber der Rest ist Fussball und Schweigen.

Helene Fischer, schon wieder

Grössen wie Céline Dion, Ed Sheeran oder die ganz Grossen, etwa Coldplay oder U2 spielen entweder im Stade de Suisse in Bern, im Letzigrund Zürich oder gleich im fernen Genf. Selbst der noch immer funktionsfähige Militärflughafen Dübendorf war schon Gastgeber. Dabei kann der St. Jakob-Park mit einer Kapazität von 40'000 Fans fassungsmässig durchaus mit anderen Stadien mithalten und die Grenznähe müsste für Veranstalter eigentlich besonders attraktiv sein. «Es ist immer toll, wenn Konzerte in Basel stattfinden», sagt Sabine Horvath, Leiterin Standortmarketing beim Kanton. Nun ja, nächstes Jahr wird immerhin Helene Fischer wieder nach Basel zurückkommen. «Wir sind froh, dass dieses Konzert stattfinden kann», sagt denn auch Thomas Dürr, Geschäftsführer der Agentur Act entertainment.

Den St. Jakob-Park für ein Konzert zu buchen, ist schwierig. Die Zeitfenster für Grossveranstaltungen sind begrenzt: «Die Verfügbarkeit des Stadions ist das primäre Thema, wenn es um Konzerte geht», sagt Standortvermarkterin Horvath. Denn der FC Basel geniesst absolute Priorität – und er muss das Joggeli für mögliche internationale Spiele freihalten. Der Fussball geniesst im Stadion beinahe Religionsstatus und wenn man auf die Erfolge und die Popularität von rotblau schaut, versteht man, dass die Fussballer ihren Rasen schonen wollen. Aber nicht nur das grösste Basler Stadion und dessen sportliche Bedürfnisse sind eine Hürde. Kritik an der Stadt Basel als Konzertort wird vor allem immer wieder aus Veranstalterkreisen laut: Die Kosten für eine Veranstaltung in Basel seien im Vergleich zu Zürich und Bern zu hoch. So müssen Organisatoren in Basel eine Polizeipauschale für die Sicherheitsmassnahmen bezahlen. In Zürich dagegen werde erst im Anschluss an das Ereignis  nach Aufwand abgerechnet.

Die Stadt berichtigt: Basel nicht teurer als andere Städte

Ein weiteres Argument gegen Basel sei, dass die Tickets für den öffentlichen Verkehr im Ticketpreis inkludiert sein müssten. Sabine Horvath entgegnet: «Es wurden 2011 eine Überprüfung der Kosten-Gebührenregelung vorgenommen und die Wettbewerbsfähigkeit Basels wesentlich erhöht. SEither gibt es in Basel im Vergleich mit den anderen Schweizer Grossstädten keinen Standort-Nachtteil.» Am Ende bleibt die Konzertlosigkeit ein Fluch der FC Basel-Erfolge, vor allem der internationalen. Und wer weiss, vielleicht hätten die Berner und Zürcher auch lieber Champions-League-Nächte statt Coldplay-Beschallung. Einen kleinen Hoffnungsschimmer haben die Konzertagenturen, wie Good News oder Act Entertainment: Vielleicht ist der neue FCB-Präsident Bernhard Burgener etwas eventorienterter und nicht ausschliesslich fussballfixiert wie dies sein Vorgänger Bernhard Heusler war. Burgener ist mit seinen Firmen schliesslich nicht nur Unternehmer, sondern auch erfolgreicher Event-Vermarkter. Er wird wohl wissen, dass es international noch weit grössere Acts als die Helene gibt, die auf Basler Boden spielen möchten.

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