Bild: Pexels
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  • Jonas Egli
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Ostern: Auf zum Eiertanz!

Ostern ist nicht nur das höchste christliche Fest, sondern auch eine Ansammlung heidnischer Bräuche. Deswegen verspeisen wir so viele Eier. Die Frage ist, wie wir das tun.

Sie gelten als Symbol der Auferstehung, aber eigentlich war es so: In der Fastenzeit vor Ostern, während Hühner gerade besonders viele Eier legen, sind sämtliche Eierspeisen verboten. So hatte man früher zum Ende des Fastens einen ziemlichen Vorrat, der zu verderben drohte. Folglich essen wir an Ostern Eier, als gäbe es kein Morgen.

Fakt ist, die Ostertradition ist im Grunde eine Prozession leicht verderblicher Esswaren wie Fisch und Eier, selbst der Osterfladen besteht zu einem nicht unerheblichen Teil aus Eiweissschaum. Im Gegensatz zu Jesus wollen wir allerdings nicht, dass diese wieder auferstehen.

Wie wir sie essen, ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Der Knigge wüsste natürlich alles. Aber sind wir ehrlich, der Knigge ist altmodisch und realitätsfern, eignet sich ausschliesslich für Tischgesellschaften, die kleine Finger abspreizen und deren allerwüstestes Fluchwort ein halb unterdrücktes «B’hüetis!» ist. Für unsereins Normalbarbaren bietet es sich deshalb an, uns an den schlichten Pragmatismus zu halten. Dass wir nicht am Tisch sitzen wie der ungläubige Thomas, hier ein paar Tipps zu den entscheidenden Fragen: Wie tütsche ich zwar hart, aber fair? Sind keine Tütschpartner zur Hand oder alle bereits besiegt, wie köpfe ich ein Ei stilgerecht? Ist es vulgär, dem Schoggihasen direkt den Kopf abzubeissen?

Hank Azaria hat's noch nicht raus. Bild: imgur

Fight Club: Eier «tütschen»

Die Wahl des Eis ist entscheidend. Die besten stammen von jungen Hühnern, denn mit dem Alter lässt die Kalkhaltigkeit des Geleges und damit die Festigkeit der Schale nach. Junge Hühner legen zwar tendentiell kleinere Eier, doch darauf kann sich das ungeübte Auge kaum verlassen, deswegen ist neben Glück in der Eierwahl die Technik entscheidend:

Das Ei soll man fest umschliessen, dass es Stabilität erhält aber nicht so fest, dass sich dadurch Spannungen bilden. Eine ruckartige Bewegung bietet sich an, etwa wie Bud Spencers Kopfstoss. Der gewann das filmische Kopftütsch-Duell nämlich immer. Doch anders als beim Westernhelden ist schräg tütschen besser als ein gerader Stoss.

Als Kind hatte ich natürlich ein Gips-Ei und gewann ausnahmslos jeden Kampf. Bloss: Ich blieb als Dauersieger hungrig und liess den Betrug deswegen bald sein.

Bild: barfi.ch

Henkerswerk: Eier köpfen

Der Knigge besagt, man darf Eier köpfen, wenn man will. Und es ist eine Kunst, mit der sich eine ganze Tischgesellschaft beeindrucken lässt. Jene, die es Barbarei nennen, unterschätzen die ausgezeichnete Messertechnik, die nötig ist. Trifft man zu tief, platscht das ganze Ei auf den Tisch, fällt das Beil zu hoch, fliegt der abschlagene Splitter auf Nachbars Teller und der Löffel passt nicht durch die Öffnung. Eine zweite Chance erhält man nicht. Mit Zögern gibt es nur Matsch, ist man zu heftig, schlägt man den Teller entzwei. 

Der Trick ist, den Hieb zwar mit Schmackes anzugehen, auf Drittelshöhe zum Spitz hin angesetzt, das Messer aber kurz vor dem Aufprall etwas zu bremsen und mit dem bereits gewonnenen Schwung eher fallen zu lassen statt wie ein Schwert durchzuziehen. Dann bleibt auch der Teller intakt. Extrapunkte erhält, wer das Ei mit ausgestreckten Armen auf Kopfhöhe enthauptet und dazu «Hattori Hanzõ!» ruft. Eier zu köpfen war bis Erfindung der Geschirrspühlmaschine unüblich: Das Silbermesser lief beim Kontakt mit dem Schwefel im Ei schwarz an und dieses schmeckte nachher ranzig. Doch seit dem modernen Edelstahlbesteck ist dies kein Thema mehr.

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Wie Ostern zum Hasen kam und dieser 

Wer dem Cholesterin einen Zuckerüberschuss vorzieht, sieht sich mit der Frage konfrontiert, ob man dem Schoko-Hasen eher den Hintern oder den Kopf abbeisst. Beides wirkt gleich vulgär und ist deshalb unentschieden. Stilpuristen würden jetzt bestimmt raten, Messer und Gabel zu behändigen, doch am einfachsten ist es wohl, den Hasen erst auf einem Teller zu brechen. Die entscheidende Frage ist allerdings: Warum ist überhaupt ein heidnischer Hase das Wappentier der Feiertage und nicht eher das Lamm Gottes, das Angus Dei, das christliche Symbol des Osterfestes schlechthin?

Wie das Ei gilt auch der Hase als Fruchtbarkeitssymbol und in den Wochen vor dem Osterfest ist deren Paarungszeit. Sein typischer Zickzacklauf soll erklären, warum die Eier überall verstreut sind. Allerdings kam der Hase erst im 16.Jahrhundert zu Ostern. Zuvor wurden die Eier wahlweise, je nach Region, von einem Hahn, einem Fuchs, einem Storch oder gar Kuckuck gebracht. Der Fuchs hielt sich sogar hartnäckig bis ins 20.Jahrhundert, die mit Zwiebelschalen rotbraun gefärbten Eier hiessen lange Fuchseier. Es gibt unzählige Geschichten, wie der Hase zu Ostern kam, eine einfache ist diese hier: Einem Bäcker misslangen die aus Teig geformten Osterlämmer und er nannte sie kurzerhand Oster-hasen, und blieb dabei.

Bild: barfi.ch

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