Weihnachten dieses Jahr unter mehr Zeitdruck als auch schon. Bild: Wikipedia.org/Matteo Ianeselli
Weihnachten dieses Jahr unter mehr Zeitdruck als auch schon. Bild: Wikipedia.org/Matteo Ianeselli
  • Jonas Egli
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Pech: Die Datumslotterie vermiest uns heuer die kommenden Feiertage

Klar, man soll einen geschenkten Gaul feiern, wie er fällt. Manchmal fällt er allerdings etwas besser. Schuld ist der verflixte dreihundertfünfundsechzigste Tag.

Die nicht unerhebliche Vorfreude, wenn die Lotterie des süssen Nichtstuns einen freien Tag an einem Freitag oder Montag herbeizaubert, ist ein Gefühl zwischen Erleichterung und Schadenfreude. Getan hat man nichts dafür, ein schlechtes Gewissen muss man nicht haben, das lange Wochenende ist ohne Haken. Arbeitgeber hingegen sehen es am liebsten, wenn Feier- auf Sonntag trifft. Dieses Jahr erstreckt sich Weihnachten auf einen für sie verschmerzbaren Montag.

Salz in die Wunde

Heiligabend fällt 2016 auf den Samstag und man erhält mit dem Stephanstag gerademal einen lausigen freien Montag. Könnte schlimmer sein, wie im Jahr 2010, als Weihnachten selbst auf Samstag zu liegen kam. Es könnte allerdings auch besser sein, wie im nächsten Jahr: Dann wird bis Dienstag arbeitsfrei sein. Dummerweise streut uns zuvor aber Silvester noch Salz in die Wunde und bietet ausgerechnet dieses Jahr bloss ein hundsgewöhnliches Wochenende an. Wie 2010. Sind wir einfach froh, dass 2010 schon rum ist.

Nichts mit Ausschlafen. Bild: Keystone

Eigene Regeln

Doch gerade die Festzeit funktioniert nach etwas eigenen Regeln: Dann hoffen wir auf einen Stephanstag an einem Mittwoch oder Donnerstag, denn wer geschickt mit Überstunden hantiert und dies vorzeitig anmeldet, kann mit wenig Aufwand und etwas Glück das Jahr bereits am 24. Dezember für beendet erklären und alle weniger begabten Kalenderoptimierer mit Postkarten von den Malediven ärgern.

Logisch ist anders: Nächstes Jahr fällt dann der vierte Advent mit Heiligabend zusammen, während heuer fünf Tage dazwischen liegen. Bild: Keystone

Die Kalenderverwirrung

Warum ist das eigentlich so, dass die Daten jährlich durch die Wochentage irren? Kann man das nicht ändern? Man könnte sehr wohl, fand auch Henry Ford zu Beginn des 20. Jahrhunderts und setzte sich für einen neuen optimierten Kalender von 364 Tagen ein. Was bei Ford selbst scheiterte, wäre unter dem Drängen von Elisabeth Achelis beinahe doch noch wahr geworden. Die Umstellung hätte unzählige Vorteile gehabt - nicht nur, dass jedes Datum stets denselben Wochentag erhalten hätte. Das heisst, mit einer kleinen Flickstelle: der 365ste Tag wäre einfach ewiger, datumsloser Weltfeiertag geworden. Zwanzig Jahre hatte Achelis gekämpft und doch verloren: Der Widerstand der Traditionsverteidiger war stärker, obwohl sich dreizehn UNO-Staaten und sogar die katholische Kirche bereits vier Jahre zuvor dafür ausgesprochen hatten. Und so nehmen wir weiterhin jedes Jahr an der Lotterie der Feiertage teil. Allerdings wäre dann Weihnachten permanent auf das Wochenende festgesetzt worden, der Plan sollte nämlich das Jahr für die Arbeitgeber optimieren und nicht für die auf viele Freitage hoffenden Arbeitnehmer.

Kleine Ursache, grosse Wirkung

Als man das letzte Mal einen neuen Kalender einführte, nahm das Projekt bis zur Vollendung mehr Jahre in Anspruch, als selbiges Tage hatte. Zwar betrug der Unterschied vom früheren Kalender Julius Cäsars zum heutigen gregorianischen Kalender gerade mal 0.0075 Tage, doch die vermeintlich geringe Differenz liess die alte Zeitrechnung im Reformjahr 1582 bereits ganze zwei Wochen hinter dem astronomischen Jahr nachhinken und Ostern fand an immer unsinnigeren Daten statt. Mit der Reform 1582 folgte auf den Donnerstag, den 4. Oktober dann gleich der Freitag, der 15. Oktober.

Wohl mit ein Grund, weshalb nicht alle Länder die neue Zeitrechnung sofort übernahmen. So war die Russische «Oktoberrevolution» eigentlich eine Novemberrevolution und es entstanden kuriose Doppeldaten wie der 10./21. Februar 1750/1751. Wegen ein paar Gemeinden in Graubünden erstreckte sich die Übergangsphase in der Schweiz über 200 Jahre (Basel-Stadt zog immerhin 1701 mit). Transnistrien—ein nicht offiziell anerkanntes de-facto-Regime am Rande Moldaviens—hält Weihnachten noch immer nach dem alten System ab. Feiern sie den 25. Dezember, ist bei uns bereits Mitte Januar. Gleich dorthin auszuwandern bringt aber nichts: Es ist ein Samstag.

Hochzeitsurkunde aus Warschau mit doppeltem Datum 3./16. Oktober 1907. Bild: Wikipedia.org

Der Wermutstropfen: Immerhin hält der Tag der Arbeit 2017 Wort und verpasst am uns an der Mutter aller Nichtarbeitstage einen lauen Lenz. Laut Gesetz übrigens in verschiedenen Kantonen noch immer kein offizieller Termin, um blau zu machen. In Basel brauchen wir seit 1923 am 1.Mai keinen Wecker mehr.

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