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  • Kenneth Steiner
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Projekt «Integrationsvorlehre»: Berufseinstieg für anerkannte Flüchtlinge in Basel

Im Kanton Basel-Stadt startet im August ein spezielles Projekt in neun Berufsbereichen. Mit dem vom Bund finanzierten Projekt Integrationsvorlehre soll anerkannten Flüchtlingen der Einstieg in eine Berufsausbildung erleichtert werden.

          

Der Startschuss zum Projekt gab der Bundesrat vor drei Jahren. Nach den Sommerferien beginnt jetzt die Umsetzung der «Flüchtlingslehre». In insgesamt 18 Kantonen können die sogenannten Integrationslehren absolviert werden. Schweizweit stehen 900 Stellen pro Jahr zu Verfügung.

In den letzten beiden Jahren konnten Flüchtlinge in der Schweiz in Vorprojekten bei der Post und der Logistikfirma Planzer das Angebot testen. Fünf von 9 Absolventen haben im Anschluss eine Lehre angetreten und vier wurden bei einem anderen Betrieb angestellt. Die Flüchtlinge können die Vorlehre in neuen Berufsfeldern absolvieren. Logistik, Garten, Gleisbau, Detailhandel, Gebäudetechnik, Automobil, Gastgewerbe, Betriebsunterhalt und Gebäudereinigung.

Der zu kleine Stadtkanton

Und auch der Kanton Basel-Stadt beteiligt sich am Pilotprojekt. Doch da unser Stadt Kanton etwas kleiner ist als andere, führt das dazu, «dass die Zielgrösse von ca. 12 – 18 Teilnehmern pro Kurs in den meisten Branchen vom Kanton BS allein zahlenmässig nicht erreicht werden kann», teilt Renata Gäumann von der Kantonalen Koordination Asyl- und Flüchtlingswesen mit. Daher werden Kooperationen mit anderen Kantonen gesucht. Im Gastronomiebereich arbeiten wir mit dem Kanton Basel-Land zusammen, im Logistikbereich mit dem Kanton Solothurn, darüber hinaus besteht eine interkantonale Zusammenarbeit mit der „Login Berufsbildung AG“ für Berufe im öffentlichen Verkehr (z.Zt. für Gebäudereiniger und Gleisbauer)», so Gäumann über die Lösung des Problems.

Bei den hiesigen Unternehmen stösst das Projekt auf grosses Interesse. In Basel-Stadt beteiligen sich Coop, SBB und verschiedene Mitglieder von Gastrosuisse (z.B. SV Service, Radisson Blu, Personalrestaurants Novartis). Zusätzlich ist eine Zusammenarbeit mit der Planzer AG für nächstes Jahr geplant.

Erste Phase erfolgreich

Eine erste Pilotphase wurde in der Gastronomie bereits erfolgreich beendet, wie Renata Gäumann bestätigt. «Von 12 Teilnehmenden aus BS konnten 10 ihren erfolgreichen Abschluss feiern. Im 2. Semester 2018 ist eine reguläre Durchführung mit max. 20 Personen aus den beiden Basel geplant». Und in diesem Jahr starten Basel-Stadt erstmalig mit zwei Flüchtlingen in der Logistik sowie je einem Gebäudereiniger und einem Gleisbauer bei Login.

Die Hürden für die Bewerber wie auch für die teilnehmenden Betriebe liegen jedoch relativ hoch. Der Arbeitgeber sollte möglichst ein erfahrener Ausbildungsbetrieb sein, da der Begleitung der Teilnehmer eine zentrale Rolle zukommt. Für das Aufnahmeverfahren der Teilnehmer sind die Berufsinformationszentren des Kantons zuständig. Hier werden das Potenzial und der Wille und die Motivation der Bewerber abgeklärt. Ausserdem wichtig sind die Sprachkenntnisse, welche mindestens auf dem Niveau A2 liegen sollten. Notwendig ist zudem eine Arbeitsbewilligung des Amts für Wirtschaft und Arbeit und eine Schnupperlehre vor Antritt der Integrationsvorlehre.

Keine Berufsausbildung

Wie viele Flüchtlinge im August zum Projekt Vorlehre in Basel-Stadt antreten ist noch nicht ganz klar. «Da die Anmeldefrist für das Gastronomieprojekt noch nicht abgelaufen ist und das Selektionsassessement noch nicht durchgeführt wurde, lässt sich die Frage derzeit nicht abschliessend beantworten. Es werden voraussichtlich zwischen 12 und 16 Teilnehmende werden», so die Einschätzung von Gäumann.

Es gilt hier noch festzuhalten, dass die Integrationsvorlehre handelt keine Berufsausbildung im klassischen Sinn ist. Die einjährige Vorlehre soll anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene beim Einstieg in die Arbeitswelt unterstützen. Das Projekt wurde vom Bund auf eine Laufzeit von vier Jahren festgelegt. Insgesamt werden mit 46,8 Millionen Franken 3600 Plätze zu 13 000 Franken pro Platz und Jahr finanziert.

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