Zuerst, die Regionale läuft dieses Jahr unter neuer Leitung. Nach 5 Jahren hat Felizitas Diering an Fabienne Blanc übergeben. Passend dazu erhielt die jährliche Ausstellung des regionalen Kunstschaffens vom Basler Grafiker Philippe Karrer einen neuen Anstrich verpasst. Neu war in diesem Jahr die Möglichkeit für die Kunstschaffenden, sich mit digitalen Dossiers zu bewerben. Prompt flatterten statt den üblichen 600 ganze 800 Bewerbungen ein. Dadurch stieg auch die Zahl der Auserwählten auf 190 Künstler und Künstlerinnen mit Jahrgängen von 1943 bis 1997 an. Ein Rekord.
Sonst ist es beim Erfolgsrezept der früheren Jahre geblieben: Wie von der «Regionale» gewohnt sind daran 18 Institutionen in drei Ländern beteiligt, die jeweils eigene Themen und kuratorische Ansätze stellen. In den nächsten zwei Wochen werden diese Ausstellungen gestaffelt eröffnen. Den Anfang machen die Basler Häuser, darunter die Kunsthalle Basel, das Kunsthaus Baselland und der Ausstellungsraum Klingental, wo heute abend auch die Eröffnungsparty über die Bühne geht.

Objekt-orientiertes Philosophie-Wasauchimmer
An so einem verregneten Tag bietet sich ein erster Augenschein an. Besonders in der Kunsthalle, welche kurzerhand eine Regionale-in-der-Regionale veranstaltet und ganze 46 Kunstschaffende einlädt, welche über 150 Werke zeigen. Die Räume sind bis zum Rand mit Kunst beladen. In allen Farben, Formen und Formaten gibt es zu sehen, was die aufstrebenden Talente der trinationalen Region Basel so im Schilde führen. Ein wenig Wildwuchs ist das beste Mittel, dem grauen Tag Paroli zu bieten.

Kurator, Architekt und Künstler Andreas Angelidakis orientierte sich bei der Auswahl der Werke an der titelgebenden Philosophie der «objektorientierten Ontologie», eine furchtbar komplizierte, neo-heideggerianische Denkrichtung, die sich vom menschenzentrierten Weltbild ablösen möchte, oder zumindest die Natur der Kultur gleichstellen will. Das klingt nach ziemlich viel und das ist es auch.
Für eine Kunstausstellung ist dies ein uneinlösbares Versprechen, denn ausgerechnet das Kunstschaffen ist von der Anwesenheit des Menschen auf Gedeih und Verderb bestimmt. Kunst ist so ungefähr das anthropozentrischste, was es nur geben kann. Doch die «object oriented ontology» befasst sich auch stark mit dem Zufälligen und der Multidimensionalität. Das passt schon eher. Angelidakis selbst versteht darunter allerlei, meist aber drei Dinge: Mythen, Tiere und menschengemachte Objekte. Es werden Drachen erschaffen und besiegt, zoologische Wunderkammern errichtet und hier und da steht ein Ofen. Um so viele Werke zeigen zu können, hat die Institution am Steinenberg etliche Wände und Gerüste einbauen müssen, was den Eindruck der Wunderkammer noch verstärkt. Obwohl es empfehlenswert wäre, sämtliche Ausstellungen an allen Orten zu sehen, kann man sich in der Kunsthalle alleine einen Tag aufhalten und sich danach auf die Schulter klopfen. Es gibt sie, die regionale Kunst, und sie ist gar nicht so zahm, wie das urkomische Gemälde des Gepards oder Leopards im vegetarischen Restaurant von Yulia Goetsch nahelegt. Man muss sich von ein wenig zeitgenössischer theoretischer Philosophie nicht den Spass verderben lassen.

Bus- und Einkaufstouren
Für alle, die den Marathon nicht scheuen, gibt es Bustouren, die in drei Teilen am 2.12., am 10.12. und am 17.12.2017 jeweils in Begleitung von Katrin Bauer, Gastkuratorin im Kunsthaus L6 in Freiburg, die Möglichkeit bieten, die «Regionale 18» vollständig zu besichtigen. Tickets sind in der Kunsthalle Basel erhältlich. Wer sich also durch die «object oriented ontology» inspiriert fühlt, kann sich für die fehlenden Puzzleteile auf der Stelle anmelden. Und wer sich nicht mehr von den Werken trennen will, kann sie auch mitnehmen: Die Werke in der «Regionale 18» sind allesamt käuflich.