Meinrad Stöcklin war 16 Jahre lang die Stimme der Baselbieter Polizei bis ihn sein Chef zum Schweigen brachte. Zu den Gründen hat auch Isaac Reber nichts zu sagen. (von links nach rechts). Quellen: Screenshot SRF, bl.ch. Montage Mira Lachmann
Meinrad Stöcklin war 16 Jahre lang die Stimme der Baselbieter Polizei bis ihn sein Chef zum Schweigen brachte. Zu den Gründen hat auch Isaac Reber nichts zu sagen. (von links nach rechts). Quellen: Screenshot SRF, bl.ch. Montage Mira Lachmann
  • Andy Strässle
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Sicherheitsdirektion Liestal: Chaos, Nachtreten und das Schweigen Rebers

Die Entlassung von Meinrad Stöcklin ist nur ein weiterer Fall fragwürdiger Personalentscheide des Baselbieter Polizeikommandanten. Trotz Kündigungen, Lohnfortzahlungen und wochenlangem Ärger in den Medien: Sicherheitsdirektor Isaac Reber schweigt eisern zur von Kommandant Mark Burkhard losgetretenen Schlammschlacht.

Im internen E-Mail Ende September an 600 Polizisten beginnt Polizeichef Mark Burkhard ganz harmlos: «Ich schätze Meinrad Stöcklin als guten verdienten Mediensprecher.» Dann ist aber fertig lustig. Polizeikommandant Burkhard schöpft aus dem Vollen: «Mit seinen Alleingängen, seinen teils imageschädigenden Auftritten neben der Arbeit der Polizei und seinem teils ruppigen Umgang mit Medienleuten und Mitarbeitenden hat er seinem Amt aber auch immer wieder geschadet.» Die «imageschädigenden Auftritte» Stöcklins sind schnell erzählt: Ein Gefluche rund um ein Handballspiel – Stöcklin sagte dann eben doch nicht «Hueresohn», sondern «Hueresiech» – und der geteilte und wieder gelöschte Facebook-Post eines Rechtsradikalen. Beides privat vorgefallen und damit nicht bei der Arbeit. Der ruppige Umgang mit den Medienleuten betrifft konkret Online Reports-Macher Peter Knechtli: Der schreibt auf seiner Website, er habe einmal auf eine Nachfrage ein Mail von Stöcklin bekommen, in dem geschrieben stand: «Geht es Ihnen gut?».

Dreckwäsche waschen als «transparenz»

Der erste Online-Reporter Basels hatte sich daraufhin offiziell beschwert. Kurz darauf scheinen Polizeichef Mark Burkhard und Sicherheitsdirektor Isaac Reber umgefallen zu sein. Dies, obwohl Polizeisprecher Meinrad Stöcklin seinen Job während insgesamt 16 Jahren lang gut gemacht hatte: In der Sissacher «Volksstimme» vom 6. Oktober verteidigte Burkhard sein ungelenkes Mail über Stöcklins Kündigung so: «Ich werde intern auch künftig transparent kommunizieren. Das erwartet das Korps auch.» Das E-Mail ging an alle 600 Mitarbeitenden der Polizei Basel-Landschaft.

 Doch egal, was das Korps erwartet: Das nachträgliche Anprangern eines per sofort freigestellten Mitarbeiters – egal aus welchem Grund – ist weder «transparent», noch fällt es leicht zu glauben, dass das Korps diesen Stil und Inhalt erwartet hätte. Keiner hat Freude, wenn seine Kündigung an die grosse Glocke gehängt wird. In den sozialen Medien schwappte Meinrad Stöcklin dafür eine Sympathiewelle entgegen. Der geschasste Mediensprecher hielt sich allerdings zwei Wochen lang bedeckt, bis auf ein Gespräch mit der «Sonntagszeitung». Offensichtlich will Stöcklin nicht, dass die Situation weiter eskaliert.

Teure Personalpolitik

Noch viel mehr als Stil und Umstände von Stöcklins Entlassung gibt der Zustand der Sicherheitsdirektion Anlass zum Grübeln. Bereits die Angelegenheit mit dem ehemaligen Personalchef Pascal Rüede sorgte für Unmut. Rüede wurde von Burkhard als «Rakete» zum Personalchef ernannt. Aber die Geschichte endete so raketenhaft, wie sie begonnen hatte. Rüede wurde freigestellt: Lohnfortzahlung für sechs Monate. Daraufhin kam es zu zwei weiteren Freistellungen bei den Human Resources. Während Stöcklin seinem Korps sechzehn Jahre lang als Konstante loyal diente, kennt Burkhard turbulente Zeiten auch als Stabschef bei der Berner Polizei. Bereits dort sorgte Burkhard mit seiner ruppigen Personalpolitik für Turbulenzen – und dies ausgerechnet im Medienbereich.

Die Konflikte mit Medienprofi Stöcklin waren vorprogrammiert. Schliesslich kannte der Ex-Journalist die Region und ihre Medien bereits länger als ein Jahrzehnt. So hatte sich auch Stöcklin für die Neubesetzung der Kommunikationsleitung bei der Polizei beworben. Burkhard stellte stattdessen eine Kommunikationschefin ein, die weder einen journalistischen Hintergrund, noch einen Hintergrund in der täglichen Medienkommunikation mitbrachte. Stöcklin war ihr fortan unterstellt. Diese Konstellation hatte bereits in Bern schon nicht funktioniert – aber nach den bereits erfolgten Freistellungen im Personalbereich musste man nun zumindest an dieser Personalie festhalten.

Bauernopfer und desolate Zustände

So wurde Meinrad Stöcklin letztlich zum Bauernopfer der unglücklichen Personalrochaden seines Chefs. Umso mehr erstaunt deshalb, dass die Arbeitskonflikte innerhalb des Baselbieter Polizeikorps Baselland so offen ausgetragen werden und Sicherheitsdirektor Isaac Reber dazu schweigt. Reber lässt sich wortkarg via seinen Sprecher Adrian Baumgartner zitieren: «Die Sicherheitsdirektion als Anstellungsbehörde hat sich mit Meinrad Stöcklin in der Vereinbarung auf Stillschweigen geeinigt. Daran halten wir uns.»

Wie ironisch, wenn man sich jetzt an eine Stillschweige-Vereinbarung halten will, nachdem das indiskrete Mail des Kommandanten ans gesamte Korps schon ein Schlaglicht auf die desolaten Zustände im Departement geworfen hat. Erstaunlich auch, dass es Sicherheitsdirektor Isaac Reber zulässt, dass sein Polizeidirektor eine Schlammschlacht gegen einen ehemaligen Mitarbeiter öffentlich lostritt. Und das erst noch mit haarigen Vorwürfen des Versagens.

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