Weidende Schafe am Bord des Kohlistiegs in Riehen.
Weidende Schafe am Bord des Kohlistiegs in Riehen.
  • Binci Heeb
  • Aktualisiert am

Stadt Basel: Schafpower statt Rasenmäher

Wer in den vergangenen Tagen Riehen besuchte, staunte nicht schlecht: Im Auftrag der Stadtgärtnerei Basel wurde vergangene Woche das Bord zwischen Friedhof Hörnli und Kohlistieg von tierischen Rasenmähern beweidet. Diese Methode kommt in Basel sogar öfters vor als man denkt.

Bereits seit eineinhalb Jahren setzt der Friedhof Hörnli auf Schafe von Pro Specie Rara. «Im Frühling und im Herbst unterstützen die Schafe jeweils die für unsere Hörnli-Gärtner schwer zugänglichen Teile, wie das steile Kohlistiegbord sowie das unwegsame Stück Wald in der Abteilung 3», sagt Michèle Fink, Leitung Aministration Friedhof Hörnli.

Beim ersten Versuch mit den vierbeinigen Rasenmähern hätten sich noch aufgeregte Anrufer über die Schafe ausgelassen. «Als wir aber erklärten, weshalb die Schafe im Hörnli eingesetzt werden, beruhigten sie sich sofort und seither ist das Feedback sehr positiv».

Bei der aktuell 26 Tiere zählenden Zuchtgruppe handelt es sich um kleine, kurzschwänzige Heidelandschafe, die sogenannten Skudden. «Einstein» heisst der Widder der Gruppe und er ist gut zu erkennen durch sein imposantes Schneckengehörne. Rund sechs Tage waren die Tiere von der Naturpflege GmbH aus Bubendorf an der Arbeit, bis sie wegen des starken Regenfalls – und weil das Bord ordentlich abgegrast war – per Ende vergangener Woche mit einem Transportanhänger wieder an einen neuen Ort verfrachtet wurden.

Skudden-Widder links. ©Pagepixel / commons.wikimedia.org

Die temperamentvollen Tiere gelten als Nachfahren der keltischen Schafe. Sie sind sehr robust und eignen sich dank ihrer Anspruchslosigkeit sehr gut zur Beweidung von Magerstandorten, wie zum Beispiel dem Bord des Hörnli. Nur durch den Einsatz engagierter Züchter in Deutschland und der Schweiz konnte die Rasse der Skudden bis heute erhalten werden. Nebst der Schweiz gibt es die ursprünglich aus Ostpreussen/Masuren, dem Memelland und den kurischen Nehrungen in Litauen stammenden Schafe nur noch in Deutschland und den Beneluxländern.

Nachhaltiger als ein elektrischer Rasenmäher

Zur Hauptaufgabe von Naturpflege GmbH gehört die Grünflächenpflege mit Schafen. «Im Normalfall dauert eine Beweidung ungefähr zehn Tage», sagt Michael Dieterle, der zusammen mit Christian Fluri als Geschäftsinhaber fungiert. Beim Friedhof Hörnli sollten die Schafe das Bord sauber abgrasen, ebenso die Brombeeren, die aus dem Wald ins Bord wachsen. Die Schafe sind jeweils auch im St. Margarethenpark oberhalb der Kunsti, beim Allschwiler Weiher und beim Galgenhügel am Bord der Autobahn im Gellert im Einsatz.

Die Skudden sind die ganze Saison über für verschiedene Kundenaufträge im Einsatz, in der Regel von Anfang Dezember bis Ende April oder Mitte Mai. Deshalb war auch Widder «Einstein» beim Kohlistieg mit von der Partie. Während der Winterpause in Talhaus in Bubendorf wird der Nachwuchs geboren und kann während eineinhalb Monaten mit den Muttertieren zusammen sein, bevor es im Frühjahr wieder auf die verschiedenen Weideplätze geht.

Rasenmähen einmal anders

«Damit sich der Aufwand auch rentiert, braucht es schon eine Mindestfläche von 2'000 bis 3'000 Quadratmetern», so Michael Dieterle. Ab dieser Fläche werde es pro Quadratmeter günstiger. Natürlich brächten sie die Schafe aber auch für kleinere Flächen ab 500 Quadratmetern gerne vorbei. Über genaue Preise möchte Dieterle jedoch keine Auskunft geben: «Wenn man Birnen mit Birnen vergleicht, sind wir etwa gleich teuer, wie ein Gärtner mit Gerätschaft. Manchmal sogar etwas günstiger». 

Eine gute Nachricht für alle, die die Schafe am Kohlistieg verpasst haben: Im Frühling werden die Skudden wieder in den Friedhof zurückkehren.

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