Brütende Weissstörche in der Tembea-Anlage im Basler Zolli. ©Zoo Basel
Brütende Weissstörche in der Tembea-Anlage im Basler Zolli. ©Zoo Basel
  • Binci Heeb

Storchenplage im Elsass: Basel hätte noch Platz genug

Im Elsass sorgen verstopfte Schornsteine und Kotspuren der Störche für Unmut in der Bevölkerung. In Basel ist man gelassen.

Ob im Zolli, den Langen Erlen, in Basler Parks oder auch auf den Wiesen beim Bäumlihof oder dem Rankhof, der Adebar ist überall anzutreffen. Über die Jahre sind es immer mehr geworden. 500 Storchenpaare wurden gemäss Peter Enggist, Geschäftsführer bei Storch Schweiz, in diesem Jahr gezählt. Tendenz steigend. Vor zwei Jahren waren es noch 50 Brutpaare weniger. Alleine 80 Störche sind in der Rheinstadt zu finden, sehr zur Freude vieler Baslerinnen und Basler.

Im Elsass regt sich derweil der Widerstand, weil die Vögel ihre Nester – sie können hunderte Kilogramm schwer sein - nicht nur in Baumwipfeln bauen, sondern auch auf Kirchendächern und Schornsteinen von Wohnhäusern. Sehr zum Unmut der Bewohner, die die Nester so schnell wie möglich entfernt haben möchten, denn sie verstopfen nicht nur Regenrinnen, sondern auch die Kamine.

Erst seit 1900 gezählt

Die Schweiz zählt ihre Störche erst seit dem Jahr 1900. Damals waren es 140 Brutpaare. Dieser Bestand reduzierte sich jedoch bis 1949 auf null und konnte sich nur Dank künstlicher Eingriffe in den 50er und 60er-Jahren wieder erholen. Die Population hat in den letzten Jahren im Durchschnitt um jährlich 10 bis 15 Prozent zugenommen. Eine unnatürliche Zunahme, die dadurch verursacht wird, dass 80 Prozent der Störche in den Wintermonaten nicht mehr in den Westen Afrikas ziehen, sondern nur noch bis Spanien fliegen. Auf dem kürzeren Weg warten viel weniger Gefahren auf die Vögel, viel mehr überleben.

Keine Flüge mehr nach Afrika 

Noch ist es eine Hypothese, entsprechende Studien laufen derzeit in Belgien, doch scheint sie sich immer mehr zu erhärten: In den 50er und 60er-Jahren wurden Jungstörche aus Algerien in die Schweiz geholt und hier aufgezogen. In den 70er-Jahren wurden Nachkommen dieser Störche auch nach Frankreich, Holland, Belgien und Süddeutschland gebracht. Die Distanz von Algerien in die landwirtschaftlich genutzten Flächen im Westen oder Süden Afrikas entspricht in etwa der Distanz von der Schweiz nach Spanien. 

Der Elsässer Leid, der Basler Freud 

Wer in den letzten Wochen im Basler Zolli war, sah die vielen Storchennester rund um die 2017 eröffnete Anlage «Tembea». Es wurden Nester für sie gebaut und Aussichtsplattformen, von welchen aus die Besucherinnen und Besucher direkt ins Nest schauen können.  Alle fünf Horste sind besetzt und seit dem 25. April können 11 Jungvögel beobachtet werden. Nicht nur die Horste sind besetzt, denn 60 bis 70 Störche verteilen sich auf 28 weitere Nester. Mit acht Wochen werden die Jungvögel beringt, ihre ersten Flugversuche erwartet der Zolli Ende Juni.

Auch wenn die Freude am Storch bei unseren Nachbarn im Elsass zu schwinden scheint, in Basel ist er - nicht nur als Babybringer - mehr als nur willkommen.