Bild: mm EBM / barfi
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«Stromdrehscheibe» der Region: Taufe der Tunnelbohrmaschine

Auf dem Bruderholz, zwischen Bottmingen, Basel, Münchenstein, Oberwil, Therwil und Reinach, entsteht die «Stromdrehscheibe» der Region. Kernstück ist das 2014 in Betrieb genommene Unterwerk Froloo. Für die Etappe vom Unterwerk Froloo Richtung Allschwil und Basel setzen die EBM und IWB für das letzte Teilstück das bisher spektakulärste Bauvorhaben im Projekt Jura Nord um.

Dazu wird unter dem Sichelweg in Bottmingen hindurch mittels «Microtunneling» ein Trassee mit zwei Meter Durchmesser auf 530 Metern Länge und 65 Metern Höhenunterschied mit drei Kurven gebohrt. Am 15. Mai 2018 wurde die Bohrmaschine unter den Augen der Gäste und der Schutzpatronin Barbara gesegnet und auf den Namen «Lena» getauft. 

Im Rahmen des Projekts «Jura Nord» wird die Energieversorgung  in der Nordwestschweiz optimiert. Dabei hat ein modernes Indoor-Unterwerk das alte Freiluft-Unterwerk Froloo auf dem Bruderholzplateau abgelöst. Zukünftig wird das Unterwerk Bottmingen aufgehoben und rückgebaut. Fertig gestellt sind die Verbindungen nach Osten von Froloo  nach Münchenstein sowie nach Westen Richtung Therwil. Die EBM konnte neue Methoden und Verfahren des Leitungsbaus für elektrische Starkstromtrasseen anwenden und mit den Lieferanten weiterentwickeln. Dabei kamen innovative Verfahren, wie der Leitungsbau mit flüssigem Boden und das Einpflügen von 30 Zentimeter dicken Leitungsrohren, zur Anwendung.

Noch nicht abgeschlossen ist der unterirdische Leitungsbau vom Unterwerk Froloo Richtung Norden. Diese Trassee verbindet das neue Unterwerk Froloo mit der Stadt Basel sowie der Region Bottmingen bis Allschwil. Den eigentlichen Flaschenhals bildet ein Siedlungsgebiet in Bottmingen. Gegen die Baueingabe für ein unterirdisches Leitungstrassee gingen während des Baugenehmigungsverfahrens mehrere Einsprachen ein und verzögerten die Fertigstellung dieses Abschnitts um zwei bis drei Jahre. Nun konnte eine Einigung erzielt werden. Das unterirdische Trassee wird unter dem Sichelweg mit einem Bohrvortrieb gebaut, dem sogenannten Microtunneling, um die Auswirkungen der Baustelle auf die Anwohner möglichst gering zu halten. 

Die Bohrung geschieht mit einer Bohrmaschine mit 2 Metern Durchmesser. Die Maschine ist eine kleine Ausführung der riesigen Apparate, wie sie im Bölchen- oder Gotthard-Tunnel zum Einsatz kamen. Zur Bohrung sind ein grosser Startschacht im Sichelweg an der Kreuzung zur Therwilerstrasse und ein Zielschacht im Chnebelackerweg notwendig. Während rund 3 Monaten wird sich die Maschine über eine Länge von 530 Metern den Berg hocharbeiten und mehrere Kurven durchfahren. Im Startschacht «füttert» ein Kran das Loch mit 3 Meter langen Betonröhren, welche die hydraulische Presse den Berg hoch drückt. Das Material, welches der Bohrkopf abräumt, wird durch dicke Schläuche nach unten zur Separationsanlage befördert. Diese Anlage reinigt die Spülung vollständig von Feststoffen wie Kies, Steinen und Sand und fördert die Flüssigkeit wieder hoch zum Bohrkopf, um dort den Abraum aufzunehmen und wieder nach unten zu transportieren.

Wie bei jedem Tunnel ist es Tradition, den Bohrkopf zu taufen. Dies ist bei der Ankunft der Maschine Anfang Mai geschehen. Ab Mitte Mai ist nun «Lena», die Bohrmaschine, in Aktion, gräbt sich in etwa 10 Metern Tiefe durch den Boden und wird im August im Chnebelacker wieder das Tageslicht sehen. Eine weitere Herausforderung wird das Einziehen des 530 Meter langen Rohrpaketes in den Tunnel sein. Anschliessend werden die restlichen Hohlräume verfüllt. 

Bevor der Startschacht geschlossen wird und die Strasse wieder instandgestellt werden kann, werden die Anschlussbauwerke mittels einer Rammung unter dem Unterwerk Bottmingen hindurch zum Birsig und mittels konventionellem Tiefbau an die Trassee Richtung Basel in der Therwilerstrasse angeschlossen. Wenn alles so läuft wie geplant, können die Kabel im Herbst 2019 ab dem Unterwerk Froloo eingezogen und anschliessend in Betrieb genommen werden. 

Für die Anwohner des Wohnquartiers in Bottmingen haben die Bauarbeiten einen grossen Vorteil. Nach Fertigstellung werden die 145-kV-Freileitung vom Unterwerk Froloo zum Unterwerk Bottmingen und die Gittermasten rückgebaut.