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Swatch Group verlässt gemäss NZZ-am Sonntag die «Baselworld»

Mit der Swatch Group verlässt der bisher grösste Aussteller die Uhren- und Schmuckmesse in Basel. Gefährdet dieser mit Abstand gewichtigste Exodus, nach dem ohnehin äussert schmerzhaften Ausstieg mehrer weltweit bedeutenden Uhrenproduzenten nicht nur die Zukunft der einst "global wichtigsten Veranstaltung des gesamten globalen Uhren- und Schmuckmarktes, so einst «der Spiegel»), sonderndes steht das ganze Unternehmens der MCH in seiner jetzigen und geplanten Form auf dem Spiel?

Das Unternehmen mit einem Messebudget von über 50 Millionen Franken habe beschlossen, ab 2019 nicht mehr an der "Baselworld" präsent zu sein, erklärte Konzernchef Nick Hayek persönlich der "NZZ am Sonntag". Die traditionellen Uhrenmessen seien für Swatch nicht mehr sinnvoll, begründete Hayek den Rückzug gegenüber dem renommierten Sonntagsblatt. Sein Unternehmen hatte während Jahren mit fast allen seinen 18 Marken teilgenommen. «Heute ist jedoch alles transparenter, schnelllebiger und spontaner geworden. Die traditionellen, jährlichen Uhrenmessen sind darum für uns nicht mehr sinnvoll», begründet Hayek. 

Zuvor hatten sich bereits Hermès, Ulysse Nardin und Girard-Perregaux der SIHH-Uhrenmesse in Genf angeschlossen. Kritische Stimmen aus der Branche verlangen unter anderem neue Ansätze bei der Organisation und der Durchführung der Basler Messe.

In Basel waren dieses Jahr im März mit 650 Ausstellern nur noch halb so viele wie im Vorjahr dabei. Im Jahre 2008 pilgerten noch eine dreifache Zahl an Marken nach Basel, um ihre Preziosen dem Publikum und den Händlern vorzuführen. Mit dem Rückzug von Swatch steht der Zeitung zufolge auch die Zukunft der Messefirma MCH auf dem Spiel, die sich zur Hälfte im Besitz der drei Kantone Basel-Stadt, Basel-Land und Zürich befindet. Messechef Michel Loris-Melikoff will die Messe 2019 "möglichst attraktiv in einem neuen Stil und in einer neuen Denkart durchführen". Er lasse nichts unversucht, Swatch doch noch zu halten. Wesentliche Neuerungen seien für 2020 vorgesehen.

Börsenwert tiefer als Immobilien

Das ist für die Messe Schweiz zentral, denn die «Baselworld» wirft unter allen Ausstellungen und Aktivitäten am meisten Gewinn ab. Doch die Einnahmen schwinden. Letztes Jahr sanken die Einnahmen der MCH mit Schweizer Ausstellungen um 46Mio.Fr. auf noch 238 Mio. Fr. Doch unter dem Strich resultierte ein Jahresverlust von 110 Mio. Fr., insbesondere aufgrund einer Wertberichtigung auf dem Messegebäude in Basel von 102 Mio. Fr. Grund dafür ist die ungenügende Auslastung des Prestigebaus, der vor fünf Jahren für stolze 430 Mio. Fr errichtet worden war. Die Summe übersteigt bei weitem den Unternehmenswert von 270 Mio. Fr., der sich aus dem Aktienkurs errechnen lässt. Daran haben auch mehrere Zukäufe der MCH im Ausland nichts geändert. 

Ein grosser Aussteller wie die Swatch Group budgetierte für die Messe jeweils eine Summe von über 50Mio.Fr., inklusive aller Reise- und Hotelspesen der Gäste und Mitarbeiter. «Wir sind nicht dazu da, eine teure Halle von Herzog & de Meuron zu amortisieren», kritisiert Hayek in der NZZ am Sonntag: «Das Unternehmen MCH Group beschäftigt sich zu sehr mit der Optimierung und Amortisierung seines neuen Gebäudes, statt den Mut zu echten Fortschritten und tiefgreifenden Veränderungen aufzubringen.»

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