Verstopft vom Tramverkehr, der hier auf den Schienen quietscht, dass Gott erbarm’, gesäumt von grossen leeren Geschäftshäusern, endlos traktiert von Presslufthämmern. Die Falknerstrasse gibt seit Jahren ein jämmerliches Bild ab. Obwohl sie im Zentrum der Innerstadt liegt – sie ist gewissermassen der unvermeidliche Weg durch die Basler Schlucht – und wäre deswegen dafür prädestiniert, eine Hauptschlagader für Geschäfte und Stadtleben zu sein, wirkt sie zunehmend vernachlässigt, unattraktiv, ja beinahe abweisend.
Eine der jüngsten Strassen
Sie ist eine der jüngsten Strassen der Basler Innerstadt. Benannt nach dem Basler Baudirektor Rudolf Falkner (1827 – 1898). Falkner war ursprünglich Katastergeometer. 1873 wurde er in die Regierung gewählt, wo er 21 Jahre lang amtete. In dieser Zeit steuerte er einige der grössen baulichen Veränderungen, die unsere Stadt je gesehen hat.
Eine ganz wesentliche Umgestaltung betraf die Korrektur des Birsig, jenes Flusses, der das Basler Stadtbild – mit seinem tiefen Bett –, einst geprägt hat. Deshalb wurde die Strasse, die den Flusslauf des Birsig seit 1900 überdeckt, nach Falkner benannt.
Lichtspielhäuser
Die Überwölbung des Birsig, der damals als Hygiene-Risiko galt, schuf einerseits die Möglichkeit, das Tram mitten durch die Innerstadt zu leiten, andererseits bescherte er Basel eine neue innerstädtische Geschäftsstrasse, die auch bald zu florieren begann. Alsbald wurde neben dem Kino Fata Morgana, einem der ersten Lichtspielhäuser Basels, das Grosskino Alhambra gebaut, in dem jahrzehntelange grosse Filmpremieren auf dem Programm standen, sogar Rockkonzerte mit Stars gingen im riesigen Saal über die Bühne.
Daneben gab es Möbelläden, Cafés, Blumengeschäfte. In den ersten Stockwerken der reizvollen alten Stadthäuser, die hier standen, gab es Geigenbauer, Spezialhandwerker, Grafikateliers. Auf der rechten Strassenseite, vom Barfi aus gesehen, zeugt heute nur noch das Haus mit der Nummer 33 und den schönen Fassadengemälden vom alten Glanz. Auf der linken Seite sind einige der alten Fassaden immerhin intakt geblieben.
Städtische Flaniermeile
Obwohl das Drämmli von Anfang an durch die Falknerstrasse gefahren ist, es gab ja sogar noch eine Tramstation vor der Hauptpost, garniert mit einem wunderbar pittoresken Kiosk (der nach seiner Schliessung noch für einige Zeit zur «Gedankenbank» mutierte, der Keimzelle des heutigen Unternehmens Mitte), entwickelte sich die Strasse zu einer veritablen, städtischen Flaniermeile.
Auch weil die Tramfrequenz hier früher noch viel niedriger war als heute, gerade mal zwei Linien führten einst durch die Strasse...
Enervierend laut
Heute fahren praktisch alle Linien durch die Falknerstrasse, die Basel überhaupt zu bieten hat, eine Fehlplanung sondergleichen, dies ergibt einen derart intensiven Takt, dass man die Strasse zu Geschäftszeiten kaum mehr überqueren kann. Dazu kommt der Umstand des Quietschens, es gibt kaum einen Ort in der Stadt, an dem die BVB-Wagen so enervierend laut sind.
Es hat hier zwar ein wunderbares Café, doch wer draussen sitzt, wird dauernd von diesem ekelhaften Geräusch aus dem Gespräch geworfen.
Baustellen statt Geschäfte
Momentan bietet die Falknerstrasse ein besonders trostloses Bild. Zwischen den Liegenschaften 5 und 11 läuft gar nichts mehr: Die Häuser stehen alle leer. Das riesige Büchergeschäft, das die verblichene Traditionsfirma Jäggi einst ehrgeizig hingestellt hat, steht – seit dem Umzug von Orell Füssli, genauso leer, wie das Haus, in dem der Blumenladen Dufour, eine der ersten Adressen Basels in seinem Genre, jahrzehntelang bespielte.
Alles ist eingerüstet, Lieferwagen und Baumulden verstellen das Trottoir, Staubwolken werden aufgewirbelt – und Baulärm gibt den Soundtrack zur trostlosen Szenerie.
Unwürdig
Wer von Stadtentwicklung redet, müsste eigentlich hier ansetzen. Denn die Falknerstrasse ist der unvermeidliche Durchgang zwischen den beiden wichtigsten Einkaufszonen der Innerstadt. Ihr momentaner Zustand ist nichts als unwürdig. So wie die Situation jetzt aussieht, wünscht man sich direkt, dass der Birsig hier wieder munter Richtung Rhein plätschern könnte, mit einigen netten Brückchen, welche die Passanten von der einen Seite auf die andere bringen.
Alles wäre besser, als das jetzige Bild dieser Strasse, das aussieht wie die Kulisse für einen Film, der nie mehr laufen wird...
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