V.l.n.r: Markus Küng (GL IWB), Matthias Meier (Geschäftsführer WVR AG), Marcel Schweizer (Präsident WVR AG), Guido Vogel (Gemeinderat Riehen), Lars Knuchel (Kommunikationsleiter IWB) ©Keystone
V.l.n.r: Markus Küng (GL IWB), Matthias Meier (Geschäftsführer WVR AG), Marcel Schweizer (Präsident WVR AG), Guido Vogel (Gemeinderat Riehen), Lars Knuchel (Kommunikationsleiter IWB) ©Keystone
  • Nathan Leuenberger
  • Aktualisiert am

Über ein Drittel in Riehen nutzt Erdwärme: Ohne Erdbeben

Seit fast genau dreissig Jahren schon wird in Riehen gebohrt um Erdwärme zu generieren. Nun sei man am Anschlag und braucht einen weiteren Bohrturm.

Bohrturm am Bachtelenweg 1988

Bohrungen in der Region Basel lösen vor allem eines aus: Angst vor Erdbeben. Vor knapp zehn Jahren erlebte Basel ein spürbares Geothermie-Erdbeben, Grund dafür waren die durchgeführten Bohrungen rund fünf Kilometer unter der Erde. Die Erschütterungen waren zum Glück nicht heftig, aber das Risiko omnipräsent. Gleichzeitig wird in Riehen schon seit drei Jahrzehnten kräftig im Erdenreich gewühlt und daraus Wärme für Riehener Haushalte gewonnen – ohne jegliche Zwischenfälle. «Inzwischen versorgen wir über einen Drittel der Einwohner mit Erdwärme», sagt Marcel Schweizer, Präsident der Wärmeverbund Riehen AG, stolz. Das Geheimnis: in der Stadt wird ein anderes Geothermie-Verfahren angewendet als in Riehen. Dort wird nur bis auf eine Tiefe von 1,5 Kilometern gebohrt, was nur sehr geringen Einfluss auf seismische Aktivitäten hat.

In Riehen sitze man auf einer regelrechten «Geothermie-Goldader», mit vielen unterirdischen Seen (Erklärung, siehe Box). Und diese soll nun weiter ausgeschöpft werden. «Wir sind bei unserer vorhandenen Bohrung technisch am Anschlag», so Schweizer. Ein zweites Bohrloch soll her, dafür wird nun eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Denn die bereits vorhandenen Daten sind mittlerweile in die Jahre gekommen, so stammen sie noch aus den 80er-Jahren, als der erste Bohrturm realisiert wurde. Der Wärmeverbund erhält dabei tatkräftige Unterstützung seitens Gemeinde und der IWB. Die beiden Parteien funktionieren als Hauptaktionäre.

Interesse aus China

Was für die Stadtgemeinde funktioniert, könnte in der gesamten Region eingesetzt werden. Nur scheint sich bisher niemand für das Verfahren zu interessieren. In Reinach versuchte man sich ebenfalls an der Geothermie-Bohrung, stiess dabei allerdings nicht gleich auf einen unterirdischen See und liess es dann wieder bleiben. Dabei wird auch dort noch die «Goldader» vermutet. Zumindest ausserhalb der Landesgrenze scheint das Interesse vorhanden: «Vor zwei Jahren war die chinesische Ministerin für Energieversorgung hier, die sich für das Projekt interessierte.»

Die IWB schliessen jedenfalls nicht aus dieselbe Methode künftig in Basel-Stadt anzuwenden. «Wir wollen zuerst den Mehrbedarf in Riehen decken. Danach ist nicht auszuschliessen, auch Basel ähnlich zu versorgen», so Markus Küng aus der IWB-Geschäftsleitung.

Das Projekt «geo2riehen», zur Realisierung des zweiten Bohrturms, befindet sich nun in einer Machbarkeitsstudie. Wenn alles gut läuft, soll 2022 mit dem Anlagenbau begonnen werden. In Riehen sieht man viel Potential: «Es gibt für uns keinen einfacheren Weg dem neuen Energiegesetz nachzukommen, als uns der Erdwärme anzuschliessen», sagt dazu Gemeinderat Guido Vogel. Und vor Erdbeben müsse man sich in Riehen auch in Zukunft nicht vor fürchten.

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