Zwei Sorten von Blechschlangen. Der Blick vom Kreisel. Quelle: Youtube
Zwei Sorten von Blechschlangen. Der Blick vom Kreisel. Quelle: Youtube
  • Jonas Egli
  • Aktualisiert am

Verkehrs-Chaos ohne Ende. Intelligente, neue Ampel, altes Leid: Weil am Rhein dreht sich im Kreisel

Mit Jahren Verspätung ist in Weil am Rhein seit knapp einer Woche ein modernstes Verkehrsdosiersystem in Betrieb. Doch bereits nach wenigen Tagen muss nach neuen Lösungen gesucht werden: Denn der Berg hat eine teure Maus geboren. Der Kreisel bleibt trotz Science Fiction-Vision verstopft. Er steht am Anfang und am Ende einer unlösbaren Aufgabe. Und den Baslern scheint das Chaos egal.

Seit der Franken und Euro keinen Mindestkurs mehr teilen, kennt der Verkehr am Zoll Friedlingen keine Höchstgrenze mehr. Am Landesübergang mutiert deswegen seit Jahren der Kreisel zum Knoten. Aus drei Richtungen, vier mit der Abzweigung zum Einkaufszentrum, treffen sich die Ströme und begraben den kleinen Kreisverkehr unter sich. Hinzu kommen Fussgänger mit Stempelzetteln und Einkaufstaschen. Und die ankommenden Tramreisenden selbst. 

Alles eine Frage der Dosis

Mit der Verlängerung der BVB-Linie 8 im Jahr 2014, dessen Schienen ebenfalls durch den Kreisel verlaufen, trat ein Problem auf: Tram und Verkehr blockierten sich gegenseitig. Doch als Tram und Kreisel geplant wurden, war das Verkehrsaufkommen noch wesentlich geringer, die überraschende Kursentkopplung der Währungen 2015 brachte nicht nur Kundschaft, sondern auch Verkehr. Sehr viel Verkehr. Genug, dachte sich die Stadtkämmerei von Weil und plante sofort Massnahmen. Mehr Parkmöglichkeiten abseits des Rhein-Centers und ein nagelneues, intelligentes Ampelsystem, mit Kamera und allem, was den Verkehr ab Höhe Riedlistrasse dosieren sollte. 

Bild: Keystone

Mission: erfolgreich. Ausser zu Spitzenzeiten.

Letztes Wochenende, also rund eineinhalb Jahre später, nahm die ersehnte Ampel ihren Dienst tatsächlich auf. Und stiess schon in den ersten Tagen an ihre Grenzen: Eine Rotphase reicht in Spitzenzeiten nicht aus, um den Kreisel zu entleeren. Wie vom Bürgermeister Rudolf Koger zu erfahren ist, verrichtet die Ampel ihren Dienst zwar zufriedenstellend: «Unter der Woche haben sich die Blockaden gelöst.» Aber während der Stosszeiten am Samstag steht das Tram regelmässig wieder. Viele Autofahrer haben ihre Geduld bei der Ankunft am Kreisel längst verloren und zwängen sich in den vollen Engpass. Dort bleiben sie stecken und auch ein wild bimmelndes Achtertram kann sie nicht mehr bewegen.

Bild: Keystone

Wird der Kreisel zum Flickwerk?

Bürgermeister Koger und Benjamin Schmid, Mediensprecher der BVB, betonen beide, dass immer wieder erfolgreich Verbesserungen vorgenommen wurden. Doch sie alle führten nur zu kurzweiliger Entspannung. Man bemerke, dass der Kreisel 2012 selbst schon eine solche Massnahme darstellte.

Um den gordischen Knoten zu lösen, seien weitere Ideen nötig, heisst es von beiden Seiten der Grenze. Bloss welche? 

Am Zollübergang Friedlingen trifft ein grossstädtisches Verkehrsaufkommen auf kleindörfische Verkehrsführung. Die vorbildliche Anbindung des nahen Auslands droht im Sog eines Einkaufszentrums zu ersticken, welches diese Verbindung erst begründet hatte. Und der Knoten ist lokal sehr begrenzt. Nur wenige Meter nach dem Zoll: freie Fahrt. Gerade an dieser engen Stelle ist nach dem Ampeltrick nicht mehr viel Platz für Flickwerk. Das sieht auch Koger so: «Fakt ist, dass wir an die Grenze stossen. Es sind nicht endlos viele Massnahmen möglich.» Eine Kommission von Stadtplanern soll nun in den nächsten Wochen Vorschläge ausarbeiten. Der Auftrag erfolgte nicht einmal drei Arbeitstage nachdem letzte Massnahme, die rettende Ampel, in Betrieb ging.

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