Tram, Bus, Auto, Velo, Fussgänger: Der Wettsteinplatz ist ein schwieriges Pflaster – allerdings nicht für den Kanton. Bild B. Heeb
Tram, Bus, Auto, Velo, Fussgänger: Der Wettsteinplatz ist ein schwieriges Pflaster – allerdings nicht für den Kanton. Bild B. Heeb
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Verkehrsfallen Wettsteinplatz & Co.: Gefährliche Velostrecken sind ein Risiko für alle

Der Wettsteinplatz ist eine Verkehrshürde. Obwohl ihn der Kanton als übersichtlich und harmlos einstuft, sagt sogar Pro Velo, dass die teils enge Situation gefährlich sei. Mindestens ebenso heikel für Drahtesel: Die neuen, hohen Trottoirs bei den Tramhaltestellen wie beim Kirschgarten. Bis der Kanton Abhilfe schafft, kann es aber dauern, falls er es überhaupt will.

Wer mit dem Velo über die Wettsteinbrücke ins Kleinbasel fährt, hat grossartig freien Lauf und ein schönes Gefälle. Da kommt sogar der unsportliche Velofahrer auf anständiges Tempo – wäre unten nicht der Platz, der offiziell als Kreisel gilt, aber in Wirklichkeit eine zweispurige Verkehrsführung mit Abbieger ist. 

Die Stelle ist gefährlich. Viele Velofahrer düsen einfach geradeaus, ohne die Vortrittsregelung zu beachten. Autos erwischen sie im toten Winkel, da die Spur aber breit ist, kommt es zu erstaunlich wenig Unfällen. Ebenso schwierig ist die Querung des Brückenkopfs, wo Velos im direkten 90-Grad-Winkel andere Velos Radfahrer kreuzen. Dort ist es eng und angesichts der Geschwindigkeit derer, die von der Brücke kommen, ebenso riskant.

Gefahrenherd am Kreiselrand

Der Kanton beschwichtigt derweil: «Diese Stelle wird nicht als heikel eingeschätzt. Velofahrende, die von der Brücke her kommen, können abbremsen und bei der Theodorsgrabenanlage auf eine Möglichkeit zum Überqueren der Brücke warten», heisst es seitens Amt für Mobilität. Können tun sie schon, aber sie müssen wollen. Und wollen wollen lang nicht alle. Die Realität sieht anders aus: Deutlich gröber und riskanter.

Sogar Roland Chrétien von Pro Velo sagt, dass die Situation am Wettsteinplatz heikel sei. Abgesehen von der Situation mit den Autofahrern sei es ebenso gefährlich, wenn Velo in Velo kracht – und die Enge am Brückenkopf sei deswegen riskant. Ironischerweise hat der Kanton just auf dieser Höhe eine Velozählstation angebracht. Allerdings nicht, um die Verkehrssituation einzuschätzen, sondern, um stolz die steigende Anzahl an Velofahrenden in Basel zu erfassen.

Bordstein-Ärger in der Elisabethenstrasse

Schon 2014 wurden in der Elisabethenstrasse Gleise und Trottoirs erneuert – seither ist es für Velofahrer gefährlicher geworden. ©Keystone

Der Wettsteinplatz ist die eine Sache. Ebenso gefährlich sind die erhöhten Trottoirs bei den neuen behindertenfreundlichen Tramhaltestellen. An der Elisabethenstrasse kann man regelmässig Zeuge werden, wie Velofahrer stürzen – entweder, weil sie mit den Pedalen am Trottoir hängen geblieben sind, oder mit dem Rad in die Tramschiene rutschten. Die meisten rappeln sich zum Glück wieder auf, entweder allein oder mit Hilfe von Passanten.

Hier streckt selbst der Kanton die Waffen und rät: «Velofahrende, die in der Mitte der Gleise die Elisabethenstrasse hinunterfahren, müssen mit dem kommenden Verkehrsregime keinen Autoverkehr von hinten mehr fürchten. Wir empfehlen den Velofahrenden an solchen Stellen, in der Mitte der Gleise zu fahren», so Daniel Hofer vom Tiefbauamt. Denn: Der Bund schreibt solche Haltestellen vor, damit alle Behinderten ebenerdig ins Tram steigen können. Egal, ob mit Rollator, Rollstuhl oder Krücke. Das Problem beim mittigen Schienenfahren aber: Man muss erst über die Schienen kommen. Für viele Basler Velofahrer der ultimative Horror.

Gefährlich für Velos? Gefährlich für alle!

Erfolgsmeldung von Pro Velo auf Facebook: Eine Bussenfalle weniger. @Screenshot Facebook

Pro Velo meldet solche Stellen regelmässig an den Kanton und macht Druck, dass Massnahmen umgesetzt werden. Auf der Facebook-Seite werden in loser Folge kleine Erfolge vermeldet, ab und zu ein grösserer, wie bei der Velo-Bussenfalle an der Mündung der Oberwilerstrasse in den Steinenring. Laut Roland Chrétien hat der Verein eine nicht abschliessende, zig Stellen umfassende Liste erstellt, die immer wieder aktualisiert würde.

Wo es für Velos gefährlich ist, ist es auch für Autos gefährlich. Nicht wegen des Gegeneinanders, sondern wegen unkoordinierter Aktionen beider Seiten. Mehr Sicherheit für Velos bedeutet in der Regel eben auch: Mehr Sicherheit für Autos. Und Fussgänger sowieso. Ein Basler Veloring hätte an der Tatsache der heiklen Innenstadt-Stellen allerdings wenig geändert; er wäre ohnehin entlang der Peripherie der Stadt verlaufen.

Immerhin: Die Regierung will Basel als velofreundlichste Stadt der Schweiz etablieren, dazu hat sie kurz nach dem «Nein» zum Veloring den Masterplan Velo unterbreitet. Laut Hofer werde deshalb bei allen Unterhaltsarbeiten auf Strassen auch die Infrastruktur für den Veloverkehr verbessert. Ziel sei es, die Velorouten zu einem sicheren, zusammenhängenden Netz weiterzuentwickeln. Dafür würden neu auch gefährliche Stellen an Velostreifen in rot markiert. Ein guter Plan – so lange die Velofahrer überhaupt darauf achten. Besser als rot einfärben wäre allemal, die Gefahrenherde möglichst schnell zu beheben.

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