Stellen Sie sich vor: Rund um den Schützenmattpark rennen Pferde um die Wette. Baslerinnen und Basler werfen sich in Schale, machen sich zurecht und gehen zum Pferderennen. Ein Hauch von Ascot am Rheinknie. Das ist keine verrückte Idee, sondern war vor zweihundert Jahren eine Tatsache. Im Jahr 1876 feierte Basel eine Premiere: Der Schweizer Rennverein führte im September jenes Jahres zum ersten Mal ein Pferderennen durch und wählte als Austragungsort die Schützenmatte.
Ascot in Basel?
Der Ort lag damals ausserhalb der Stadtmauern, schien ideal und blieb für Jahrzehnte danach der Platz für das eidgenössische Pferderennen. Das Basler Stadtbuch erinnert an das Rennen im Jahr 1886, an dem die Crème de la Crème der Basler mitritt: «Beim Schweizerischen Pferderennen auf der Schützenmatte, das unter günstigen Bedingungen glücklich verlief, erritten Preise folgende Basler: Im Herrenreiten R. Merian auf dem Vollblut-Hengst «Muscadin» des Herrn de Graffenried-Villars in Thun einen ersten Preis; im Cross-Country Guiden-Fourier Futterer den 3. Preis mit der Stute «Krane»; im Militar-Campagne-Reiten derselbe den 4. Preis auf dem nämlichen Tier; im Jagdrennen für Mitglieder der Sektion Basel endlich 1. R. Vogel, 2. L. Vischer und 3. A. Mylius.»
Die Reitbahn auf dem Schänzli bei St. Jakob wurde 1926 in Betrieb genommen, doch schon zuvor fanden auf der St. Jakobsmatte, auf dem Brüglinger Feld und auch auf dem Sternenfeld in Birsfelden Pferderennen statt. Bevor das Gelände der Schützenmatte als Rennplatz diente, war hier scharf geschossen worden, da der Rat der Stadt das Gelände vor dem Spalentor als ideal für die Schützen empfand.
Feuerwaffen: Aus der Stadt verbannt
Die Geschichte der Schützematte reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Bis ins Jahr 1489 war es ein Gelände, das dem Basler Domstift gehörte. Doch in jenem Jahr musste der Rat handeln. Das Büchsenschiessen, das Schiessen mit Schwarzpulver und Feuerwaffe wurde immer beliebter, war aber auch gefährlich. Denn die Schiessfreudigen frönten ihrem neuen Hobby innerhalb der Stadtmauern. Der Rat suchte dringend einen Platz, ausserhalb des städtischen Getümmels. Die Wahl fiel auf den heutigen Schützenmattpark.
Zerschossenene Bäume und Zäune
Den Besitzern der benachbarten Grundstücke schwante Ungutes. Sie fürchteten, dass die Schiessfreudigen die Felder beschädigen und vielleicht gar Feldarbeiter verletzen würden. Ihre Sorge war berechtigt. Schon im ersten Jahr waren die Felder zertrampelt, Bäume und Zäune waren angeschossen worden. Die Schützen wurden angewiesen, einen Holzzaun zu ziehen und die Nachbarfelder zu schützen. Der Schiesstand befand sich dort, wo heute die Sportanlage steht. Zu einer Schiessanlage gehört selbstverständlich auch ein Schützenhaus, das 1499 erbaut wurde. Es war ein schlichtes Haus aus Holz mit Fachwerk und lag direkt neben dem Weiher, wo heute noch das Schützenhaus steht. Im Verlauf der Jahre wurde das erste Haus durch schönere, grössere Häuser ersetzt. Seit dem 16. Jahrhundert steht das Schützenhaus in der heutigen Form an seinem Platz.
Ende Feuer auf der Schützenmatt
Es war ein grosser Anlass, als im Jahr 1605 das grossen Gesellenschiessen ausgerichtet wurde. Schützen aus der Schweiz, Österreich, Deutschland und Frankreich nahmen teil. Seither galt die Schützenmatte als Festplatz. Eidgenössische Schützen- und Turnfeste wurden regelmässig hier ausgerichtet. Auch Übungen und Inspektionen der Basler Miliz und der Standestruppe fanden auf dem Areal des heutigen Parks statt. 1899 wurde der Schiessstand am Allschwiler Weiher angelegt und die Zeit der Schützen auf der Schützenmatte war vorbei. Damit wurde Platz gemacht für Städter, die eine grüne Oase brauchen.
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