• Andreas Schwald / Mira Lachmann
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Vorsicht, Rutschgefahr! So steht es um den millionenteuren Basler Innenstadt-Belag im Winter

Neue Böden für das Basler Volk: Die Beläge der Basler Innenstadt stellen sich dem Frost. Bis zu 24,5 Millionen Franken lässt sich der Kanton die neue Pflästerung von Strassen und Plätzen kosten. Wir haben die Quarzsandsteinplatten und Pflastersteine auf ihre Wintertauglichkeit getestet.

Der Winter ist fies. Er lässt nicht nur frieren, sondern verwandelt die Böden in eisglatte Unterlagen. Da hilft meist nur Salz und Schwarzräumung. Nachdem der Kanton bereits begonnen hat, die Innenstadt-Pflästerung aufzuhübschen, haben wir die neuen Beläge auf Eis und Schuhwerk getestet. Die neue Pflästerung betrifft Strassen und Plätze gleichermassen. So verlegte Basel-Stadt diesen Sommer in der Gerbergasse beim Marktplatz weitere Platten aus Alpnacher Quarzsandstein. Weitere Sanierungen werden folgen. Insgesamt genehmigte der Grosse Rat für diese Massnahmen zur Aufwertung der Innenstadt einen Rahmenkredit von 24,5 Millionen Franken.

Barfi.ch hat die Beläge auf ihre Wintertauglichkeit getestet. Da die Innenstadt stets schwarzgeräumt und gut gesalzen wird, haben wir uns eigenen Schnee verschafft: Feinste Qualitätsware der Kunsteisbahn Margarethen. Denn wenn rutschig, dann auch richtig. Die Übungsanlage: Wir bauten pro Belag eine Piste und beschritten sie mit gängigem Schuhwerk.

Die Schuhe:

  • Lederschuh mit Ledersohle: Kein wintertaugliches Gerät. Aber auch in der kalten Jahreszeit beliebt bei Bürgern, die allein schon aus ästhetischen Gründen nicht auf profilreichere Sohlen wechseln wollen. Das ist zwar keine gute Idee, aber Realität.
  • Sneaker: Die klassischen Turnschuhe, die man gerne im Büro trägt, wahlweise auch mit Söckchen, die nur bis zu den Knöcheln reichen. Auch keine gute Idee, zumal die nicht den geringsten Halt versprechen, aber schauen Sie sich ruhig um: Man trägt sie auch bei Eiseskälte.
  • Trekkingschuhe: Ideales Profil. Leider potthässlich, aber als Referenzgrösse in Sachen Halt unabdingbar.

Die Belagsflächen:

1. Alpnacher Quarzsandstein

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Schweizer Qualitätsprodukt. Ergibt die schönen Steinplatten, die durch leichte Crèmefarbe auffallen. Quarzsandsteinplatten schmücken die Gerbergasse, den Spalenberg und bald auch die Freie Strasse.

  • Lederschuh: Schlüpfrig im eigentlichen Mundartsinn des Wortes. Die Schuhe ohne wesentliches Profil und mit laut klappernder, harter Sohle finden kaum Halt auf der Piste. Mit kleinen Eisresten an den Sohlen ist es auch abseits der Piste ziemlich rutschig.
  • Sneaker: Wenig Halt, mit vorsichtigem Auftreten gehts. Hier kommt der empfohlene Pinguin-Gang zum Zug: Man möge sich langsam bewegen und dabei stets das Gewicht vom einen Bein auf das andere verlegen. Ansonsten: Zack und weg.
  • Trekking: Herrlich, dieser Halt. Wie angewurzelt. Egal, ob auf oder neben der Piste.

2. Pflastersteine

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Die unebene Fläche der Pflastersteine bricht die aufgebaute Piste immer wieder leicht auseinander. Das ergibt am Anfang einen ordentlichen Halt, wird unter einer dickeren Eisschicht aber ganz schnell ganz glatt. Immerhin sind die Lücken zwischen den abgeschliffenen Steinen im Gerbergässlein mit Werkstoff vergossen, so bleiben die vielen kleinen Gräben im Pflaster aus. Insgesamt war die Fläche sehr stark gesalzen, was den Pistenaufbau zusätzlich erschwerte.

  • Lederschuh: Sehr rutschig. Fünf Worte: Unter keinen Umständen zu empfehlen.  
  • Sneaker: Ebenfalls sehr instabil. Besonders die fehlende Unterstützung der Fussgelenke kann zu ziemlich schmerzhaften Erlebnissen führen.
  • Trekking: Sauberes Gehen. Schliesslich ist das Profil für unebene Flächen auch erschaffen worden.

3. Strassenbelag (Schwarzbelag)

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Wird auch künftig der Belag für die befahrenen Hauptachsen der neuen Innenstadtbeläge sein. An sich guter Halt, das Material ist schön porös und braucht eine Eisschicht, um gefährlich zu werden. Auch hier gilt: Ordentlich gesalzen, die Innenstadt, natürlich auch, weil die Ladeninhabern den Kunden einen festen Tritt geben wollen. Auf der glatt geklopften Piste tut sich auch der Trekkingschuh schwer, schliesslich braucht auch das dickste Profil einen Widerstand, um Halt zu finden. Erlaubte allerdings das angenehmste Vorwärtskommen mit allen Schuhen – sofern das Eis nicht vollends glatt war und den Belag bedeckte.

  • Lederschuh: Naja. Einfach zu Hause lassen. Oder im Büro deponieren, wenns sein muss. 
  • Sneaker: Ebenfalls ungeeignet, auch wenn diese Fläche auf dem Rümelinsplatz noch am ungefährlichsten war. 
  • Trekking: Tat sich auf der glatten Fläche am schwersten, braucht Widerstand, bietet aber ordentlich Halt.

Das Fazit

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Spoiler: Problematisch ist vor allem das Schuhwerk. Denn wenn die Böden bedeckt sind – man mag es kaum glauben –, kommen die Unterschiede der Sohlen zum Tragen. In der Kategorie der Beläge schnitt beim Test der griffige Strassenbelag am besten ab. Aber auch das unebene Steinpflaster tat seine Dienste; die steinigen Unebenheiten gaben zumindest etwas Halt, wobei sie mit Ledersohlen jeglicher Art zu meiden sind. Die Sandsteinquader verfügen zwar über eine aufgeraute Oberfläche, aber beim Abbau der Testpiste gefroren die Wasserrückstände schnell. Deshalb ist der Stein auch auf mehrheitlich flachem Gelände verlegt.

Was die Schuhe angeht, gilt übrigens bis zu einem gewissen Grad die Eigenverantwortung. Wer ausrutscht und hinfällt, muss nicht zwangsläufig das Opfer schlechter Räumdisziplin sein: In der kalten Jahreszeit mit ungeeigneten Schuhen – Ledersohlen oder eben profillosen Sneakers – durchs Gelände stolpern, führt zur Selbstverschuldung. Da kann man noch so über die Räumequipen der Winterdienst-Behörden schimpfen: Wer aus modischen oder bequemen Gründen aufs Profil verzichtet, muss auch den Schmerz eines verstauchten Knöchels ertragen können.

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