• Binci Heeb
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Was wäre das Fest ohne die Blüten der Weihnachtsblume, die aber leider gar keine sind?

Keine Weihnachten ohne Weihnachtsstern oder Poinsettie, wie sie im Fachhandel auch genannt wird. Ob als Klassiker in Rot, aber auch in Weiss oder manchenorts Lachsrosa gibt es kaum eine Pflanze, die in der Weihnachtszeit öfter gekauft wird.

Wohl die überwiegende Mehrheit der Anhänger dieses wunderschönen Gewächses sieht im Weihnachtsstern, der auch Advents- oder Christstern genannt wird, oft die klassischste Weihnachtsblume überhaupt. Das darf, nein soll ruhig so bleiben, ist aber leider falsch. Es handelt sich um eine Zimmerpflanze aus der Familie der Wolfsmilchgewächse. Die meist roten Blüten sind gar keine, sondern simple Blätter. Der lateinische Name Euphorbia pulcherrima bedeutet «die Schönste» und schön ist sie für wahr. Auch wenn die prächtige Pflanze bei uns meist nur im November und Dezember verkauft wird, gehört sie neben Orchideen seit mehr als hundert Jahren zu den beliebtesten Zimmerpflanzen der Schweiz. 

Von Mexiko nach Europa

Da ihre Lebensdauer nur wenige Monate beträgt, wurde sie von den Azteken «Cuetlaxóchitl» (Blume, die welkt, oder Lederblume) genannt. Bekanntheit erlangte der Weihnachtstern erstmals durch den Naturforscher Alexander von Humboldt, der die Pflanze 1804 von seiner Amerikareise nach Europa brachte. In Berlin wurde die Pflanze vom Botaniker Carl Ludwig Willdenow unter dem Namen Euphorbia pulcherrima katalogisiert. Erst 1836 wurde dem Weihnachtsstern der weniger komplizierte Name «Poinsettia» verliehen, abgeleitet vom Namen des US-amerikanischen Botschafters in Mexiko, Joel Poinsett.

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts taufte die deutsche Auswandererfamilie Ecke die Poinsettie in Kalifornien fälschlicherweise als «Weihnachtsblume», wurde der Stern doch damals als Schnittblume angeboten. Erst ab den 1950er Jahren wurde der Weihnachtsstern als Topfblume verkauft, die auch in beheizten Räumen gedeiht. 

Robust und pflegeleicht – die Tipps von Fachmann Andreas Bertschmann 

Die tropische Pflanze bevorzugt einen warmen und hellen Standort, wobei es die direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden gilt. Auch Zugluft und Staunässe mag der Weihnachtsstern überhaupt nicht. Daher eignet sich ein Tauchbad besser zum Wässern, als ihn klassisch zu giessen, denn: «Nasse Füsse verträgt er nicht, da unterscheidet er sich nicht von uns Menschen», sagt Andreas Bertschmann mit einem Augenzwinkern. Er führt seit vier Jahren das Blumenfachgeschäft Au Bouquet in der Elisabethentrasse, welches 1953 an der Aeschenvorstadt im damals neu eröffneten Drachen-Center von Hermann Weber eröffnet wurde. 

«Mein Vater erzählte mir, dass sich die Leute früher dachten, dass dies der Laden von Radiolegende Mäni Weber sei». Natürlich stimmte das nicht, es gab jedoch mindestens drei Blumengeschäfte in Basel, deren Eigentümer Weber hiessen. Vater Ernst Bertschmann ging dort in die Lehre und übernahm 1973 das Geschäft von Weber. Durch die Übernahme und Neubau des Drachen-Centers durch die Migros vor zehn Jahren musste auch das «Au Bouquet» einen neuen Standort suchen. Es erwies sich als Glücksfall, dass die neuen Räumlichkeiten quasi ums Eck in der Elisabethenstrasse gefunden wurden. Aus dem Umzug wurde ein Event: Au Bouquet hatte seine Kunden und Freunde gebeten beim Umzug zu helfen und so bildete sich eine lange Menschenkette, die Vase für Vase und alle tragbaren Gegenstände vom alten in den neuen Laden brachte.

Zügeln leicht gemacht: Menschenkette von der Aeschenvorstadt in die Elisabethenstrasse. Bild: Au Bouquet

Länger als zwei Monate 

Es ist ein Irrglaube, dass der Weihnachtsstern nur ein bis zwei oder drei Monate hält. Ganz im Gegenteil kann er bei guter Pflege über Jahre hinaus wachsen und gedeihen. Wenn der Stern im Frühling seine roten Blätter verloren hat, wachsen diese grün nach. Damit sich die Blätter wieder rot verfärben und sich neue Blüten bilden, darf der Weihnachtsstern im Sommer maximal zwölf Stunden dem Licht ausgesetzt sein. Am besten stellt man ihn ab Oktober in einen Raum, der ab dem frühen Abend dunkel ist oder deckt ihn für mindestens 12 bis 14 Stunden ab. Oder man leistet sich im nächsten Jahr einen neuen Christstern, denn ehrlich: was wären Weihnachten ohne diese wunderschöne Blume, ähm Pflanze?

Princetia: Eine der neueren Züchtungen ist der gefüllte Weihnachtsstern.