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  • Nathan Leuenberger / barfi
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Weihnachtsbaum gratis: ohne Maske, Säge und Angst vor dem Förster

Zu einer besinnlichen Weihnachtszeit gehört der Christbaum. Dafür rennen Käufer gerne schon einmal in den frühen Morgenstunden los, um ein besonders schön gewachsenes Exemplar zu ergattern. Doch Vorsicht: Fachleute raten wegen der begrenzten Haltbarkeit von einem Erwerb im Direktverkauf vor Mitte Dezember dringend ab. Zudem ist das Wort «Kaufen» in einigen Gemeinden unserer Region der falsche Ausdruck.

Bürgerinnen und Bürger in Dörfern wie Allschwil, Binningen und Aesch bekommen einen echten Lichterbaum von ihrer jeweiligen Bürgergemeinde und den dazugehörigen Forstbetrieben tatsächlich geschenkt: «Bei uns bekommt jeder Bürgerhaushalt einen Gutschein für einen Weihnachtsbaum», bestätigt Urs Winter von der Bürgergemeinde Aesch. Dieser könne dann an einem von drei Tagen eingelöst werden. In seinem Dorf sei das so schon lange Tradition, eine einzige kleine Änderung war jedoch nötig: «Früher fand der "Verkauf" an nur einem Samstag statt. Da ist es noch richtig hart zugegangen – ein regelrechter Kampf um das schönste Exemplar. Dass damals keine Zähne ausgeschlagen wurden, verwundert mich noch heute.» Dank der Verlängerung auf drei Tage sei die Stimmung in Aesch nun um einiges besinnlicher. Genug schöne Objekte habe es ohnehin für alle.

Dafür sorgt Revierförster Christian Becker. Er und sein Team kümmern sich darum, dass die alte Gratisbaumtradition aufrecht erhalten bleibt. «Wir haben dieses Jahr etwa 600 Bäume für die Gemeinde ausgewählt», sagt er gegenüber barfi.ch. Diese würden innert drei Tagen gefällt und für die Aescher Familien bereitgestellt. Dafür steht ihm in seinem Revier nur etwa die Hälfte des Baumbestandes wie vor zwanzig Jahren zur Verfügung. Die Förster arbeiten allerdings daran, dass bis in fünf Jahren wieder 1’500 geeignete Exemplare heranwachsen. «Wir wollen damit auch Tannen aus Dänemark von IKEA Gegensteuer geben.»

Allschwil: Dr Schnäller isch dr Gschwinder

In der grössten Baselbieter Gemeinde gibt es für Allschwiler Bürgerinnen und Bürger den Prachtsbaum ebenfalls kostenlos. Im Gegensatz zu Aesch beschränke man sich dort auf einen einzigen Bezugstag. «Wer zuerst kommt, malt zuerst», bestätigt Nadja Oberli von der Bürgergemeinde. «Die Bäume sehen zwar nicht genau, aber doch mehr oder weniger gleich aus.» Starkes Gedränge kenne man in Schwellheim nicht. Daher sei bis jetzt auch nie das Bedürfnis entstanden, den Gratisbezug auf mehrere Tage auszuweiten.

Wer sich nicht zu den Eingebürgerten zählen darf, hat natürlich auch die Möglichkeit seinen Nadelbaum käuflich zu erwerben.

Im Verlaufe der kommenden zwei Wochen kommen die privaten Händler an verschiedensten Plätzen mit ihren Produkten auf den Markt. Rund eine Million Bäume werden in der Schweiz pro Jahr verkauft. Etwa die Hälfte davon stammt aus dem Ausland. Nicht aber die der Baselbieter Gemeinden und Basel. Sie führen ihren Verkauf am Wochenende des 17. Dezembers durch. Städter haben sogar die Möglichkeit noch am Morgen von Heiligabend kurzfristig eine Tanne zu erwerben. Für Arbeitnehmer fällt Weihnachten bekanntlich dieses Jahr auf dumme Wochentage, aber auch für die Bürgergemeinden, erklärt Nadja Oberli: «Normalerweise haben wir immer zwei Wochenenden, um den Verkauf gemütlich über die Bühne zu bringen. Da nun aber Weihnachten auf ein solches fällt, müssen wir das Zweite auslassen.» Denn am 10. Dezember sei es doch noch ein wenig verfrüht. Schliesslich will man ja an Heiligabend neben Lametta, Kerzen und Kugeln auch noch einige Nadeln am Naturbaum haben. Wer dennoch wider jede Vernunft sein Gewächs schon heute erwerben möchte: das Internet macht’s möglich. Ein Tastendruck und Sie sind für 39.90 Franken stolzer Besitzer Ihrer eigenen Nordmanntanne. Die kostenlose Lieferung allerdings erfolgt erst wenige Tage vor dem Fest.

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