Das Kraftwerk Birsfelden und der gefrorene Rhein. Fotos Verschwundenes Basel/Arnold Flueckiger
Das Kraftwerk Birsfelden und der gefrorene Rhein. Fotos Verschwundenes Basel/Arnold Flueckiger
  • Christian Platz
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Wenn z Basel mi Rhy zuefriert

In den alten Zeiten ist der Rhein immer wieder zugefroren. 1514 veranstalteten die Basler sogar einen Festschmaus auf dem Eis. Die letzte Rhygfrörni hat 1963 stattgefunden.

Was habe sie nicht alles gemacht auf dem zugefrorenen Basler Hausfluss: Schlittschuhfahren, Eishockey spielen, Hypokras-Saufereien. Und es gibt auch die Geschichte vom Wild’ Maa, der an einem Vogel Gryff-Tag mit seinem Tännli den Rhein hinunter getanzt sei, weil man auf dem Eis nicht mit dem Floss fahren kann. Leider existieren davon keine Bilder.

Bis tief nach Deutschland hinein

Unsere Bilder stammen aus dem Jahr 1963. Damals war der Rhein streckenweise zugefroren. Nicht nur in Basel, sondern bis tief nach Deutschland hinein. An der Lorelei war das Eis so dicht und staute derart stark, dass keine Eisbrecher mehr fahren konnten – und das Eis gesprengt werden musste. In Basel hob die Rhygfrörni für kurze Zeit die, damals noch strengen, Grenzkontrollen auf. Schweizer und Deutsche feierten zusammen auf dem Eis, dabei passierten sie die Grenzen ganz locker, die Grenzwächter schauten hilflos zu.

Brücken zerstört

Gegen die früheren Rhygfrörne war jene letzte jedoch recht harmlos. 1929 war der Rhein beispielsweise auf fast seiner gesamten Länge zugefroren, dabei wurden an einigen Orten Brücken zerstört. Im Winter 1783/84, in dem sich ein gewaltiger Temperatursturz ereignete, der tausenden von Menschen und Tieren den Kältetod brachte, verursachte die folgende Schneeschmelze im gesamten Rheingebiet eine verheerende Flutkatastrophe.

Fast einen Meter dick

Wenn wir noch weiter zurückblicken, finden wir einige interessante Geschichten. Beispielsweise jene von der Rhygfrörni 1463. Damals drohte das Eis, die hölzernen Pfeiler der Mittleren Brück zu zerstören. Also schickte der Stadtrat Handwerker aufs Eis, die die Situation über Nacht unter Kontrolle hielten, es – um die Pfeiler herum – immer wieder aufhackten. Die Eisdecke soll damals beinahe einen Meter dick gewesen sein.

Drummlen und Pfyffe uf em Rhy

Und 1514 dann das grosse Festessen auf dem Eis. Pfeifer und Trommler zogen den Feierlustigen voran, die allerlei Speisen und Getränke anschleppten, um so richtig zu schlemmen und zu festen. In jenem Winter hätten sogar Pferde das Eis passieren könne, ohne dass es eingebrochen sei. Wer wäre da nicht gerne dabei gewesen?

Zahnweh geheilt

In den alten Zeiten gab es übrigens einen lustigen kleinen Volksaberglauben. Wer auf dem zugefrorenen Fluss rund um jenen Brückenpfeiler lief, auf dem das Käppelijoch stand, soll von seinem Zahnweh geheilt worden sein. Bevor es Kühlschränke gab, schlug man in strengen Winter grosse Brocken aus der Eisdecke auf dem Rhein. Diese wurden dann, in Stroh verpackt, in Kellergewölben gelagert und im Sommer verkauft.

Abwasser und Abwärme

Die Jahre 1956 und 1963 waren die letzten, in denen unser Hausfluss zufror, es muss ja wochenlang saukalt sein, bis sich auf einem Fliessgewässer eine Eisdecke bildet. Wegen der zunehmenden Einleitung von Abwasser und der Abwärme in den Kühlwassern von Wärmekraftwerken kam es ab Mitte des 20. Jahrhunderts immer seltener zur Rhygfrörni. Theoretisch wäre es aber auch heute noch möglich.

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