Foto: Mira Lachmann
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  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Zu viele teure Brücken für einen Bach? Birsig-Knatsch im Nachtigallenwäldeli

Abschied von einem Unort, Abschied von handfesten Auseinandersetzungen und Grabschereien zwischen Heuwaage und Zolli: Die Umgestaltung des Nachtigallenwäldeli ist praktisch fertig. Es wird hell, grün und hat drei Brücken – viel zu viele, findet LDP-Politiker Philip Karger.

Eine Rheinstadt, die braucht Brücken. Brücken verbinden uns. Im Nachtigallenwäldeli zwischen Heuwaage und Zoo hat die Stadt nun gleich drei brandneue hübsche Übergänge an den kleinen Birsig gebaut. Aus einem düsteren etwa vierhundert Meter langen Unort, der sich nach einer vertanzten Nacht in der Kuppel oder im Aqua höchstens zum stets gefährlichen Knutschen oder Nachhausetorkeln eignete, hat die Stadt nun für 11,2 Millionen ein richtiges Schmuckstück gebaut. 

Der Nachtigallenwald sei «grösser, grüner, heller und sicherer» geworden, werben Regierung und Parlament. Schön und gut, findet LDP-Politiker Philip Karger – aber die Brücken seien schlicht zu viel. Seiner Rage machte er in der aktuellen Spalentor-Zeitung Luft. Auf Anfrage von barfi.ch sagt er: «Das sind drei Brücken, die niemand braucht». Für Philip Karger hätte man am Birsig-Ufer etwas «Lässigeres» machen können. Im Gespräch räumt er allerdings auch ein, dass die Brücken optisch durchaus gelungen seien. Allerdings hätte Karger lieber ein begehbares Ufer gehabt. Er wäre also lieber direkt am oder im Birsig flaniert als auf den Wegen oberhalb.

Kloppereien und Anmachereien

Das abfallende Ufer als Hochwasserschutz sei eigentlich unnötig, denn wer könne sich schon daran erinnern, dass der Birsig Hochwasser gehabt hätte? Das sehen die Fachleute anders. Doch Karger ist auch der Meinung, wenn man das Nachtigallenwäldeli dem Zolli gegeben hätte, so hätte dieser sicher einen schönen Zugang realisiert. Nostalgie für die alten düsteren Wege kommt dennoch nicht auf. Klar, da konnte man sich ideal manch einen Kuss stehlen, aber gleichzeitig war es auch düster, eng und für junge Wilde durchaus ein geeigneter Ort für eine Feierabendschlägerei. Oder – weit schlimmer – um Frauen blöd anzumachen oder sogar körperlich zu bedrohen.

Die drei Brücken des Anstossen sind aber nur ein Teil der finalen Umsetzung. Nach Abschluss der Arbeiten wird es mit der Auberg- und der Munimattbrücke insgesamt sogar fünf von ihnen geben, auf denen man den Birsig überqueren kann. Bevor der Fluss im Untergrund verschwindet. Das sind schon fast so viele, wie in Basel über den Rhein führen: Zählt man das Kraftwerk Birsfelden und die Dreilandbrücke dazu, führen gleich neun Brücken über unseren Hauptfluss – und das erst noch auf einer viel längeren Strecke.

Meistüberbrückt

So darf sich der kleine sanierte Birsigabschnitt jetzt als wohl meistüberbrückter Wasserweg der Stadt brüsten. Ja, Brücken verbinden. Aber wehe, es gibt zu viele davon: Dann ist es doch wieder nicht recht. Zumindest nicht, wenn man lieber gedankenverloren an den Ufern des gerade ja wegen Hochwasserschutzes sanierten Birsig entlangwaten möchte.

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