Wer nach längerer Zeit in der Ferne nach Basel kommt, freut sich, endlich wieder ein grünes Tram zu sehen. Egal, wie sehr Basel sein Stadtbild verändert, die Trams bleiben. Auch wenn das Grün manchmal ein anderes ist, auch wenn im Tram Holz- statt Stoffsitze sind.
Die Wagen begleiten Baslerinnen und Basler oft ein Leben lang: Der erste Mal alleine in die Flötenstunde, der Schulweg in die höhere Schule, die Fahrt zum ersten Date am Barfi: Das bleibt. Und natürlich kommen die vielen alltäglichen Fahrten zur Arbeit, zum Shopping oder zum Café dazu.
Die erste und die letzte Fahrt
Baslerinnen und Basler wissen viel über ihre Drämmli. Zum Beispiel, dass die alten Modelle nach Sofia verschenkt werden (Link) oder wann das erste Tram durch Basel fuhr: Nämlich 1895. Doch das letzte Kapitel in einer Tram-Laufbahn wird selten aufgeschlagen. Es sei denn, die Wagen treten eine exklusive Reise nach Bulgarien an. Wie aktuell die Modelle namens Guggumere.
Wenn ein Tram zu alt oder zu kaputt ist, um in Sofia ein zweites Leben zu beginnen, beginnt seine letzte Reise im Depot. Dort werden die Wagen von der «Thommen Recycling» abgeholt und nach Kaiseraugst gefahren. «Die Basler Verkehrsbetriebe melden bei uns an, welcher Wagen recycliert werden soll», sagt Martin Preuss, Einkäufer bei Thommen Recycling. Im Zuge der neuen Flexity-Flotte wurden bisher siebzehn Motortrams und 28 Anhänger verschrottet, zehn weitere Anhänger warten noch auf das Schafott.
In einer Stunde zerschnitten und zerlegt
Sobald der Wagen in Kaiseraugst ankommt, beginnt die Wiederverwertung. Die ist nicht so liebevoll, wie man das den Drämmli gönnen möchte. Schweres Gerät ist nötig: «Mit sogenannten Scherenbagger werden die Trams auseinandergerupft und zerlegt», erklärt Martin Preuss. Das Fahrgestell wird zerschnitten, Eisen und Kunststoffe werden im Shredder voneinander getrennt. Die Eisenreste werden in ein Stahlwerk gebracht, die Kunststoffe werden in eine Kehrichtsverbrennungs-Anlage gebracht.
Das Grün? Es wird weggeschlagen
Und was ist mit dem geliebten Grün? «Die Farbe am Tram wird beim Schreddern weggeschlagen», so Martin Preuss. Und der Kunststoff, aus dem viele Teile sind, wird schlicht verbrannt. Dann ist das, was vom Tram noch übrig blieb, nackt und metallen.
Das dauert nicht lange. Innert kürzester Zeit ist ein Tram zerlegt und die Rohstoffe sind für eine weitere Nutzung bereitgestellt. So schnell kann es gehen, selbst nach Jahrzehnten treuem Betrieb auf dem Basler Schienennetz. «Im Prinzip ist es einfach», sagt Martin Preuss zum Schluss. Fast so einfach wie eine Tramfahrt in Basel. Und nötig auch. Irgendwie weh tut es dennoch.