Ein Mann, zwei Hüte (nicht im Bild), kein Problem. Bildquellen: erk-bs.ch und stiftung-telebasel.ch
Ein Mann, zwei Hüte (nicht im Bild), kein Problem. Bildquellen: erk-bs.ch und stiftung-telebasel.ch
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Amen für den «Theologischen Tipp» auf Telebasel – oder: «Einen doppelten Thiriet, bitte!»

Das umstrittene, neue Konzept von Telebasel hat keinen Platz mehr für den wöchentlichen «Theologischen Tipp». Die Kirchenräte beider Basel bedauern dies und planen einen Vorstoss beim Stiftungsrat des Basler Stadtkanals. Der Präsident dieses Stiftungsrats ist ausgerechnet Roger Thiriet. Er ist gleichzeitig als Medien- und Informationsbeauftragter der Evangelisch-Reformieren Kirche Basel-Stadt aktiv.

Übermorgen wird Telebasel den letzten «Theologischen Tipp» ausstrahlen. Diese Sendung wurde 1993 erstmals produziert, also im Gründungsjahr des Stadtkanals. Seither kamen auf dem Sender wöchentlich ein Pfarrer, eine Pfarrerin der evangelisch-reformierten, der römisch-katholischen oder der christkatholischen Kirchen beider Basel sowie immer wieder auch Vertreter der Israelitischen Gemeinde Basel mit kurzen theologischen Betrachtungen zu Wort.

Was ist mit dem Konzessionsauftrag?

Gestern haben sich die Landeskirchen nun mit einer Medienmitteilung zu dieser Absetzung gemeldet, die sie natürlich bedauern. In diesem Schreiben ist unter anderem folgendes zu lesen:  «Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit der steten Anpassung eines Mediums an technische Rahmenbedingungen und Publikumsgewohnheiten bedauern die Kirchenräte der öffentlich-rechtlich verfassten Landeskirchen beider Basel den Bruch des Basler Fernsehens mit der langjährigen Tradition, christlich-religiösen Inhalten einen regelmässigen Sendeplatz einzuräumen. Sie beabsichtigen, die Stiftung Telebasel, die Trägerin und Konzessionsinhaberin des Regionalfernsehens, nach dem letzten «Theologischen Tipp» mit einem gemeinsamen Vorstoss an ihren konzessionsrechtlichen Leistungsauftrag zu erinnern. Dieser fordert in Artikel 5, Abs. 1, dass die Konzessionärin ... ein tagesaktuelles, regionales Fernsehprogramm veranstaltet, das vorwiegend über die relevanten lokalen und regionalen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge informiert sowie zur Entfaltung des kulturellen Lebens im Versorgungsgebiet beiträgt».

«Bedürfnis nach christlich-religiösen Inhalten»

Die Kirchen und deren Leitungsgremien seien davon überzeugt, dass die 200'000 Menschen, die sie in der Region vertreten, ein «Bedürfnis nach christlich-religiösen Inhalten» haben. Deshalb planen sie nun einen entsprechenden «Vorstoss beim Stiftungsrat der Stiftung Telebasel mit dem Ziel, auch im neuen Programmkonzept regelmässig christlich-religiöse Inhalte vermitteln zu können». Der Präsident dieser Stiftung ist der Basler Autor und Journalist Roger Thiriet. Er amtiert gleichzeitig als Medien- und Informationsbeauftragter der Evangelisch Reformieren Kirche Basel-Stadt, die natürlich auch im Kirchenrat aktiv ist.

Der doppelte Thiriet spricht

barfi.ch hat es nun interessiert, was Thiriet zur geplanten Abschaffung des «Theologischen Tipps» meint. Deshalb haben wir ihm zwei Fragen gestellt; eine an den Stiftungsratspräsidenten, die andere an den Medienbeauftragten. Stiftungsratspräsident Thiriet von Telebasel beantwortet die Frage so: «Der Präsident der Stiftung Telebasel nimmt keinen Einfluss auf die Programmgestaltung, was auch im vorliegenden Fall so war.» Er tritt diesbezüglich de facto also in den Ausstand. Mediensprecher Thiriet sagt: «Der Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Basel-Stadt RK Basel-Stadt wird im Rahmen seiner jährlichen gemeinsamen Sitzung mit dem Kirchenrat der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt am kommenden Montag den Entwurf eines solchen Vorstosses diskutieren.» Er sei in dieser Sache «als Informationsbeauftragter des Kirchenrats der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt in den Ausstand getreten.» Damit schafft es Roger Thiriet nicht nur, «doppelt» zu sprechen. Gleichzeitig tritt er auch noch doppelt in den Ausstand.