Bild vor dem Schuhlanden Vögele in der Freien Strasse
Bild vor dem Schuhlanden Vögele in der Freien Strasse
  • Martin Stich
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Auf leisen Sohlen: Basler Schuhläden verabschieden sich Schritt für Schritt

Die Schuhladen-Kette Bata schliesst alle Filialen in der Schweiz, drei davon in Basel. Fricker reduzierte bereits massiv. Botti schloss komplett, Deiss ebenso. Eine Entwicklung, die für Insider nicht überraschend kam. Doch die Krise in dieser Branche hat für einmal nichts mit Einkaufstourismus zu tun. Mit der teuren, austrocknenden Innerstadt schon mehr. Und dann ist da der Gigant Internet.

Lukas Huber ist in Basel seit 32 Jahren im Schuhgeschäft, sein Familienunternehmen besteht seit 87 Jahren. Er weiss genau, wovon er spricht. Die jüngste Schliessung, dieses Mal von Bata, kommt für ihn genau so wenig überraschend, wie die zahlreichen Verabschiedungen der anderen Mitbewerber. Denn mit Geschäftsaufgaben hat Lukas Huber Erfahrung. Alleine in der Stadt führte er einmal sechs Filialen, übrig sind nur noch die Niederlassungen in Muttenz und Arlesheim. Alles andere musste er schliessen. Aus Kostengründen.

Das traditionelle Schuhgeschäft rentiert nicht mehr. Für Huber hat das aber nichts mit dem billigen Euro zu tun: «Schuhe sind in der Schweiz generell gleich teuer wie in Deutschland oder Frankreich, einzelne Markenprodukte sogar bis zu acht Prozent billiger. Das liegt an der höheren Mehrwertsteuer in der EU als in der Schweiz».

Lukas Huber sieht gleich mehrere Gründe für das Verschwinden von Schuhgeschäften. Einer davon sei das Internet. «Vor allem die Jungen kaufen im Internet und wollen ihre Zeit nicht damit verbringen, Schuhe in einem Geschäft anzuprobieren.» Das Design oder die Marke des Schuhs sei heute wichtiger, als der Komfort. Für Huber selbst ist der Online-Verkauf kein begehbarer Weg. Er verfügt nicht über die nötigen Lagerflächen, zudem ist ihm die Kundennähe, das Beraten wichtig.

Ein weiterer Grund für die Geschäftsaufgaben sei die Situation in Basels Zentrum: «Die Mieten sind da inzwischen viel zu hoch, deswegen musste ich alle Geschäfte in der Innenstadt aufgeben.»

Grosse internationale Ladenketten verfügen über genügend finanzielle Mittel um jede noch so hohe Miete zu zahlen, kleinere einheimische Geschäfte haben dagegen keine Chance mehr, so Huber. «Wir hatten vor ein paar Jahren eine Filiale in der Markthalle die wir aufgeben mussten. Als Alternative wurde uns vom selben Vermieter eine Lokalität gleicher Grösse in der Innenstadt angeboten für den zwölffachen des vorherigen Mietpreises. Das geht einfach nicht.» 

Zudem habe sich das Kundenverhalten generell verändert, das «Lädele» verschwindet immer mehr und die Freizeitgestaltung ebenfalls. «Früher ging man in der Freizeit einfach noch spazieren», meint Huber und spricht die Funktion der Schuhe an. Und natürlich seien die Öffnungszeiten ein Thema: «Die Leute wollen vielleicht bis am Abend Lebensmittel einkaufen, aber keine Schuhe.» 

Internet, zu hohe Mieten, geringe Margen, Öffnungszeiten, Kundenverhalten - alle diese Punkte werden nach Meinung von Lukas Huber dazu führen, dass es in Basel immer weniger Schuhgeschäfte geben wird. Doch ganz verschwinden werden sie nicht: «Wenn der Markt ausgedünnt wurde, bleibt wieder genug Marktanteil für jene Geschäfte, die noch übrig sind.»

Bis dann macht Lukas Huber das, was ihm bisher das Überleben gesichert hat. Grundsätzlich auf Kundennähe setzen, deren Wünsche ernst nehmen, mit Fachwissen punkten, flexibel und schnell reagieren. Sei es bei Reklamationen oder Sonderwünschen. «Wir haben schon für eine ganze Clique silberne Schuhe beschafft oder auch Treter in Rot-Blau für FCB-Fans.» Mit der Bereitschaft sich auch solchen Spezialfällen sportlich zu stellen, besteht die Chance, dass sein Geschäft nicht den Schuh-Löffel abgeben muss. Und der neue Strassenbelag in der Innenstadt mag noch so hübsch aussehen, barfuss ist man da schlecht unterwegs.