Ein antiquarischer Fund macht es möglich. 1954 hat der Allschwiler Athena-Verlag erstmals das Buch «Altes Basel, Neues Basel» herausgegeben. Danach folgten mehrere Auflagen, die neuste wurde 1971 herausgebracht. In diesem Buch wurden Bilder der Basler Fotografen-Dynastie Höflinger gezeigt. Immer ein Bild aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert, das einem aus den 1950er- oder 1960er-Jahren gegenübergestellt wurde. Als wir diesen kleinen Schatz aus dem Antiquariat durchgeblättert haben, ist uns aufgefallen, wie sehr sich unsere Stadt in den letzten 50 Jahren wieder verändert hat. Deshalb haben wir die alten Bilder von Jakob, August und Heinz Höflinger immer durch eines ergänzt, das wir aktuell aufgenommen haben. Heute geht es um das Bläsitor, das 1867 abgerissen wurde. Sein Name ist übrigens auf das Kloster St. Blasien zurückzuführen.
1865
Die Benediktinerabtei St. Blasien liegt im nahen Deutschland. Im Mittelalter hatte sie enge Beziehungen zum Bistum Basel. So lag der Hof des Gutsverwalters der Mönche aus dem Schwarzwald ungefähr dort, wo heute die Klingentalstrasse auf die Klybeckstrasse und die Untere Rebgasse trifft. Die engen Beziehungen zur deutschen Abtei brachten den Namen «Bläsi» nach Basel, der heute noch für den Bläsiring und das Bläsischulhaus im Gebrauch steht. Und einst gab es eben noch das Bläsitor: Die frühesten historischen Zeugnisse für diesen Bau stammen aus dem Jahr 1256. Das Tor lag an einer Ecke der Basler Stadtmauer, jenes Teils der Stadtbefestigung nämlich, die das Kloster Klingental schützte.
Das Törchen war unter verschiedenen Namen bekannt, es wurde etwa Sankt Annator genannt. Der Grund dafür war eine Kapelle, der Heiligen Anna geweiht, die im Vorhof des Wehrbaus lag. Zudem war es als Isteinertor und als «Niederes Tor» bekannt. Letzteres war darauf zurückzuführen, dass man das Riehentor im Volksmund als «Oberes Tor» bezeichnet hatte. Das Bläsitor war ursprünglich ein sehr zweckmässig konstruierter Bau mit einer Zugbrücke, die über den Stadtgraben führte. Auf Wunsch der Bevölkerung wurde es im späten 18. Jahrhundert mit einer Uhr und einem Glockentürmchen ausgestattet, das sich auf dem pyramidenförmigen Dach erhob.
1962
Im 19. Jahrhundert wurde dieser Teil des Kleinbasels massiv umgestaltet, es entstanden neue Quartiere, Strassenzüge, Kreuzungen. Der Stadtgraben vor dem Bläsitor wurde 1810 zugeschüttet. 1867 wurde das Tor dann abgerissen. Die Uhr blieb Basel allerdings erhalten: Sie wurde nämlich an der Clarakirche montiert.
Auf unserem Bild aus den 1960er-Jahren, das am ehemaligen Standort des Bläsitors gemacht wurde, sehen wir links eine Werbung für das «Basler Ankerbier». Die Brauerei, die dieses Bier herstellte, wurde 1883 in Basel gegründet, unter dem Namen «Actienbrauerei», und war im Gundeli zuhause. Mitte der 1960er-Jahre zog sie nach Frenkendorf. Sie belieferte diverse Basler Beizen. 1976 wurde das Bier in die Cardinal-Gruppe integriert. Heute gibt es die Marke nur noch als günstiges Dosenbier. Rechts im Bild sind grosse Baustellen zu erkennen.
2017
Unser drittes Bild zeigt die Situation heute. Die linke Seite sieht fast noch gleich aus wie in den 1960ern, auf der rechten Seite hat sich allerdings einiges getan: Die Stadt entwickelt sich rasant. Sicher ist: Der Achter, der hier heute verkehrt, könnte ganz gewiss nicht durch den Bogen des schmalen Bläsitörlis fahren.
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