Foto © Verschwundenes Basel
Foto © Verschwundenes Basel
  • barfi
  • Aktualisiert am

Basler Baizer: viel Holz vor der Hütte

Die Idee ist nicht neu: ein Restaurateur der in Basel über einen eigenen Garten oder Platz verfügt, hat seine Gäste im Sommer schon immer gerne im Freien verwöhnt. Nur wer hat das schon, im dicht bebauten Stadt-Gebiet? Entsprechend rar waren deshalb die sogenannten Boulevard-Cafés, das berühmteste (und zugleich dienstälteste) steht seit Menschengedenken vor dem Stadtcasino am Barfi. Magnet für Generationen. Besonders beliebt bei jüngeren Automobilisten, die mit dem Wagen des Herrn Papa im Zweiminutentakt Runde um Runde drehten, um so die Damen bei ihrem Tee kräftig zu beeindrucken. Entsprechend auch der Übername des Boulevard-Pioniers: Café Staub.

Seit die Stadt nun aber den Wirten Allmendflächen vermietet, ist die Gastronomie unter freiem Himmel enorm gewachsen. Zunächst noch zögerlich, dank einem stark vereinfachten, offenen Bewilligungsverfahren, wird den Passanten nun in der Stadt auf Schritt und Tritt Trink- und Essbares angeboten. Der Trend ist zur willkommenen Lawine geworden, das amtliche Kantonsblatt zweimal pro Woche voll mit zahlreichen neuen Gesuchen. Wer nicht genug Holz vor der Hütte hat (Plastikmöbel verbietet das Amt noch immer) ist kein richtiger Baizer. 

Auch wenn für das aktuelle Jahr bisher keine genauen Zahlen vorliegen, ist 2016 ein neuer Rekord zu erwarten. Laut Daniel Hofer, Mediensprecher des Bau- und Verkehrsdepartement Basel, überbot bereits letztes Jahr das Gesuch um Bewilligungen alles zuvor Dagewesene: «Gemäss Stand 2015 halten 314 Basler Lokale eine Bewilligung für Boulevard-Gastronomie zum Herausstuhlen und dürfen dabei derzeit 9‘122 Quadratmeter des öffentlichen Raums belegen.» Auch die Fläche habe zugenommen: «Die Basler Baizer haben durchschnittlich 29 Quadratmeter herausgestuhlt - drei Quadratmeter mehr als noch im Vorjahr.»

Gut für die Gäste, noch besser für den Kanton

Damit die Gäste vor der Restauranttüre sitzen dürfen, zahlen die Wirte pro Quadratmeter Boulevard im Jahr 88 Franken. Will man nur für eine saisonale Bewilligung, sind 66 Franken pro m2 fällig. Man rechne: der Kanton nimmt so ohne grossen Eigenaufwand gegen eine Dreiviertelmillion Franken ein. Und wöchentlich wird es mehr.

Eine passende Standart-Erklärung für die massiv gestiegene Nutzung, hat Daniel Hofer ganz im Sinne seines Chefs RR Wessels, sofort bereit: «Der öffentliche Raum in der Innenstadt ist durch das Verkehrskonzept Innenstadt attraktiver geworden.» Auch, wenn dieses Konzept sehr oft für Negativschlagzeilen gesorgt hat, (Link Blumengeschichte) zeigt es sich hier von einer guten Seite. Wobei das BVD gerne vergisst: der Trend feierte seinen Durchbruch bereits lange vor den strikten Fahrverboten.

Viele der Auflagen um vorübergehend stolzer Besitzer eines Boulevard-Restaurants zu werden sind stark gelockert worden: «Die Platzverhältnisse vor Ort müssen eine Erweiterung zulassen. Wenn ein Betreiber oder eine Betreiberin zudem jenseits seiner/ihrer Gebäudegrenze hinausstuhlen möchte, so braucht er dafür das Einverständnis der jeweiligen Nachbarn», so Daniel Hofer. Das mit den Platzverhältnissen wird allerdings nicht allzu streng genommen, selbst der dieses Jahr frisch eröffnete «Dunkin’ Donuts» in der Greifengasse, bekam den Zuschlag – sehr viel Platz ist auf dem Trottoir in der Greifengasse ja bekanntlich nicht. Was dem Kanton früher ein Dorn im Auge war, wird nun begrüsst. Sehr zur Freude der Basler und der Staatskasse.

Möchten Sie sich zu diesem Thema äussern? Hier geht es zu den Facebook-Kommentaren.