Bilder: ZVG / Montage: barfi.ch
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  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Basler Museumsdebakel: Jetzt verpasst Ackermann den Direktoren einen Maulkorb

Statt die seit acht Jahren überfällige Museumsstrategie vorzulegen, erteilt Regierungspräsidentin Ackermann den Museumdirektoren jetzt einen Maulkorb. Denn es brodelt in der Museumsstadt Basel: Das Kunstmuseum hat seit der Erweiterung zu wenig Geld. Drei andere Museen stehen vor dem Aus. Und der Grosse Rat droht mit einem Beschlussstreik.

Letzte Woche hatte die Regierungspräsidentin genug von den Streitereien. Sie erteilte den Direktoren der fünf städtischen Museen per E-Mail einen direkten Maulkorb. Auf Anfrage von barfi.ch begründet Elisabeth Ackermann: «Ich möchte Elemente der Museumsstrategie direkt mit der Museumsdirektorin und den Museumsdirektoren besprechen und die Diskussion nicht zuerst über die Medien zu führen.»

Diese Diskussion hat die Öffentlichkeit und das Parlament aber längst erreicht. So drohte das Parlament am vergangenen Mittwoch mit einem regelrechten «Museumsstreik». Der Grosse Rat ist sich von links bis rechts einig, dass bis die Museumsstrategie vorliegt, keine Beschlüsse mehr zu fällen seien, die Basler Museen betreffen. Unbeirrt vom präsidialen Maulkorb zeigte sich der Direktor des Kunstmuseums Josef Helfenstein, der bei der Eröffnung der Chagall-Ausstellung mehrmals die finanzielle Konstruktion des neuen Kunstmuseums bemängelte. Der Museums-Chef rechnet mit einer massiven Überschreitung des Budgets. 

Budgetüberschreitung

Auf den Vorwurf, sie würde keine Transparenz schaffen, was die Finanzen des neuen Hauses angeht, sagt Elisabeth Ackermann: «Transparenz herrscht, indem ich Ihnen sagen kann, wo wir im Moment grade stehen: Wir sind daran, die voraussichtliche Höhe der möglichen Budgetüberschreitung genauer abzuschätzen.» Wegen der neuen Betriebsstruktur und der Museumserweiterung verfüge man noch nicht über genug Erfahrungen, um eine verlässliche Hochrechnung zu liefern. Darüber hinaus erklärt Ackermann, dass die Drittmittel-Situation noch nicht geklärt sei. Im Klartext: Das Präsidialdepartement hofft abermals auf die Grosszügigkeit von Mäzenen. Sicher scheint dabei nur eines zu sein: Das Kunstmuseum wird weiterhin rote Zahlen schreiben. Elisabeth Ackermann sagt: «Eine erste Hochrechnung liess allerdings tatsächlich auf eine Budgetüberschreitung schliessen. Deshalb sind wir nun daran, zusammen mit dem Museum eine Lösung für diese Problematik zu finden.»  

Die fünf Museen bleiben eine einzige Baustelle. Und die wird noch grösser: So soll etwa das Naturhistorische Museum zusammen mit dem Staatsarchiv in den kommenden Jahren ins St. Johann umziehen. Dafür zügelt das Antikenmuseum an die Augustinergasse, wo derzeit noch die Dinos stehen. Dies allerdings nur, falls der Boden tragfähig genug für die Statuen ist. Keine Strategie, keine Grossratsbeschlüsse, kein politisches Erbarmen: Darüber zeigt sich Elisabeth Ackermann unbeirrt, sie sagt: «Wie ich bereits mehrfach betont habe, ist es mein Ziel, dem Regierungsrat bis Ende Jahr einen Vorschlag zu unterbreiten.»

Finstere Aussichten

Dass es Kollateralschäden geben könnte, schliesst Ackermann nicht aus. So befinden sich das Architekturmuseum, das Haus der elektronischen Künste (HEK) und das Sportmuseum in der Schwebe, seit der Bund seine Beiträge an diese Häuser gekürzt hat. Obwohl diese Museen existentiell gefährdet sind, will Elisabeth Ackermann von einer Verzögerungstaktik nichts wissen. Sie stellt klar: «Es gibt keine Verzögerungstaktik. Wir arbeiten mit Hochdruck daran.» Alle Erwartungen und Wünsche könnten mit der Museumsstrategie aber nicht erfüllt werden, sagt Ackermann: «Mit den drei erwähnten Museen stehen wir im Gespräch, der Kanton Basel-Stadt kann aber natürlich nicht einfach für den Bund einspringen, dafür fehlen schlicht die Mittel.»

Es ist ein Trauerspiel in der Museumsstadt Basel. Allerdings eines, das nicht Elisabeth Ackermann angelastet werden kann. Während ihr Vorgänger Guy Morin zusammen mit dem Ende Monat abtretenden Kulturchef Philip Bischof ein neues Kulturkonzept erarbeitet und die Filmförderung restrukturiert hatte, blieben die Museen schlicht auf der Strecke. Geradestehen dafür müssen die Verantwortlichen kaum mehr. Morin ist wieder Arzt, Bischof arbeitet künftig für Pro Helvetia. Ganz nach dem Motto: «Ich bin dann mal weg.»

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