Bild: Christine Staehelin
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  • Nathan Leuenberger
  • Aktualisiert am

Basler Poller: Zustimmung der Regierung, Gefahr für Verkehrsteilnehmer

Die Basler Regierung findet Gefallen an ihrer Polleranlage beim Spalenberg. Darum soll es jetzt auch an weiteren Orten mehr davon geben. Doch ungefährlich sind die Strassensperren keineswegs. Erst diese Tage verletzte sich ein Velofahrer so, dass er ins Spital gebracht werden musste.

Seit Anfang 2016 wird die Zufahrt zum Spalenberg am oberen Ende von metallenen Zylindern versperrt. Unter der Woche dürfen nach den offiziellen Anlieferungszeiten von 5 bis 11 Uhr Autos nur mit spezieller Zufahrtsbewilligung durchfahren. Ohne behördliche Zustimmung bewegen sich die versenkbaren Poller nicht. Das habe, so der Kanton, im ersten Jahr gut geklappt, nun will man weiter weitere Standorte ins Auge fassen. Vor allem der Fischmarkt und die Freie Strasse stehen zuoberst auf der Liste.

Über die Poller gestürzt

Vergangene Woche kam es bei der einzigen Polleranlage jedoch zu einem gefährlichen Zwischenfall. Als ein zugelassenes Auto die Absperrung passierte, verschwanden die Zylinder ordnungsgemäss in den Boden. Das Auto fuhr weiter, ein älterer Herr auf dem Velo folgte dem Fahrzeug über die versenkten, nicht sichtbaren Poller. Gleichzeitig erhoben sich aber die Verkehrssperren wieder aus dem Boden. Es kam zu einem ernsthaften Unfall.

Der Velofahrer erkannte kein Hindernis und hängte mit dem Vorderrad am plötzlich auftauchenden Poller ein. Er stürzte, schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf und trug eine Fleischwunde davon. Das hätte noch gefährlicher enden können, wäre nicht David in der Nähe gewesen, der ein Geschäft am oberen Ende des Spalenbergs führt. Er beobachtete den Vorfall und konnte den Verletzten sofort ins Spital begleiten.

Noch mehr Vorfälle?

«Es ist sicher nicht das erste Mal so etwas passiert», sagt der ansässige Geschäftsinhaber gegenüber barfi.ch. «Ich denke, gerade für ältere Herrschaften sind die Poller sehr gewöhnungsbedürftig.» Sobald die Poller aus dem Boden kommen, fangen die Zylinder an zu pfeifen und blinken rot. Doch dies geschieht offensichtlich zu spät. Als Geschäftsführer gleich zweier Betriebe am Spalenberg kommt David mehr mit Pollern in Kontakt, als ihm lieb wäre. Einer seiner Läden liegt am unteren Berg, wo Babymode und Accessoires verkauft werden, und ein grösserer Laden befindet sich oben, in der Nähe der Poller. Dort gibt es Kinderwagen, Kindermöbel und grössere Objekte. Für sein Geschäft seien die Poller nicht hilfreich, sagt David: «Wir haben nicht die  Grösse von Coop mit eigenem Logistikunternehmen, wo die Fahrer von 5 bis 11 Uhr arbeiten. Deshalb war es für uns extrem problematisch mit dem Fahrverbot und mit den Pollern, Nachschub zu organisieren.»

Lieferprobleme

Sein Leid teile er mit weiteren, kleineren KMU, die am Spalenberg ansässig sind: Die Waren würden von den Geschäftsbetreibern oft selbst angeliefert, was nicht immer zu den vorgeschriebenen Zeiten möglich sei. Oft müsse er selbst bis nach 19 Uhr warten. «Am Spalenberg erfolgreich sein, bedeutet viel Warenumschlag. Und das beisst sich mit den aktuellen Zufahrtszeiten», sagt David.

Die Polleranlage erschwert den Verkauf genau so, wie die Anfahrt für die Kunden. Was die Regierung als eine «gesteigerte Aufenthaltsqualität» wahrnimmt, ist für David ein Grund, sein Ladenlokal zu wechseln. Weg vom autofreien Spalenberg, hin zum noch befahrenen Steinengraben. David merke schmerzhaft, dass Kunden wegen der weggefallenen Zufahrtsmöglichkeit sein Geschäft nicht berücksichtigen und «das spürst du dann einfach im ausbleibenden Umsatz», wie er sagt. Jetzt hofft er, dass die Regierung am neuen Standort nicht auch noch eine Polleranlage plant. Das ist für ihn – wie für zahlreichen Betriebe in der Innenstadt – von existenzieller Bedeutung.

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