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  • Nathan Leuenberger
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Bleiben Sie jetzt stark: Das grosse Tram-Chaos am Steinenberg kommt im Spätsommer

Sie mögen sich sicher noch an das Tramchaos in der Innenstadt erinnern, das den Sommer 2016 fest im Griff hatte. Seien Sie nun stark: dieses Jahr wird es noch schlimmer. Die BVB haben am Freitag über die Pläne im Spätsommer informiert.

Der Spätsommer wird von einer umfangreichen Tram-Baustelle am Steinenberg gezeichnet sein. Am 9. September beginnen die Arbeiten unter Vollsperrung für drei Wochen und betreffen insgesamt neun Tramlinien. «Den Zustand der Gleise und Weichen am Steinenberg stufen wir als alarmierend ein», sagte der BVB-Infrastrukturleiter Bruno Stehrenberger an einem Medientermin am Freitag. «Wir müssen diese nun auswechseln, sonst bekommen wir echte Probleme.»

Seinen Zenit hat das Material am Steinenberg schon länger überschritten. Vor bald elf Jahren wurde die hochfrequentierte Tramstrecke zuletzt saniert. Bei einem Verkehrsknotenpunkt wie diesem rechne man mit etwa zehn Jahren Lebensdauer des Materials, so Stehrenberger. «Täglich verkehren am Steinenberg rund 1'800 Drämmli, was natürlich eine starke Belastung für das Rollmaterial ist.» Schon Ende 2015 habe man den Zustand als «alarmierend» eingestuft. Kurz darauf seien die neuen Weichen bestellt worden, um die alten nun ersetzen zu können. Schon von blossem Auge kann selbst ein Laie erkennen: der Zustand der Weichen ist kritisch.

Bild: barfi

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Die Planung und auch die Arbeiten wären eigentlich schon Jahre früher angebracht gewesen:«Wir haben einen riesigen Nachholbedarf», gibt Stehrenberger zu. Er wolle nicht zu sehr in der Vergangenheit wühlen, sondern in die Zukunft planen, «so dass wir unser Planungsmanagement besser in den Griff bekommen.»

Innert der drei Wochen im Spätsommer wird über 525 Meter gearbeitet. Alle Weichen und Gleise werden ersetzt. Anlieferungen über den Steinenberg sollen weiterhin möglich sein – wer aus der Innenstadt raus will, wird allerdings über den Kohlenberg umgeleitet. Der Tramverkehr fällt natürlich komplett aus, die Linien werden alle umgeleitet. Wie genau? Das wissen selbst die Verantwortlichen noch nicht.

Noch kein Plan, wie umleiten

Die Vollsperrung bringt einige Probleme mit sich. In der Innenstadt sei es für Ersatzbusse nicht möglich, gut zu wenden, erklärte Bernd Winter, der fürs Netzmanagement der BVB zuständig ist. «Im Vergleich zu sonst bauen wir dieses Mal nicht während der Schulferien. Somit haben wir auch mehr Passagiere, also Schüler und zusätzliche Arbeitspendler.» Ein fertiges Konzept, wie die Trams umgeleitet oder ersetzt werden sollen, gibt es noch nicht. Man sei dabei, dieses auszuklügeln. «Wir haben bis jetzt etwa 80 Prozent geplant, nun kommen die Feinschliffe», so Winter.

Als Beispiel zeigt er drei Varianten, wie mit Bussen über den Bahnhof SBB umgeleitet werden könnte. Auch da gibt es noch keine definitive Entscheidung. Sobald das Konzept steht, würde es via Flyer und Online verkündet. «Via App wird es dann auch möglich sein, den schnellsten Weg mit unseren öffentlichen Verkehrsmitteln ausfindig zu machen», fügt Winter an.

Die zweite Etappe der Elisabethenstrasse folgt

Nur ein paar Meter von der Monsterbaustelle entfernt wird ab dem 10. Juli ebenfalls kräftig gebastelt: Der zweite Teil der Elisabethenstrasse wird nun in Angriff genommen. Nachdem bereits im 2014/2015 erste Phasen beendet wurden, ist nun der Teil beim Bankverein dran. Über vier Phasen, die bis Ende November andauern, soll mehr Platz für Fussgänger, behindertengerechte Tramhaltestellen und ein neues Verkehrsregime entstehen.

Grundsätzlich ist diese Baustelle bei Weitem nicht so schlimm wie die am Steinenberg. Nur: die beiden Projekte überschneiden sich, was die Situation zusätzlich verschärft. Denn auch bei der Elisabethenstrasse muss gesperrt werden. Ende September gibt es dort eine Vollsperrung – in den Wochen zuvor ist jeglicher Verkehr Richtung Bahnhof unterbunden.

In der letzten Phase – vom 23. Oktober bis 17. November – verkehrt der ÖV dann wieder. Die restlichen Verkehrsteilnehmer müssen die Achse allerdings weiterhin umfahren.

Tief in die Taschen greifen

Dieses Jahr fällt der Startschuss für mehrere finanziell intensive Jahre für die BVB. Insgesamt 120 Millionen Franken seien für Bauarbeiten budgetiert, um das Tramnetz in den Zustand zu bringen, der gewünscht sei: «Zurzeit ist nicht Mal die Hälfte unseres Netzes im optimalen Zustand», so Bruno Stehrenberger.

Bild: bvb

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Immerhin, bis 2020 soll sich das ändern: «Läuft alles wie geplant, haben wir dann rund 60 Prozent der Gleise in annehmbaren Zustand.» Ein kleiner Trost: Ganz so schlimm wie diesen Spätsommer am Steinenberg soll es in den nächsten Jahren nirgends mehr sein.

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Auch am Dorenbachkreisel wird derzeit gebaut und ab nächster Woche starten die ersten Arbeiten für die Gleiserneuerungen der Mittleren Brücke. Barfi.ch zeigt hier eine Übersicht des zweiten grossen Basler Schienenbausommers. 

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