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  • Andreas Schwald

Bundesamt erhöht Warnstufe: jetzt schlägt die Grippe auch in Basel heftig zu

Erst wurde Basel von der nationalen Grippewelle verschont, jetzt schlägt die Influenza mit voller Wucht zu. Das Bundesamt für Gesundheit hat heute Mittwoch die Warnstufe für die Region erhöht, das Unispital verzeichnet seit Weihnachten einen massiven Fallanstieg. Der diesjährige Ausbruch ist heftig – und eigentlich viel zu früh dran.

Seit Weihnachten herrscht im Unispital Basel Hochbetrieb mit den Grippepatienten. In den Eingangshallen liegen Gesichtsmasken auf, mit denen sich Besucher ausrüsten müssen. Kleinkinder sollten draussen bleiben. «Es ist eine schwere Grippewelle mit deutlich mehr Fällen als im letzten Jahr», sagt Spitalsprecherin Sabina Heuss auf Anfrage von barfi.ch. Und: Die Welle findet damit auch bei uns gut vier bis sechs Wochen früher statt als üblich. Vergangene Woche hatte das Unispital bereits 93 bestätigte Influenza-Fälle zu verzeichnen.

Damit hat die Epidemie jetzt auch Basel erreicht. Heute Mittwoch aktualisierte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) seinen Lagebericht zur saisonalen Grippe. Die Karte: rot. In der ganzen Schweiz ist die Influenza weit verbreitet, in der Nordwestschweiz steigen die Fallzahlen derzeit weiter an. Die Daten erhebt das BAG anhand des Meldesystems «Sentinella», mittels dessen die Grippefälle laufend erfasst werden.

Inzidenz pro 100 000 Einwohner und Verbreitung nach Sentinella-Regionen, für die Woche 52/2016. (Screenshot Bundesamt für Gesundheit)

Zuerst erwiesen sich Basel und die Nordwestschweiz noch als wehrhaft gegen den Ausbruch des Erregers. Das BAG vergab im letzten Lagebericht der Region lediglich das Prädikat «verbreitet», eine Stufe unter dem aktuellen «weit verbreitet». Seit dieser Woche ist aber auch die Stadt am Rheinknie der saisonalen Epidemie erlegen.

Impfen immer noch möglich

Die Grippewelle ist zu allem hin auch noch sehr früh dran. In den vergangenen zwei Jahren brach sie erst einige Wochen nach Neujahr richtig aus. «Warum die Grippe im Dezember und Januar auftritt oder eher etwas später lässt sich nicht eindeutig erklären beziehungsweise für das jeweilige Jahr voraussagen», sagt der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen. «Wir wissen aber, weshalb die Grippe in unseren Breiten immer im Winter auftritt: Grippeviren mögen es kalt und trocken. Durch das Heizen bedingt haben wir eine relativ trockene Luft und die kühlen Wintertemperaturen fördern weiter die Ausbreitung des Grippevirus.» Und trocken genug war es im Dezember: Fast schon wochenlang gleichbleibende Wetterlage, kühle und windige Temperaturen, kaum Niederschlag.

Anzahl wöchentliche Konsultationen aufgrund Grippeähnlicher Erkrankungen, hochgerechnet auf 100'000 Einwohner. (Screenshot Bundesamt für Gesundheit)

Es hustet, es niest und es gliederschmerzt flächendeckend und das heisst auch wieder: regelmässig die Hände waschen, nicht in die Hand, sondern in den Ärmel oder in ein Taschentuch husten und geschlossene Räume regelmässig lüften. Darüber hinaus kann man sich immer noch gegen die Grippe impfen lassen, das wird auch von Ärzten empfohlen, allerdings mit weniger Erfolgsgarantie als noch im Herbst. Das Pech für Zuspätgekommene: Wer den Erreger bereits in sich trägt, dem nützt auch die Impfung nicht mehr viel.

Tamiflu bereits im Einsatz

Da muss dann das spätestens seit der Schweinegrippe-Epidemie 2009/2010 berühmte Medikament Tamiflu von Roche her. Wie im Basler Unispital: «Patienten, die sich sehr früh nach Symptombeginn vorstellten, werden mit Tamiflu behandelt», sagt Sprecherin Heuss. Die meisten Patienten könnten zudem ambulant behandelt werden.

Wer bleiben muss, den bringt das Spital auf einer Station mit den anderen Influenzapatienten unter, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Die Schichten für die Pflege seien rund um die Uhr verstärkt worden, die Personalsituation werde täglich evaluiert und entsprechend angepasst. Zudem hat die Abteilung für Klinische Mikrobiologie ihre Öffnungszeiten erweitert, um mit zusätzlichen Schichten eine «verbesserte und schnellere Diagnostik» sicherzustellen.